Michael Landau: "Hunger ist kein Naturereignis, sondern ein Skandal"
Michael Landau: "Hunger ist kein Naturereignis, sondern ein Skandal"
Aktion um 15 Uhr soll darauf aufmerksam machen, dass weltweit täglich Menschen an Hunger sterben.
Mit einem fünfminütigen Glockenläuten rufen Pfarren in ganz Österreich am 31. Juli um 15 Uhr zum Engagement gegen Hunger auf. Das Läuten der Kirchenglocken zur Sterbestunde Jesu soll darauf aufmerksam machen, dass täglich Menschen an Hunger sterben. Die Aktion findet heuer bereits zum vierten Mal statt. Hinter dem österreichweiten Glockengeläut, steht die Österreichische Bischofskonferenz, die auf ihrer jüngsten Sommervollversammlung in Mariazell einen entsprechenden Beschluss gefasst hat. "Hunger ist kein Naturereignis, sondern ein Skandal", meinte dazu auch Caritas-Präsident Michael Landau in einer Aussendung am Dienstag.
Die Zahl der Menschen, die weltweit akut Hunger leiden, könnte heuer aufgrund der Coronakrise dramatisch auf 265 Millionen Menschen ansteigen und sich damit verdoppeln. Insgesamt würden zudem weltweit 820 Millionen Menschen an chronischem Hunger leiden. Besonders hart treffe es Kinder, warnte die Caritas. In Afrika sei beispielsweise jedes dritte Kind chronisch unterernährt. Betroffene Kinder seien zu klein für ihr Alter, ihre Organe würden nicht entsprechend wachsen, zudem könnten sie sich körperlich und geistig nicht altersgemäß entwickeln.
Covid -19 verschärft die Situation weltweit
Die Covid-19-Ausgangsbeschränkungen verschärfen diese Situation aktuell: Die meisten Menschen im ländlichen Afrika leben hauptsächlich von der Landwirtschaft, von der Arbeit als Tagelöhner, vom Verkauf ihrer Ware auf Märkten oder kleinen Geschäften und Restaurants. "Das ohnehin geringe Einkommen fällt durch die Lockdown-Bestimmungen völlig weg", informierte der St. Pöltner Caritasdirektor Hannes Ziselsberger.
Verschlimmert werde die Situation durch große Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln: "In manchen Ländern haben sich die Lebensmittelpreise verdreifacht. Viele Menschen können sich das Essen nicht mehr leisten und haben aufgrund der geschlossenen Märkte auch oft keinen Zugang dazu", so Ziselsberger. Zusätzlich bringe der Klimawandel Überschwemmungen, Heuschreckenschwärme und extreme Dürren mit sich.
Die heimische Caritas unterstützt weltweit 70 Projekte gegen den Hunger, u.a. werden bäuerlichen Familien bei der Landwirtschaft und Tierhaltung unterstützt. Weiters gibt es viele Maßnahmen gegen akute Unterernährung von Kindern. Davon profitierten 240.000 Menschen.
Mit Hilfe aus Österreich könnten Familien mehr Getreide produzieren, Gemüse anbauen und Tiere halten, die ihnen auch in schwierigen Zeiten Einkommen sichern, so die Hilfsorganisation. So könne man bereits mit einer Summe von 20 Euro eine Familie in Afrika mit Nahrungsmittel für einen Monat und Informationen über Covid-19 und Hygienemaßnahmen unterstützen. Der gleiche Betrag sichere aber auch den notwendigen Milchzusatzbrei für drei Monate für ein Kleinkind als überlebenswichtige Notmaßnahme.