Bischof Michael Memelauer, St. Pölten
Bischof Michael Memelauer, St. Pölten
1961 verstorbener Oberhirte hatte in der NS-Zeit als einziger österreichischer Bischof vor dem NS-Euthanasieprogramm gewarnt. Regisseurin Anita Lackenberg mitten in Dreharbeiten über einen zu Unrecht wenig bekannten Bischof.
Als eine "Botschaft gegen das Vergessen" hat die Regisseurin Anita Lackenberg die derzeit entstehende Filmdokumentation über das Leben des früheren St. Pöltner Bischofs Michael Memelauer (1874-1961) bezeichnet.
Als "Herzstück" des Filmporträts nannte die Historikerin in einem Interview mit "Kirche bunt" (aktuelle Ausgabe) die Silvesterpredigt Memelauers vom 31. Dezember 1941, in der er mit den Worten "vor unserem Herrn gibt es kein unwertes Leben" vor dem Euthanasieprogramm der Nazis gewarnt hatte. Trotzdem gebe es über den Bischof - einen "großen Repräsentanten der österreichischen Geschichte" - nur wenige öffentliche Informationen, "nahezu nichts".
Der Bischof legte u.a. die Basis für die Caritas der Diözese St. Pölten, die am 14. Februar ihr 100-jähriges Bestehen feiert.
Memelauer, der von 1927 bis 1961 die Diözese St. Pölten leitete, beschrieb die Historikerin als "Mensch, der sein Handeln - verbunden mit einem tiefen Glauben - über jede Angst gestellt hat". Sein Einsatz und "das Hartnäckige und Widerständige an ihm" nannte sie auch als Hauptgründe für das Filmporträt, das die wichtigsten Lebensstationen Memelauers nachzeichnet.
Der Bischof habe "seinen moralischen Kompass nicht an jede Strömung der Zeit" angepasst. Trotz kritischer Predigten sei er aber vom Konzentrationslager verschont geblieben, obwohl "Menschen für viel weniger eingesperrt und umgebracht" wurden, erinnerte die Regisseurin. Die Gründe dafür würden laut Lackenberg wahrscheinlich in der "persönlichen Verbindungen bzw. auch Wertschätzungen von Menschen, die ihn vielleicht aus früheren Zeiten kannten, aus Zeiten vor dem Nationalsozialismus" liegen.
Das Porträt sei damit auch eine Art "filmischer Blick in ein Jahrhundert-Leben", meinte die Historikerin. So beinhalte die Zeitspanne des Bischofs politische Umbrüche, soziale und wirtschaftliche Verwerfungen, Bürgerkrieg, Weltkriege, Unmenschlichkeit, Armut und Zerstörung, aber auch Aufbruch und Hoffnung.
Einen Einblick in das Selbstverständnis Memelauers gebe laut Lackenberg auch dessen bischöflicher Wahlspruch "Veritati in caritate" (dt.: "Der Wahrheit dienen in Liebe").
Der zwischen Februar und Mai 2020 entstehende Memelauer-Film passiert die Lebensstationen des Langzeit-Bischofs, darunter neben St. Pölten auch seinen Geburtsort Sindelburg (Bezirk Amstetten) wie auch das Stiftsgymnasium in Seitenstetten. Dort gebe es bis heute Menschen, wie seinen letzten Kammerdiener, die von der Güte und Menschlichkeit des Bischofs erzählen. Es würden sich aber auch noch "seine Möbeln, seine Kleidung oder auch handgeschriebene Bücher sowie auch die eine oder andere Erinnerung von Zeitzeugen, die ihn noch in ihrem Herzen tragen" finden lassen.
Laut "Kirche bunt" sucht die Regisseurin noch Statisten und Statistinnen für das Filmporträt. "Wir müssen den Dom mindestens dreimal füllen", so Lackenberger (Infos: Kathrin Hahn, Diözese St. Pölten, E-Mail: k.hahn@kirche.at).