Wie schon Stephanus, der erste Diakon der Kirchengeschichte, werden am Samstag 26. September 2020 13 Männer durch Gebet und Handauflegung zu Ständigen Diakonenen geweiht.
Wie schon Stephanus, der erste Diakon der Kirchengeschichte, werden am Samstag 26. September 2020 13 Männer durch Gebet und Handauflegung zu Ständigen Diakonenen geweiht.
Am 26. Dezember 1970 weihte Kardinal König erstmals Ständige Diakone für die Erzdiözese Wien. Mittlerweile ist ihre Zahl auf gut 200 angestiegen.Fast 50 Jahre später weiht Kardinal Christoph Schönborn 13 neue „Außenminister“ der Kirche. Wir übertragen die Feier im Livestream.
Was bewegt Männer, sich über die herausfordernden Ansprüchen von Ehe, Familie, Beruf und gesellschaftlichen Vertpflichtungen hinaus, im Bereich der Pfarrgemeinde oder in der außerordentlichen Seelsorge zu engagieren? Ralph Schimpl, Sprecher der rund 200 Ständigen Diakone in der Erzdiözese Wien, erklärt es mit dem Ruf, „anderen behilflich sein zu wollen.“
Weihe der Ständigen Diakone 2020
mit Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn
aus dem Dom zu St. Stephan, Wien
Ablauf der Feier |
Eröffnungsgesang T: Joachim Neander 1680/AÖL 1973, M: Halle 1741 nach Stralsund 1665
Erwählung der Kandidaten
Gloria Mit dem Heiligen Geist in der Herrlichkeit Gottes, des Vaters.
Antwortpsalm
Halleluja
Heilig Geist Hymnus
Weihe
Anlegen der diakonalen Gewänder T: Hagen Horoba (*1972), M: Christian Dostal (*1967) 2006
Friedensgruß
Gabenbereitung T u. M: Kathi Stimmer-Salzeder 1984
Sanctus T u. M: Kathi Stimmer-Salzeder 1984
Agnus Dei
Danklied T u. M: Martin Schraufstetter Refrain:
Nach dem Segen
Abspann:
Ausführende: Beratung: Martin Sindelar © Erzdiözese Wien, 2020
Sie können uns nach dem Gottesdienst erreichen: |
Der Diakon, den bereits die frühe Kirche kannte, war und ist der Beauftragte des Bischofs für die konkrete Nächstenliebe. Herausragende Gestalten aus der frühen Kirchengeschichte sind etwa der Wiener Diözesanpatron Stephanus oder der römische Diakon Laurentius, auch er Patron zahlreicher Kirchen und Gemeinden im ganzen Land. Ab dem frühen Mittelalter wurde der Diakonat allerdings zur unmittelbaren Vorstufe der Priesterweihe und zu einer rein liturgischen Funktion.
Das zweite vatikanische Konzil erneuerte den ständigen Diakonat und öffnete ihn auch bewährten, verheirateten Männern. Zu den großen Unterstützern der Wiederherstellung des Diakonates gehörte übrigens auch der damalige Wiener Erzbischof, Kardinal Franz König, der am 26. Dezember 1970, dem Hochfest des Hl. Diakons Stephanus, die ersten Ständigen Diakone für die Erzdiözese Wien weihte.
Mitten im Leben
Ständige Diakone sind weder Priesteramtsanwärter noch Ersatzpriester, selbst dann nicht, wenn sie vereinzelt, aufgrund struktureller Erfordernisse Gemeinden leiten. Sie gehören durch die Weihe zum Klerus und haben neben der Verpflichtung, täglich die beiden Hauptteile des Stundengebetes (Laudes und Vesper) zu beten, liturgische Funktionen in der Eucharistiefeier, vor allem die Verkündigung des Evangeliums. Auch die Feier von Taufen, Trauungen, Andachten und nicht zuletzt von Begräbnissen wird Diakonen häufig anvertraut. Schließlich sind sie prinzipiell auch dazu beauftragt, zu predigen.
