"Flüchtende dürften nicht ihrem Schicksal überlassen werden", sagte der kirchliche Experte Erich Hohl.
"Flüchtende dürften nicht ihrem Schicksal überlassen werden", sagte der kirchliche Experte Erich Hohl.
Österreich soll sich stärker an humanitären UNO-Flüchtlingsaufnahmeprogrammen beteiligen.
Österreich soll sich stärker an humanitären UNO-Flüchtlingsaufnahmeprogrammen beteiligen. Das hat der Integrationsbeauftragte der Diözese Graz-Seckau, Erich Hohl, anlässlich des UN-Weltflüchtlingstages (20. Juni) bekräftigt. Auch wenn seit längerer Zeit die Zahl der Menschen deutlich abnimmt, die vor Krieg und Verfolgung nach Österreich kommen und Schutz suchen, bleibe die Flüchtlingspolitik ein "bedrängendes und ungelöstes Thema", verwies Hohl auf die EU-Außengrenze in Griechenland als ein Beispiel: "Es ist nicht kritiklos hinzunehmen, dass sich die österreichische Bundesregierung aus internationalen Resettlement-Programmen zur Aufnahme von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen weitgehend zurückgezogen hat." Flüchtende dürften nicht ihrem Schicksal überlassen werden, sagte der kirchliche Experte.
Er erinnerte an das weiterhin aktuelle Angebot der Diözese Graz-Seckau, mit der Caritas in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden Quartierplätze z.B. für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) zur Verfügung zu stellen. Dort würde auch für eine qualitätsvolle Betreuung gesorgt. Viele Menschen und Einrichtungen tragen laut Hohl schon jahrelang gemeinsam dazu bei, die jeweils aktuellen Integrationsherausforderungen gut zu meistern. Auch die katholische Kirche in der Steiermark versuche hier einen Beitrag zu leisten: In 30 kirchlichen Quartieren können aktuell rund 650 Asylsuchende beherbergt werden. Caritas, Pfarren und andere kirchliche Initiativen würden so mithelfen, "Flüchtlinge, die zu uns kommen, als Menschen wahr- und aufzunehmen und Hilfe von Gesicht zu Gesicht zu geben".
Diakonie mahnt Reformen ein
Die Diakonie hat sich anlässlich des Weltflüchtlingstags für eine Reform der Bundesbetreuung ausgesprochen. Die Beherbergung von Asylsuchenden in Großquartieren des Innenministeriums werde den Anforderungen an eine menschenwürdige und auch rechtskonforme Unterbringung nicht gerecht", kritisierte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in einer Aussendung am Donnerstag.
Unter den Neuankommenden seien viele Menschen, die "besonders schutzbedürftig" sind, wie es die EU-Aufnahmerichtlinie nennt. Personen, die etwa Folter, Vergewaltigung oder andere Formen schwerer psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt erlitten haben, aber auch Schwangere, Ältere und Gebrechliche, Menschen mit Behinderungen oder unbegleitete Minderjährige. Dazu kämen Personen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität besonders geschützt werden müssen. Sie alle seien entsprechend ihren Bedürfnissen unterzubringen und zu betreuen, forderte Moser.
Ab 1. Dezember 2020 wechselt neben der Rechtsberatung im Asylverfahren auch die Zuständigkeit für Bundesbetreuungsquartiere zur Betreuungsagentur des Bundes (BBU). "Dieser Wechsel könnte zu einer nachhaltigen Reform der Flüchtlingsunterbringung beitragen", so Moser. Es wäre wichtig, dass die BBU nun Hand in Hand mit den Bundesländern ein neues Betreuungskonzept entwickle.
So brauche es ein ausführliches und vertrauliches Aufnahmegespräch unmittelbar nach Ankunft in der Erstaufnahmeeinrichtung. In einer zweiten Phase müsse dann eine Form der Unterbringung ermittelt werden, die den Bedürfnissen der jeweiligen Person am ehesten entspricht. Wichtig sei auch ein professionelles externes Freiwilligenmanagement, sagte Moser. Der Zugang für zivilgesellschaftliche Organisationen und engagierte Bürger und Bürgerinnen müsse möglich sein, "damit die dort lebenden Menschen Unterstützung beim Start in ihr neues Leben bekommen".