Die geborene Wienerin ist seit mehr als 65 Jahren in der Bewegung für Gewaltfreiheit engagiert.
Die geborene Wienerin ist seit mehr als 65 Jahren in der Bewegung für Gewaltfreiheit engagiert.
Die gebürtige Wienerin und Ehrenpräsidentin des Internationalen Versöhnungsbundes setzt sich seit Jahrzehnten weltweit für Gewaltlosigkeit und Frieden ein.
Hildegard Goss-Mayr, die Ehrenpräsidentin des "Internationalen Versöhnungsbundes", wird am Mittwoch, 22. Jänner, 90 Jahre alt. Die geborene Wienerin ist seit mehr als 65 Jahren in der Bewegung für Gewaltfreiheit engagiert. Gemeinsam mit ihrem 1991 verstorbenen Mann Jean Goss hat Hildegard Goss-Mayr im unermüdlichen Einsatz in vielen Krisengebieten - von Lateinamerika bis zu den Philippinen, vom Libanon bis Afrika - die Menschen mit Spiritualität und Praxis des gewaltfreien Einsatzes für Gerechtigkeit und Frieden vertraut gemacht. Die überzeugte Katholikin wurde bereits zwei Mal für den Friedens-Nobelpreis nominiert. 1991 wurde sie mit dem Niwano-Friedenspreis ausgezeichnet.
Hildegard Goss-Mayr wurde 1930 in Wien als Tochter des Gründers des österreichischen Zweigs des Internationalen Versöhnungsbundes, Kaspar Mayr, geboren. Nach den Erfahrungen der NS-Herrschaft in ihrer Kindheit studierte sie in Wien und in New Haven (USA) Philosophie, Philologie und Geschichte. 1953 promovierte sie als erste Frau an der Wiener Universität "sub auspiciis". Im selben Jahr begann sie für den Internationalen Versöhnungsbund zu arbeiten. 1958 heiratete sie den französischen Friedensaktivisten Jean Goss, mit dem sie zwei Kinder bekam.
Bis Anfang der 1960er Jahre engagierte sie sich vor allem für den Aufbau gewaltfreier Bewegungen und für den Ost-West-Dialog. 1958 fanden auf Betreiben Hildegard Goss-Mayrs zum ersten Mal katholische, evangelische und orthodoxe Christen aus aller Welt, auch aus der damaligen Sowjetunion, zusammen, um sich mit der Bedeutung der Gewaltlosigkeit Jesu zu befassen. 1962 begann sie ihre Arbeit in Lateinamerika für den Aufbau gewaltloser Befreiungsbewegungen. Sie wurde Beraterin von Bischöfen wie Dom Helder Camara. Von ihr beeinflusst ist auch der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel, der den gewaltlosen Kampf gegen die argentinische Militärdiktatur anführte.
Während des Zweiten Vatikanischen Konzils erstellte Goss-Mayr zusammen mit den Theologen Yves Congar, Bernhard Häring und Karl Rahner Vorschläge zur Gewaltlosigkeit, die in der Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" Niederschlag fanden. Anfang der 1970er Jahre weitete sie ihr Engagement auf Afrika und in den Nahen Osten aus, Anfang der 1980er Jahre nach Asien. Der Erfolg der "Rosenkranz-Revolution" gegen das Marcos-Regime auf den Philippinen war auch ihrem Einfluss und ihrer Schulung von Gruppen für den gewaltlosen Widerstand zu verdanken; Hildegard Goss-Mayr wurde deswegen auch 1987 - wie schon 1979 - für den Friedensnobelpreis nominiert. Später galt ihr Engagement vor allem der Friedensförderung in den Staaten des Gebietes der "Großen Seen" (Grands Lacs) in Ostafrika.
In Österreich setzte sie sich v.a. für die Umsetzung der aktiven Gewaltfreiheit in den christlichen Kirchen und im interreligiösen Dialog, für die Schaffung von Friedensdiensten sowie für die Ziele der UNO-Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit (2001-2010) ein.
Von 1966 bis 1985 war Hildegard Goss-Mayr die Vizepräsidentin des Internationalen Versöhnungsbundes. Seit 1985 ist sie Ehrenpräsidentin der Organisation. Sie veröffentlichte zahlreiche Publikationen zu den Themen Gewaltfreiheit, Frieden und Versöhnung. 1996 erschien ihre Autobiografie mit dem Titel "Wie Feinde Freunde werden" mit einem Geleitwort von Kardinal Franz König. Ihr Engagement wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, unter anderem erhielt sie 1979 den Preis der "Bruno-Kreisky-Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte.
Hildegard Goss-Mayr lebt heute zurückgezogen in einer kleinen Wohnung in Wien, nimmt aber immer noch rege an den Aktivitäten des Internationalen Versöhnungsbundes anteil.