Ihr „Kerngeschäft“ aber ist die „Diakonie“, der karitative Grundauftrag der Kirche. Wie dieser konkret ausgeübt wird, hängt von den Bedürfnissen der Pfarre oder der kirchlichen Gemeinschaft ab, in der der Diakon sein Amt ausübt. Häufig ist das die Sorge um ältere, kranke oder vereinsamte Menschen, oder aber das Engagement für Menschen am Rand der Gesellschaft. Der Volksmund nennt die Ständigen Diakone daher auch „Außenminister“ der Pfarre oder gar des Bischofs. Oft besteht die konkrete Diakonie im Gespräch, im Zuhören und in der Begleitung von Menschen, die Rat oder schlicht ein offenes Ohr suchen. Der große Vorteil des Diakons ist dabei, dass er als Ehemann, Vater und Berufstätiger auf viel persönliche Erfahrung zurückgreifen kann.
„Nicht ohne meine Frau“
Zum überwiegenden Teil ist der Diakonat in der Kirche ein Ehrenamt. Dennoch verpflichtet sich jeder Diakon zu einer individuell definierten, wöchentlichen Dienstzeit. Wichtig ist auch dafür die Zustimmung der Ehepartnerin. Bei Bedarf kann sie eine Reduktion des Engagements erwirken. Diese Regelung dient nicht nur dem ehelichen (und familiären) Frieden, sondern bewahrt den Diakon vor einem Übermaß an Engagement, das immer auch die Gefahr von Burnout birgt. Ralph Schimpl sieht dieses Regulativ durch die Partnerin als entscheidenden Vorteil des verheirateten Diakons.
Die Diakone haben von Beginn ihrer Ausbildung an ein intensives gemeinschaftliches Leben, das über die Weihe hinausgeht. Eingebunden sind auch hier von Anfang an Frau und Kinder.
Vom Ruf zur Weihe
Am Anfang steht, wie Diakon Schimpl betont, der persönliche Ruf. Im Fall des Diakons ist dies allerdings üblicherweise ein dreifacher Ruf. Auch die Ehefrau muss ihn bejahen und mitvollziehen und schließlich muss er nach einer mehrjährigen intensiven Vorbereitungszeit vom Bischof bestätigt werden. Wie wichtig die Rolle der Ehefrauen für den Weg des Diakons ist, kommt auch in der Weiheliturgie zum Ausdruck, in der sie gesondert nach ihrer Zustimmung befragt werden.
Grundsätzliche Voraussetzung für die Zulassung zur Ausbildung sind nach der Zustimmung der Ehepartnerin eine theologische Ausbildung (Theologiestudium oder theologischer Kurs), die positive Stellungnahme von drei Priestern und die formelle Zulassung durch die Verantwortlichen des Instituts für den Ständigen Diakonat, das im Wiener Priesterseminar angesiedelt ist.
Ein wesentlicher Teil der vierjährigen Ausbildung sind Praktika in sozialen und kirchlichen Einrichtungen, besonders in Pfarren, theologische und geistliche Bildung, sowie ein intensives Mentoring. Der durchschnittliche Kandidat für das Diakonat ist jenseits des 40. Lebensjahres. Vereinzelt finden sich unter ihnen allerdings auch Jungväter genauso wie Großväter.
Die Diakonenweihe
Die erste Diakonenweihe, wie sie in der Apostelgeschichte geschildert wird, bestand aus der Auswahl der Kandidaten, Gebet und Handauflegung durch die Apostel.
Bis heute sind diese drei Elemente die wesentlichen Teile der Weihe. Nach der Vorstellung der Weihekandidaten, stellt der Bischof zunächst die Frage nach der Eignung der Kandidaten, sowie nach der Zustimmung der Ehefrauen. Es folgen die Weiheversprechen der Kandidaten.
Nach der Anrufung des hl. Geistes und der Anrufung aller Heiligen betet der Bischof mit ausgebreiteten Händen über die Weihekandidaten und legt jedem einzelnen in stillem Gebet die Hände auf.
Es folgen noch zwei „ausdeutende Riten“. Die Diakone erhalten ihr liturgisches Gewand: die Stola, ein schmales Schulterband, die quer über die linke Schulter getragen wird und die Dalmatik, ein liturgisches Übergewand mit weit geschnittenen kurzen Ärmeln. Zudem empfängt jeder Diakon aus der Hand des Bischofs das Evangeliar mit dem Auftrag, der Gemeinde das Evangelium zu verkünden.
Mit dem Friedensgruß des Bischofs an jeden einzelnen Diakon endet der eigentliche Weiheritus.
