Lebend und Zeugnis von Franz und Franziska Jägerstätter
Lebend und Zeugnis von Franz und Franziska Jägerstätter
Terrence Malicks "Ein verborgenes Leben" läuft nach Vorpremieren nun in den österreichischen Kinos an - Würdigungen in feinschwarz.net und "Filmdienst".
Terrence Malicks Spielfilm "Ein verborgenes Leben" über den oberösterreichischen Glaubensmärtyrer Franz Jägerstätter überzeugte bei Vorpremieren nicht nur persönlich mit dem Seliggesprochenen Befasste wie den als Postulator fungierenden späteren Linzer Bischof Manfred Scheuer, Biografin Erna Putz oder die Jägerstättertochter Maria Dammer: Auch katholische Filmexpertinnen - Viera Pirker auf der theologischen Feuilleton-Website feinschwarz.net und Esther Buss für das katholische deutsche Fachmedium "Filmdienst" - loben das fast dreistündige Drama kurz vor dem Filmstart in den österreichischen und deutschen Kinos als visuell und inhaltlich gelungen.
Wie Viera Pirker, Universitätsassistentin am Wiener Institut für Praktische Theologie und Mitglied im Internationalen Forschungsnetzwerk "Religion - Film - Media", darlegt, bringt der vielfach ausgezeichnete Malick "einen für Österreich und Deutschland wichtigen Film ins Kino, in dem die theologische und anthropologische Sensitivität des Regisseurs mit seiner schwebenden Bildsprache erneut kongenial ineinander fließen".
"Ein verborgenes Leben" zeige einen doppelten Leidensweg, so Pirker: Franz geht in dieser filmischen Adaptierung der Passionsgeschichte Jesu zum Schaffott, mit mehreren Versucher-Szenen, Verspottung und Geißelung und schließlich zur Hinrichtung. Auf seiner Frau Fani liegt ein weiteres Hauptaugenmerk des Regisseurs, schreibt die Theologin; er konzentriere sich auf die im Glauben getragene, enge Beziehung zwischen dem jungen Bauernpaar. Auch Fani erlebe eine Passion als Wegbegleiterin ihres Mannes, die im Film zusätzlich einer höhnischen Grausamkeit im Dorf ausgesetzt sei.
Die Menschen fühlten sich von Jägerstätters Gewissensentscheidung "bedroht und angefragt, ja verraten", erklärt die Filmexpertin. Auch die kirchliche Obrigkeit komme mit dem glaubenstreuen Bauern "an den Rand ihrer eigenen Kompromisse": Pfarrer, Bischof, Bürgermeister, später der Anwalt in Berlin und der Richter - sie alle seien durch Franz' Entscheidung "in ihrer eigenen Position (und Lebenslüge) angefragt und verurteilt".
Wie schon in früheren Filmen wie "Tree of Life" kontextualisiere Malick zum ethischen Drama "Gottes gewaltige Schöpfung in ihrer Erhabenheit, in der menschliche Zeitläufe vergänglich und vorläufig wirken", in der sich anderseits - so Pirker - aber moralische Fragen immer in Absolutheit und höchster emotionaler Brisanz stellen.
Von den Nazis "zerstörten Paradies"
Esther Buss "Filmdienst" erwähnt die von Malick "feierlich zelebrierte Idylle" der - in Südtirol eingefangenen - bäuerlichen Lebenswelt der Jägerstätters: Sie bewege sich "nah an der Grenze zum Bergkitsch", in der Logik des Films mache die Überhöhung jedoch absolut Sinn. Denn "Ein verborgenes Leben" ist laut Buss nichts anderes als die "Geschichte eines vom Bösen vergifteten und schließlich zerstörten Paradieses, in der Franz Jägerstätter zur Verkörperung eines unerschütterlichen Gewissens wird". Kein politischer Widerstandskämpfer sei er, sondern ein Gläubiger, der seine Kraft aus Gott und aus der Liebe zu Fani ziehe.
Die "Filmdienst"-Rezension rät zur Originalversion mit ihrem "bizarren Sprachmischmasch aus Englisch und Deutsch beziehungsweise Österreichisch (auch hier gibt es einen kruden Mix regionaler Dialekte)". Dies mute "richtiger" an als die "homogenisierende" deutsche Version, in der alles wirke wie aus einem Guss. (Info: www.feinschwarz.net; https://www.filmdienst.de/kino/laufende-woche)