Ordensleute bei der jährlichen Vesper zum Tag des geweihten Lebens
Ordensleute bei der jährlichen Vesper zum Tag des geweihten Lebens
"Was wäre die Welt, wenn es die Ordensleute nicht gäbe?“ zitiert Papst Johannes Paul II anlässlich des ersten Tages des geweihten Lebens am 2. Februar 1997 die französischen Kirchenlehrerin und Ordensfrau Thérèse von Lisieux.
Tatsächlich, so kann man ruhig hinzufügen, was wäre nicht nur die Kirche, sondern auch Österreich, Europa, die Welt ohne das Lebenszeugnis und das vielfältige Wirken der unterschiedlichen Ordensgemeinschaften?
Bis heute prägen nicht nur die imposanten Stifte der Chorherren und Mönche unser Land, auch die zahlreichen Gesundheits- und Bildungseinrichtungen der Ordensgemeinschaften erfreuen sich hoher Beliebtheit. In der Geschichte Österreichs zeigt sich seit der Zeit Josephs II aber auch die fatale Tendenz, Orden nach ihrem konkreten gesellschaftlichen Engagement oder „Nutzen“ zu beurteilen.
Fatal deshalb, weil sich das „geweihte Leben“ nach den evangelischen Räten, wie man die Gelübde der ehelosen Keuschheit, der Armut und des Gehorsams auch nennt, unverständlich bleiben muss, wenn man sie nicht in erster Linie als Christusnachfolge und damit“ Leben nach dem Evangelium“ begreift.
Genau das wollte aber Papst Johannes Paul II in den Mittelpunkt stellen, als er in seinem apostolischen Schreiben „Vita Consecrata“ von 25. März 1996, den 2. Februar, das Fest der „Darstellung des Herrn“, zum „Tag des geweihten Lebens“ erklärte. Im Leben der Christen in einer Ordensgemeinschaft, einem Säkularinstitut oder - wie es das II. Vatikanische Konzil neu ermöglichte - als Eremit oder geweihte Jungfrau bzw. Witwe wird, so der Papst, auf exemplarische Weise sichtbar, wozu jeder Christ durch die Taufe berufen ist: zu einer persönlichen Freundschaft und Nachfolge Christi. Tatsächlich sind Klöster und Orden bis heute wichtiger Bezugspunkt und Quelle der Inspiration für Christen, aber auch für Menschen außerhalb der Kirche. Darum, so der Papst, ist der Tag des geweihten Lebens zuerst ein Tag der Freude und des Dankes für alle Christen.
Mit seiner Einrichtung wollte Johannes Paul II aber auch ausdrücklich bewirken, dass die Angehörigen der Gemeinschaften diesen Tag als ihren eigenen Feiertag begehen. Im Zentrum sollen die Freude an und der Dank für die persönliche Berufung stehen.
Eine Freude, die in Zeiten großer, oft schmerzhafter Veränderungen für die Gemeinschaften vielleicht die größte Herausforderung ist.Gerade in Europa, das den Ordensgemeinschaften so viel an religiöser und kultureller Prägung verdankt, scheint das Ordensleben vor allem infolge mittlerweile jahrzehntelangen, mangelnden Zuwachses in einer epochalen Krise zu stecken.
Ein Blick in die Geschichte der Orden selbst kann da allerdings helfen: Tatsächlich sind viele Gemeinschaften im Lauf der Jahrhunderte beinahe oder auch tatsächlich verschwunden. Viele sind, nicht selten unerwartet wieder aufgeblüht, andere ganz neu entstanden. „Succisa virescunt“ ("Abgehauenes blüht neu auf")ist nicht umsonst einer der Devisen mancher Gemeinschaften. So gesehen, gibt es auch am 2. Februar 2020 für die Institute des geweihten Lebens aufs Ganze gesehen allen Grund zu Hoffnung und Freude.
Übrigens hat Papst Johannes Paul II einen weiteren weltweiten Tag des kontemplativen Ordenslebens jährlich am 21. November hinzugefügt. Die in Klausur und Abgeschiedenheit lebenden Mönche und Nonnen bilden die ältere Form des christlichen Ordenslebens ab. In unserer Erzdiözese gibt es zurzeit fünf kontemplative weibliche Ordensgemeinschaften, davon drei im Vikariat Stadt.
Im Gebiet der Erzdiözese Wien leben und wirken aktuell 1091 Ordensfrauen und 863 Ordensmänner in 64 weiblichen bzw. 54 männlichen Instituten des geweihten Lebens.
In Österreich gibt es derzeit insgesdamt 109 weibliche und 86 männliche Ordensgemeinschaften. Rund 4.900 Ordensfrauen und -männer wirken im Land. Die 232 Ordensschulen werden von mehr als 51.000 Schülerinnen und Schülern besucht.
In den 23 Ordensspitälern wurden im Vorjahr rund 545.000 Patienten stationär oder tagesklinisch und weitere 1,47 Millionen Patienten ambulant betreut. Es gibt 500 heimische Ordensarchive bzw. -bibliotheken mit vier Millionen Büchern.
In Wien starten die Feierlichkeiten am 2. Februar um 15 Uhr mit einer Vesper im Stephansdom. Es findet auch eine Ehrung der Ordensjubilarinnen und -jubilare mit anschließender Agape statt.
In der Diözese Eisenstadt beginnen die Feierlichkeiten am 2. Februar um 15 Uhr mit einer feierlichen Vesper in der Zisterzienserinnenabtei Marienkron in Mönchhof. Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics ist durch einen Auslandsaufenthalt verhindert und wird vom Bischofsvikar für die Orden, P. Lorenz Voith, vertreten. Die Diözese rechnet mit knapp 80 teilnehmenden Ordensmitgliedern aus dem Burgenland.
In der Diözese Innsbruck lädt das Stift Wilten am 31. Jänner ab 15 Uhr zu einer Vesper in die Stiftskirche. In der Diözese St. Pölten steht anlässlich des "Tags des geweihten Lebens" im Stift Lilienfeld u.a. ein Vortrag von Abt em. Christian Haidinger unter dem Titel "einfach.gemeinsam.wach - Schritte in die Zukunft der Orden" und eine Vesper im Kapitelsaal mit Lichterprozession durch den Kreuzgang auf dem Programm.
Die Diözese Linz begeht den "Tag des geweihten Lebens" am 1. Februar bei den Kreuzschwestern. Nach einer Begrüßung durch Sr. Michaela Pfeiffer-Vogl hält Bischofsvikar Adi Trawöger einen Impulsvortrag zum Thema "Das Geschenk der Zuversicht". Der Tag schließt um 15.45 Uhr mit einer Eucharistiefeier.
In der Diözese Gurk-Klagenfurt wird der "Tag des geweihten Lebens" heuer erst am 9. Februar gefeiert, da eine Woche früher Josef Marketz im Dom zu Klagenfurt zum 66. Bischof der Diözese Gurk geweiht wird. Auf dem Programm stehen ein Vortrag und eine Vesper. Ort ist das Stift St. Georgen.
In der Diözese Graz-Seckau wird der "Tag des geweihten Lebens" am 1. Februar in der Stadtpfarrkirche Graz begangen. Um 10 Uhr findet eine Anbetung in der Abendkirche statt, um 11 Uhr eine Hl. Messe in der Hauptkirche mit Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz. Schauplatz für die Feierlichkeiten in der Diözese Feldkirch ist heuer das Zisterzienserkloster Mariastern-Gwiggen. Die Lichtvesper beginnt am 1. Februar um 17 Uhr.