Ausblick auf das neue Jahr 2020
Ausblick auf das neue Jahr 2020
Weihe des neuen Kärntner Bischofs und Pfarrgemeinderäte-Kongress in Österreich, "Synodaler Weg" in Deutschland und Eucharistischer Weltkongress in Budapest . Über ein neues Jahr im Pontifikat von Franziskus hingegen war selten so wenig bekannt wie 2020
Die Weihe des neuen Kärntner Bischofs Josef Marketz, eine mehrtägige Großveranstaltung mit hunderten Pfarrgemeinderats-Mitgliedern aus ganz Österreich und eine für Herbst geplante landesweite "Biblische Festwoche" sind drei der bereits bekannten Fixpunkte im Leben der katholischen Kirche in Österreich im Jahr 2020.
Gleich zu Jahresbeginn wird zudem bekannt werden, wie der Papst mit dem formellen Rücktrittsgesuch von Kardinal Christoph Schönborn umgeht, der am 22. Jänner 75 wird. Wie vom Kirchenrecht zu dieser Altersgrenze vorgeschrieben, hat der Wiener Erzbischof dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten. Franziskus kann den Rücktritt annehmen oder die Amtszeit Schönborns als Erzbischof verlängern.
Beendet hat der Papst zuletzt das lange Warten auf einen neuen Kärntner Bischof. Der bisherige Caritasdirektor Josef Marketz wird am 2. Februar im Klagenfurter Dom zum Bischof geweiht. Wenige Wochen später nimmt er ab 16. März in Matrei am Brenner an seiner ersten Bischofskonferenz-Vollversammlung teil. Die Sommer- bzw. Herbsttagung der Bischöfe findet 2020 in Mariazell (Juni) und Salzburg (November) statt. Zu erwarten ist, dass das Jahr auch eine Klärung der Vorwürfe gegen den nunmehrigen St. Pöltner Bischof Alois Schwarz bringt.
Am 26. Jänner feiert die Kirche in Österreich und weltweit den ersten vom Papst ausgerufenen "Sonntag des Wortes Gottes". Im Rahmen der laufenden "Jahre der Bibel" wird im Herbst (25. September bis 4. Oktober) zu einer "Biblischen Festwoche" mit verschiedensten Veranstaltungen zur Bibel in ganz Österreich eingeladen. Auch die Österreichische Pastoraltagung (9. bis 11. Jänner) in Salzburg steht unter dem Motto "Bibel. hören.lesen.erleben."
Fortgesetzt werden im nächsten Jahr auch die laufenden Diözesanreformen. Sie betreffen vor allem das nach wie vor sehr dichte Pfarrnetz und zielen auf zeitgemäße Seelsorgestrukturen ab. Ende Mai will etwa die Diözese Linz mit einem großen Pilgertag den Auftakt zur Umsetzung der Reformen im Rahmen ihres "Zukunftsweges" setzen. Wie inmitten der Veränderungen der Pfarrstrukturen das christliche Leben so gestaltet werden kann, dass Menschen in der Kirche für ihr Leben Halt und Orientierung finden, ist vom 21. bis 23. Mai auch Thema des nächsten Österreich-Kongresses der Pfarrgemeinderäte in Saalfelden.
Das jährliche Großereignis "Lange Nacht der Kirchen" findet 2020 am 5. Juni statt. Zwischen 14. und 17. Oktober geht auch Österreichs größte Jugendsozialaktion - die von der Katholischen Jugend organisierten "72 Stunden ohne Kompromiss" in ihre nächste Runde. Klagenfurt ist von 3. bis 5. Juli Schauplatz der große Jugendmissionsaktion "#Jesus in the City". Zum selben Datum laden in Graz die Evangelischen Kirchen in Österreich und die Diözese Graz-Seckau zur ökumenische Großveranstaltung "Christliche Begegnungstage".
Bereits am 12. April soll Österreichs größtes Musikinstrument wieder erklingen: Im Stephansdom wird am Ostersonntag die neue "Riesenorgel" geweiht. Die Diözese Eisenstadt feiert bis November ihr Jubiläumsjahr zum 60-jährigen Bestehen, Hauptereignis ist ein großes Jubiläumsfest in der burgenländischen Landeshauptstadt am 1. Juni.
Auch außerkirchlich wird 2020 von der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren mitgeprägt sein. Die internationale Gedenk- und Befreiungsfeier des "Mauthausen Komitee Österreich" in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen findet am 10. Mai statt. Schon am 9. April ist der 75. Jahrestag der Hinrichtung des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. An das Schicksal eines weiteren Märtyrers der NS-Zeit, des seligen Franz Jägerstätter, erinnert ein Film von US-Regisseur Terrence Malick, der am 31. Jänner in die österreichischen Kinos kommt.
