Aktuell bräuchten aber viele kirchliche Bildungsinstuitionen eine klare Entscheidung, ob und wie sie weitergeführt werden könnten. "Wenn die Fördergeber nicht mitspielen, dann wird es für einige Bildungshäuser sehr eng", warnte Kopf.
Aktuell bräuchten aber viele kirchliche Bildungsinstuitionen eine klare Entscheidung, ob und wie sie weitergeführt werden könnten. "Wenn die Fördergeber nicht mitspielen, dann wird es für einige Bildungshäuser sehr eng", warnte Kopf.
Vorstandsvorsitzender des "Forums Katholischer Erwachsenenbildung", Kopf: Im April und Mai "praktisch null Teilnehmende". Unsicherheit und hohe Einbußen - "Corona-Zwangspause verdeutlichte, wie wichtig Angebote der Erwachsenenbildung sind".
Mit viel Improvisationskunst, einer guten Auslastung, aber Unsicherheit und enormen Umsatzeinbrüchen startet die Katholische Erwachsenenbildung in den Herbst. Aktuell wolle man in den Bildungshäusern größtmögliche Sicherheit gewährleisten, gleichzeitig gebe es aber eine unsichere rechtliche Lage, "wo man denn überhaupt hingehört", erklärte Christian Kopf, Vorstandsvorsitzender des "Forums Katholischer Erwachsenenbildung". "Wir sind keine Schule und gehören nicht zum Kulturbereich. Die Erwachsenenbildung kommt in den Corona-Regelungen nicht vor, was es für uns schwierig macht."
Zwar seien die Buchungen aktuell "sehr gut", in den Monaten April und Mai habe es aber "praktisch null Teilnehmende" gegeben. Die Höhe der finanziellen Einbußen werde sich aber erst am Jahresende zeigen, erläuterte Kopf. Auch die vieldiskutierte Corona-Ampel der Bundesregierung habe für den Bereich der Erwachsenenbildung keine Klarheit gebracht. "Gilt für uns nun die Quadratmeterlösung oder die Abstandsregelung?", nannte Kopf als Beispiel.
Das Jahr 2019 sei mit 33.000 Veranstaltungen und mehr als 530.000 Teilnehmenden für die Katholische Erwachsenenbildung sehr erfolgreich gewesen. Im Zuge der Coronakrise mussten aber mehr als 6.000 Veranstaltungen verschoben, abgesagt oder in ein digitales Format umgewandelt werden. Für die Bildungseinrichtungen habe dies enorme Umsatzeinbrüche mit sich gebracht. "Noch einmal zwei Monate Lockdown könnten wir nicht durchstehen", so der Vertreter des Forums Katholischer Erwachsenenbildung, das 70 Erwachsenenbildungsorganisationen in kirchlicher Trägerschaft vernetzt.
Als großen "Unsicherheitsfaktor" für den Herbst und Winter bezeichnete Kopf die Frage: "Kommen die Menschen wirklich?" Es sei schwierig zu errechnen, wo die Ausfälle liegen werden. "Die Corona-Zwangspause hat aber deutlich gemacht, wie wichtig den Menschen die Angebote der Katholischen Erwachsenenbildung sind", meinte der Leiter des Bildungshauses Batschuns in Vorarlberg.
"Die Begegnung von Angesicht zu Angesicht ist ausschlaggebend für die Erwachsenenbildung, sie lebt vom direkten Austausch zwischen Teilnehmenden und Vortragenden", sagte Kopf. Online-Angebote habe man zwar zu Beginn der Corona-Krise zur Verfügung gestellt, "wir Bildungshäuser leben aber von Präsenzveranstaltungen".
Speziell Ältere hätten nun einen hohen Bedarf nach Kontakt. Als sogenannte Risikogruppe sei bei ihnen jedoch die Verunsicherung am größten und "damit die Gefahr, dass sie wieder absagen", gab Kopf zu bedenken. Aber auch im Elternbildungsbereich sei die Nachfrage nach Veranstaltungen sehr hoch.
Der Umgang mit der finanziell angespannten Situation sei nun entscheidend für die Weiterentwicklung von Erwachsenenbildung, meinte der Bildungsexperte. In der Diözese Feldkirch gebe es ein klares Bekenntnis zu Weiterbildung und lebenslangem Lernen; in anderen Diözesen werde das Konzept der Erwachsenenbildung und dessen breites Angebot jedoch vermehrt kritisch betrachtet und hinterfragt, "da es für viele nicht zum Kerngeschäft der Kirche gehört". Kopf weiter: "Wir hoffen auf die Einsicht mancher Verantwortlicher, dass Bildung und Begegnungen wertvoll sind."
Die Bedeutung der Erwachsenenbildung für die Bildung von Gemeinwohl in der Gesellschaft werde "massiv unterschätzt". Die Coronakrise könne hier vielleicht "aufrütteln", dass eine wertorientierte Bildung Menschen zusammenbringt und ermächtigt, Verantwortung zu übernehmen und zum Gemeinwohl mit den je eigenen Fähigkeiten beizutragen - in Kirche wie auch in der Gesellschaft. "Unsere Teilnehmenden bringen sich im Ehrenamt, Kirche und mit nichtbezahltem Engagement ein, das eine Gesellschaft ausmacht", erklärte Kopf: "Das ist auch ein wesentlicher Beitrag von der Kirche an unsere Gesellschaft."
Zuletzt versicherte auch Bischof Wilhelm Krautwaschl, der in der Österreichischen Bischofskonferenz zuständig für die Katholische Erwachsenenbildung ist, seine Unterstützung für dieses Bildungssegment. "Wir Bischöfe wissen um den wertvollen Beitrag der verschiedenen Bildungseinrichtungen zum Wohl der einzelnen Menschen sowie für ein gelungenes Zusammenleben in unserer Gesellschaft und Kirche", betonte der Diözesanbischof von Graz-Seckau.
Bildungshäuser wie Großrußbach in Niederösterreich oder Mariatrost in Graz stünden immer wieder in Diskussion, meinte Kopf. Beide Institutionen unterliegen derzeit einem Umstrukturierungsprozess. Aktuell bräuchten aber viele kirchliche Bildungsinstuitionen eine klare Entscheidung, ob und wie sie weitergeführt werden könnten. "Wenn die Fördergeber nicht mitspielen, dann wird es für einige Bildungshäuser sehr eng", warnte Kopf.
Die Existenzsorgen der Erwachsenenbildung konnten teils durch Kurzarbeit oder den Unterstützungsfonds für "Non-Profit-Organisationen" (NPO) gemildert werden. Kopf bezeichnete beides als "essenziell für das Überleben der Erwachsenenbildung und Bildungshäuser".