Die Leitlinien enthalten zahlreiche hilfreiche Vorschläge, wie die Kirche auf die globale Migrationskrise reagieren kann.
Die Leitlinien enthalten zahlreiche hilfreiche Vorschläge, wie die Kirche auf die globale Migrationskrise reagieren kann.
Am Dienstag vorgestelltes Dokument soll dazu beitragen, Vertriebenen ihre "menschliche Würde zurückzugeben", betont Vatikan-Iigrationsexperte Kardinal Czerny. Kirche will sich noch stärker für Aussöhnung und nachhaltige Entwicklung in Krisenregionen starkmache.
Der Vatikan hat neue "pastorale Leitlinien" für den Umgang mit Binnenvertriebenen weltweit vorgestellt. Das rund 50 Seiten umfassende Dokument soll dazu beitragen, ihnen ihre "menschliche Würde zurückzugeben", sagte Kardinal Michael Czerny am Dienstag in Rom. Es sei das Ergebnis von Konsultationen mit Kirchenführern und Partnern, die sich um die weltweit mindestens 50 Millionen Menschen kümmerten, die innerhalb ihrer Heimatländer flüchten mussten, so der Untersekretär des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Czerny ist der Migrationsexperte des Vatikan und hat das Projekt federführend begleitet.
"Die Leitlinien enthalten zahlreiche hilfreiche Vorschläge, wie die Kirche auf die globale Migrationskrise reagieren kann", sagte Czerny. Sie richteten sich etwa an Diözesen, Schulen, Orden und katholische Nichtregierungsorganisationen. Binnenflüchtlinge bräuchten Anerkennung und Unterstützung. Die Kirche müsse bei ihrer Wiedereingliederung mithelfen, so dass sie wieder eine "aktive und konstruktive Rolle" in ihren Ländern spielen könnten. Das sei auch möglich, wo Naturkatastrophen oder Kriege zum Verlust der Heimat geführt haben.
Ein Hauptproblem der Binnenflüchtlinge sei deren "Unsichtbarkeit", betonte Amaya Valcarcel, Anwältin des in 56 Ländern tätigen Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS). Ihre Rechte und Bedürfnisse würden meist ignoriert. "Sie haben niemanden, der sich für sie einsetzt", so die Expertin. Das müsse sich ändern.
Flüchtlingslager nur "befristete Lösung"
In den neuen Leitlinien ist zu lesen, die katholische Kirche dürfe sich nicht nur auf Seelsorge für die Binnenvertriebenen und deren Gemeinden beschränken. Sie müsse sich auch noch stärker für Aussöhnung und nachhaltige Entwicklung in den Krisenregionen starkmachen. So sollten katholische Organisationen stets darauf hinarbeiten, dass Notfall-Camps nicht zu Dauereinrichtungen würden. "Flüchtlingslager sind eine befristete Lösung und kein Ersatz für eine adäquate Unterkunft", heißt es.
Unterdessen teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Dienstag in New York mit, dass 2019 weltweit etwa 19 Millionen Kinder als Binnenflüchtlinge in ihren Ländern lebten. Im Jahr davor wurde die Zahl noch auf rund 17 Millionen geschätzt. Insgesamt 12 Millionen Kinder wurden laut dem Bericht "Lost at Home" 2019 neu zu Binnenvertriebenen. 3,8 Millionen von ihnen seien auf der Flucht vor gewaltsamen Konflikten. 8,2 Millionen flohen den Angaben zufolge vor Naturkatastrophen wie Überflutungen und Stürmen.