Einige prominente Persönlichkeiten aus den heimischen Kirchen und Religionsgemeinschaften feiern heuer (halb-)runde Geburtstage. So vollendet der frühere Eisenstädter Bischof Paul Iby sein 85. Lebensjahr (23. Jänner), 80 werden die emeritierten Bischöfe von Linz und St. Pölten, Ludwig Schwarz (4. Juni) und Klaus Küng (17. September), aber auch der Herzogenburger Altpropst Maximilian Fürnsinn (5. Mai). Seinen 70. Geburtstag feiert der langjährige Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg (26. Juni). Ihr 60. Lebensjahr vollenden der Feldkircher Bischof Benno Elbs (16. Oktober), Caritas-Präsident Michael Landau (23. Mai) und der lutherische Bischof Michael Chalupka (21. Juli).
International blickt die Kirche 2020 unter anderem auf den Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland. Mit dem auf zwei Jahre angelegten "Synodalen Weg" wollen die Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens beraten. Die erste Großversammlung findet vom 30. Jänner bis 1. Februar in Frankfurt statt.
Schauplatz eines internationalen kirchliche Großereignisses ist Budapest. Vom 13. bis 20. September findet in der ungarischen Hauptstadt der Internationale Eucharistische Weltkongress der katholischen Kirche statt. An auch weltkirchlich interessanten Gedenktagen findet sich etwa der 100. Geburtstag des Heilige Papst Johannes Paul II. (1978-2005) am 18. Mai. Ebenfalls vor 100 Jahren wurde die Gründerin der Fokolar-Bewegung, Chiara Lubich (1920-2008), geboren (22. Jänner). In der Orthodoxie feiert der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., am 29. Februar seinen 80. Geburtstag. Über den Vatikan hinaus wird die für März geplante Öffnung der vatikanischen Archive für den Zeitraum des Pontifikats von Papst Pius XII. (1939-1958) für Aufsehen sorgen.
Über ein neues Jahr im Pontifikat von Papst Franziskus war selten so wenig bekannt wie 2020. Im Schnellüberblick stehen für das kommende Jahr bloß die Liturgien zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten fix fest. Außerdem ist für Ende Februar schon lange ein Treffen katholischer Bischöfe aus dem Mittelmeerraum in Bari geplant. Dabei soll es um Friedens- und Europafragen gehen. Zum Abschluss der Tagung am 23. Februar wird der Papst in der süditalienischen Hafenstadt erwartet.
Sieben Auslandsreisen absolvierte Franziskus 2019. Für 2020 aber ist bisher noch keine Reise offiziell bestätigt. Dass der Papst den Irak besuchen will, ist klar. Allein die Sicherheitslage hält davon ab - wohl weniger Franziskus selbst als die Organisatoren. Gleiches gilt für den Südsudan, dem der Papst einen gemeinsamen Besuch mit Anglikaner-Primas Justin Welby versprochen hat. Zuvor jedoch sollten Präsident Salva Kiir und sein Kontrahent Riek Machar eine funktionierende Regierung der nationalen Einheit aufstellen.
Ansonsten gibt es Hinweise auf einen Montenegro-Besuch, und es würd über eine weitere Asien-Reise gemunkelt. Indonesien und Papua-Neuguinea werden genannt; das katholische Ost-Timor böte sich ebenfalls an. In Indonesien, dem Land mit der größten muslimischen Gemeinde weltweit, könnte Franziskus seinen in Nordafrika und Arabien begonnen Dialog mit dem Islam fortsetzen, aber auch auf Religionsfreiheit pochen. Papua-Neuguinea und Ost-Timor wären für das Thema Inkulturation spannend. Und alle zusammen sind vom Klimawandel betroffen. Spekulationen, 2020 werde Franziskus endlich seine Heimat Argentinien besuchen, sind inzwischen wieder verstummt. Genaue Gründe weiß kaum einer zu nennen.
Was Franziskus zudem weiter umtreiben wird, ist seine Sorge vor einem Dritten Weltkrieg, zumindest vor weiter zunehmender Gewalt - befeuert von wachsender Ungleichheit, den Folgen des Klimawandels und dem oft fahrlässigen Umgang mit der weltweiten Migration. Ansprachen, Reisen, Dokumente - alles wird er nutzen, um weiter wachzurütteln und Verantwortliche wie einfache Gläubige und alle Menschen guten Willens zu anderem Handeln und Lebensstil zu bewegen. Für 14. Mai lädt der Vatikan zudem zu einer internationalen Veranstaltung für einen vom Papst angestoßenen "Gobalen Bildungspakt".
Umgekehrt werden andere Themen eher den Papst vor sich hertreiben: etwa der weitere Umgang mit Missbrauch, die Kurienreform und die Finanzen des Heiligen Stuhls. Im Februar soll sich der Kardinalsrat letzter Rückmeldungen zu einem erneuerten Entwurf der künftigen Kurienverfassung "Praedicate evangelium" annehmen. Schon Ende 2018 wurde erwartet, der Papst werde die Konstitution, in der bereits erfolgte Reformen festgehalten und einige neue angekündigt werden, bald im neuen Jahr veröffentlichen. Irgendwann 2020 sollte es endlich klappen.