In den Niederlanden sei zuletzt sogar eine Patientin gegen ihren aktuellen Willen einer "Sterbehilfe" unterzogen, also getötet worden, so der Arzt und Psychotherapeut Bauer.
In den Niederlanden sei zuletzt sogar eine Patientin gegen ihren aktuellen Willen einer "Sterbehilfe" unterzogen, also getötet worden, so der Arzt und Psychotherapeut Bauer.
Deutscher Arzt und Psychotherapeut Bauer in "Der Sonntag"-Interview gegen Freigabe kommerzieller Sterbehilfe. In besonderen Einzelfällen ethische Vertretbarkeit einer Sterbehilfe nicht völlig ausgeschlossen.
Der deutsche Arzt, Psychotherapeut und Buchautor Joachim Bauer warnt vor einer gesetzlichen Freigabe aktiver Sterbehilfe und insbesondere der kommerziellen Sterbehilfe. Dies "kann - und wird - ein Klima entstehen lassen, in dem ältere oder schwer kranke Menschen unter einen impliziten, unausgesprochenen Rechtfertigungsdruck geraten, wenn sie eine Sterbehilfe nicht wünschen oder ihr nicht zustimmen", so Bauer.
In den Niederlanden sei zuletzt sogar eine Patientin gegen ihren aktuellen Willen einer "Sterbehilfe" unterzogen, also getötet worden. Bauer äußerte sich im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag".
Er schließe die ethische Vertretbarkeit einer Sterbehilfe bei besonders gelagerten Fällen - wie bei unerträglich gewordenen unheilbaren Erkrankungen - allerdings nicht völlig aus, so Bauer. Das müsse seines Erachtens aber immer einer Abwägung im Einzelfall vorbehalten bleiben.
Bauer: "Die Frage, die wir uns stellen sollten, wenn ein Mensch nicht mehr leben will, lautet daher: Erhält der lebensmüde Mensch ein hinreichendes Maß an zwischenmenschlicher Zuwendung?" Etwas anders gelagert sei der Fall, wenn der Lebenswille infrage gestellt ist, weil unerträgliche Schmerzen aufgrund einer unheilbaren Krankheit vorliegen. Dann sollten der behandelnde Arzt, eine Bezugsperson und der Kranke die Situation miteinander besprechen. Bauer: "Wenn die kranke Person gläubig ist, sollte man auch einen Seelsorger hinzuziehen. Notlagen dieser Art bedürfen einer Einzelfallentscheidung und eignen sich nicht für öffentliche Debatten."
Wer einem lebensmüden Menschen begegnet, sollte ihm zunächst einmal nicht etwas sagen oder ihn belehren wollen, sondern ihm zuhören, so der Therapeut weiter: "Menschen, die nicht mehr leben wollen, sind in den meisten Fällen in ihrem Denken und damit in ihrer inneren Freiheit sehr eingeengt. Meistens berichten sie von quälenden Gefühlen, unverzeihlich versagt zu haben, wertlos zu sein oder anderen nur noch zur Last zu fallen. Manche berichten auch von einer furchtbaren inneren Leere." Menschen bräuchten in diesen Momenten "das einfühlende, empathische Da-Sein eines anderen Menschen und Ermutigung".
Über das Sterben an sich sagte Bauer: "Beim Sterben gibt es nun mal keine Probeaufführungen. Daher kann man es auch nicht lernen. Man kann aber zwei Dinge tun, die ich für hilfreich halte. Das eine ist: Man kann sich an Menschen orientieren, die versöhnlich gestorben sind. Das andere ist: Jeder und jede sollte sich frühzeitig mit der schmerzlichen Tatsache befreunden, dass wir sterben müssen." Bauers Schlussfolgerung: "Die Art und Weise, wie ein jeder und eine jede von uns aus dem Leben scheidet, ist immer ein ganz persönlicher Weg. Sterben ist sozusagen die letzte kreative Sequenz des Lebens."