„Jeder Pfarre ihr Diakon!“
Kardinal Christoph Schönborn hat im Rahmen der Amazonassynode 2019 im Vatikan in einer viel beachteten Wortmeldung seine persönliche Erfahrung mit dem Diakonat in seiner Diözese eingebracht und den ständigen Diakonat auch als Lösung für die speziellen Herausforderungen der Ortskirchen im Amazonasgebiet vorgeschlagen. Dieser Vorschlag fand auch Eingang in das päpstliche schreiben „Querida Amazonia“ (QA, 92).
In anderem Zusammenhang hat der Erzbischof wiederholt den Wunsch geäußert, dass „jede Pfarre ihren Diakon“ hat. Mit der ständig wachsenden Zahl der Diakone in unserer Diözese haben wir zumindest das erste Drittel auf dem Weg dorthin erreicht.
Die Weihekandidaten zum ständigen Diakonat 2020
Mag. Dr. Peter Bartsch |
Praktischer Arzt, verheiratet mit Irmgard, 2 Kinder, 2 Enkelkinder, Marienpfarre, “Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es.“ (1. Joh 3,1) |
Herwig Greylinger |
ÖBB Angestellter, verheiratet mit Maria, 2 Kinder, Zellerndorf, "Befiehl dem HERRN deinen Weg, vertrau ihm – er wird es fügen." (Psalm 37,5) |
Adalbert Havlicek |
Pensionist, verheiratet mit Dorrit, 4 Kinder, Brunn am Gebirge, „Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mich geheilt und mit Freude umgürtet.“(Ps. 30,12) |
Paul Hösch |
Pastoralassistent, verheiratet mit Elisabeth, eine Stieftochter, Pfarre Cyrill und Method, „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ (Lk. 17,10) |
Dr. Johannes Kirchner |
Zahnarzt, verheiratet mit Liselotte, 2 Kinder, Marienpfarre, Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt. 18,20) |
Dr. Peter Klonowski |
kfm. Angestellter, verheiratet mit Majgan, 5 Kinder, Süßenbrunn, „Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm; er wird es fügen“ (Ps. 37,5) |
Dipl. Ing. Robert Mucha |
Landschaftsarchitekt, verheiratet mit Anna, 4 Kinder, Kritzendorf St. Vitus. Lieblingsbibelstelle: „So ist nun weder der pflanzt noch der begießt etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.“ (1Kor 3,7) |
Dipl.Ing. Peter Neßmerak |
Bauingenieur, verheiratet mit Evelyn, 2 Kinder, Nußdorf. „Jesus sagt zu Simon Petrus: Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder! Lk 22,32) |
Mag. (FH) Christian Steinschaden |
Angestellter, verheiratet mit Roswitha, 2 Kinder, Fels am Wagram/Engabrunn. „Hoffnung aber lässt nicht zu Schanden werden. Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.“ (Röm. 5,5) |
Ing. Gerald Strobl |
Nachrichtentechniker, verheiratet mit: Margit: zwei Kinder, zwei Enkelkinder, Deutsch Wagram. „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ (1 Kor 16,13–14) |
Dipl. Ing. Eduard Taufratzhofer |
Lebensmittelchemiker, verheiratet mit Elisabeth, 2 Kinder, Gumpoldskirchen. “Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch! Ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen - was nützt das?“ (Jak 2,15-16) |
Mag. Georg Walpitscheker BEd |
Religionslehrer; verheiratet mit Susanne, ein Kind; Pfarre Zur Frohen Botschaft, „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ (Joh 1,1) |
Bruder Josef B. Geiblinger aus der Gemeinschaft der Brüder Samariter (FLUHM) |
„Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.“ Kol 1,13 |
Als die Kirche zu wachsen begann, bestellten die Apostel deines Sohnes, geleitet vom Heiligen Geist, sieben bewährte Männer. Ihre Helfer sollten sie sein für den täglichen Dienst. Diesen Erwählten haben sie durch Handauflegung und Gebet den Dienst an den Tischen übertragen.
So bitten wir dich, Herr, unser Gott: Schau in Gnaden herab auf diese deine Diener.
Nimm sie als Diakone in den Dienst an deinem Altare. Sende auf sie herab, o Herr, den Heiligen Geist. Seine siebenfältige Gnade möge sie stärken, ihren Dienst getreu zu erfüllen.
Das Evangelium Christi durchdringe ihr Leben. Selbstlose Liebe sei ihnen eigen, unermüdliche Sorge für die Kranken und die Armen. Mit Würde und Bescheidenheit sollen sie allen begegnen.
Pontifikale Romanum