Papst Franziskus- Die Einladung zum gemeinsamen Blick auf das Wirken Gottes in der Kirche
Papst Franziskus- Die Einladung zum gemeinsamen Blick auf das Wirken Gottes in der Kirche
Schweigen ist auch eine Form der Kommunikation. Das gilt auch, wenn Papst Franziskus auf die Anregung der Amazonien-Synode, ausnahmsweise die Priesterweihe verheirateter Männer zuzulassen, weder ja sagt noch nein, nicht einmal ein „darüber müssen wir noch nachdenken“, sondern: nichts. Was will er uns damit sagen?
Mein Eindruck: Der Papst hat es nicht geschätzt – und hat das am Ende der Synode auch ausgedrückt – dass manche Kreise der Weltkirche die Nöte Amazoniens links liegen lassen, aber die Synode als Türöffner für ihre eigenen Kirchenvorstellungen sehen wollen. Die lässt er jetzt einmal schmoren.
Aber wichtiger noch: Ich denke, dass Papst Franziskus bei vielen „heißen Eisen“ eine ganz klare Agenda hat: nicht diese oder jene Lösung, sondern eine Kirche, die gemeinsam diskutiert, nachdenkt und vor allem auf den Heiligen Geist hört. Um dann, irgendwann einmal, nicht dorthin zu kommen, wo der Papst oder die Liberalen oder die Konservativen hinwollen, sondern dorthin, wo Gott uns hinführen möchte.
Die Reaktion des Papstes auf die Anregungen der Amazonien-Synode ist daher nicht, einsam und schnell Beschlüsse zu fällen, sondern redend darüber nachzusinnen – und die ganze Weltkirche einzuladen, es genauso zu tun.
Das kirchenhistorische Verdienst von Franziskus wird nicht das Erreichen bestimmter Ziele sein, sondern die Wiedergewinnung der Kultur des für Gottes Wirken offenen und kollegialen Gesprächs, das den gemeinsamen Weg bestimmt.