Rund 20.000 Menschen - davon 40 Prozent Kinder - lebten in dem derzeit größten Flüchtlingslager Europas in Zelten und Notbehausungen aus Holz und Planen.
Rund 20.000 Menschen - davon 40 Prozent Kinder - lebten in dem derzeit größten Flüchtlingslager Europas in Zelten und Notbehausungen aus Holz und Planen.
Der Generalsekretär der Caritas Wien hat die österreichische Bundesregierung dazu aufgerufen, sich an dem europäischen humanitären Aufnahmeprogramm für Familien aus den griechischen Flüchtlingslagern zu beteiligen.
Angesichts der nicht hinnehmbaren Zustände vor Ort seien Hilfe und europäische Solidarität mit Griechenland "Gebot der Stunde", schrieb Klaus Schwertner in einem Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler, den er am Freitag auch via Facebook veröffentlichte. Eine sofortige Evakuierung der Ägäis-Lager durch die Europäische Union wäre "keine Frage des Könnens, sondern des politischen Wollens", wobei auch Österreich seinen Beitrag leisten sollte.
Schwertner schilderte in dem offenen Brief Eindrücke von seinem Besuch im völlig überfüllten Camp Moria auf Lesbos im März. Rund 20.000 Menschen - davon 40 Prozent Kinder - lebten in dem derzeit größten Flüchtlingslager Europas in Zelten und Notbehausungen aus Holz und Planen. Weder Trinkwasser noch Dusch- und Sanitäranlagen seien ausreichend vorhanden und auch die medizinische Versorgung bezeichnete Schwertner als "Katastrophe". "Die Menschen ersticken im Dreck - ganz abgesehen davon, dass es keinen Zugang zu Bildung für die Kinder gibt", berichtete der Generalsekretär, der von einer "politisch akzeptierten humanitären Krise" sprach.
Die Corona-Krise und die damit verbundenen Ausgangsverbote hätten die Lage der Campbewohner noch zusätzlich verschlimmert. Mittlerweile sei es unerträglich heiß bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius. Die griechischen Behörden müssten sich "dringend um die prekären hygienischen Bedingungen und die psychische Belastung kümmern, die die Gesundheit von Asylbewerbern und Migranten auf den Inseln gefährden", zitierte Schwertner die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Duna Mijatovic, die ebenfalls "dringenden Handlungsbedarf" attestierte. Die Zustände seien eine "Schande für Europa und die europäischen Werte", kritisierte Schwertner.
In Richtung der österreichischen Bundesregierung sprach der Caritas-Generalsekretär zwar eine Anerkennung für die Hilfe vor Ort in Griechenland aus: Dass Container auf die Inseln geschickt und finanziert worden seien, sei "erfreulich", da dies zu einer Verbesserung der Situation beitragen könne. Dennoch müsse die Hilfe verstärkt werden: "Ich würde mir dringend wünschen, dass auch Österreich, wie etwa Deutschland, hier ein Zeichen der Menschlichkeit setzt und Familien mit kleinen Kindern aufnimmt. Ich bin überzeugt: Das würde auch der humanitären Tradition unseres Landes entsprechen", forderte Schwertner in dem offenen Brief.