Die Caritas verfüge österreichweit über 400 Einrichtungen, die Kindern in schwierigen Situationen helfen; 54 davon sind Lerncafés, in denen 2.100 Kinder meist mit Migrationshintergrund am Nachmittag betreut werden.
Die Caritas verfüge österreichweit über 400 Einrichtungen, die Kindern in schwierigen Situationen helfen; 54 davon sind Lerncafés, in denen 2.100 Kinder meist mit Migrationshintergrund am Nachmittag betreut werden.
Landau, Raab und Anschober anlässlich des "Welttags der Sozialen Gerechtigkeit" in Caritas-Lerncafé. Bildung soll als beste Armutsprävention gestärkt werden, Caritas regt auch Armuts-Checks und eine reparierte Sozialhilfe an.
Die Caritas will den von der türkisgrünen Regierung geplanten Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Kinderarmut in Österreich unterstützen und hat durch Präsident Michael Landau dazu auch gleich drei Vorschläge deponiert: Vergleichbar mit dem "Klima-Check" für Gesetze und Bestimmungen solle es künftig auch einen Armuts-Check geben; die unter Türkis-blau beschlossene "Sozialhilfe neu" gelte es zweitens zu "reparieren" und drittens Bildung als beste Armutsprävention zu stärken. Landau präsentierte diese "zentralen Punkte" am Mittwoch bei einem Besuch im Caritas-Lerncafé in der Kempelengasse in Wien-Favoriten, an dem auch Sozialminister Rudolf Anschober und Integrationsministerin Susanne Raab teilnahmen. Anlass war der am 20. Februar begangene "Welttag der Sozialen Gerechtigkeit".
Gemeinsamer Tenor des Caritas-Präsidenten und der beiden Minister in den anschließenden Statements vor der Presse: Alle in Österreich lebenden Kinder - und besonders die 57.000 in manifester Armut lebenden - sollen Chancen auf ein gelingendes Leben bekommen. Der seit 2009 begangene "World Day of Social Justice" erinnere daran, dass eine funktionierende Gesellschaft auf ihre schwächsten Mitglieder nicht vergessen darf, sagte Michael Landau. Zuletzt habe man in Österreich und in ganz Europa den Eindruck gewinnen können, dass diese Verantwortung füreinander, die neben der Selbstverantwortung unverzichtbar sei, "aus dem Blick geraten" sei.
Auch in Österreich, wo die meisten "in der Geburtslotterie einen Haupttreffer gezogen" hätten, gibt es nach den Worten Landaus viele, die an oder gar unter der Armutsgrenze leben. Und Heranwachsende seien von Armut überproportional betroffen: 332.000 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre gelten als laut Statistik Austria armutsgefährdet.
Die Caritas verfüge österreichweit über 400 Einrichtungen, die Kindern in schwierigen Situationen helfen; 54 davon sind Lerncafés, in denen 2.100 Kinder meist mit Migrationshintergrund am Nachmittag betreut werden. 97 Prozent von ihnen schlössen das Schuljahr positiv ab, verwies Landau stolz auf eine "Erfolgsgeschichte". Er dankte Ministerin Raab und ihren Vorgängern für die staatlichen Fördergelder und bat um weitere Unterstützung. Immerhin 860 Kinder würden auf einen Platz im Lerncafé warten.
In der Caritas habe man das Regierungsprogramm vor allem in Bezug auf die darin festgehaltene Armutsbekämpfung genau gelesen, sagte Landau. Er begrüße es sehr, dass in der Legislaturperiode die Zahl der Armutsgefährdeten in Österreich halbiert werden soll. Freilich: "Papier ist geduldig", so Landau, "die Armutsbetroffenen können es oft nicht sein". Es brauche nicht nur Pläne, sondern auch Taten.
"Kinder, egal woher sie kommen, sollen die gleiche Chance bekommen", versicherte Integrationsministerin Raab unter dem Eindruck des Besuches im Caritas-Lerncafé. Sie bekannte sich zur Förderung dieser Art des gemeinsamen Lernens, bei der der Fokus auf dem Potenzial und nicht auf den Defiziten der Kinder liege. Der Erwerb der deutschen Sprache sei ein Schlüssel zur Teilhabe an der Gesellschaft, deswegen lege ihr Ministerium auch großen Wert auf Deutschklassen vor dem Eintritt ins Regelschulsystem. Sozialer Aufstieg erfolgt nach den Worten Raabs in erster Linie durch Bildung. Dazu gelte es alle Kinder zu ermutigen.
Gerade weil Österreich eines der reichsten Länder der Welt ist, ist für Sozialminister Anschober Solidarität mit denen, die es schwer haben, gefordert. Dass kein Kind in Österreich zurückgelassen werden darf, sei für ihn ein Schlüsselsatz im Regierungsübereinkommen. Die von Caritas-Präsident Landau genannten drei Punkte zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans "habe ich mitgeschrieben", so Anschober. Auch die von der Caritas angeregte Kinderkostenstudie wolle er aufgreifen. Bei der Armutsbekämpfung setzt der Minister, wie er versicherte, auf die Beiträge und Ideen der in Österreich starken Zivilgesellschaft.