"Unseren Hass bekommt ihr nicht", unterstrich der Kardinal und erinnerte damit an die Worte eines Betroffenen der Terroranschläge in Paris.
"Unseren Hass bekommt ihr nicht", unterstrich der Kardinal und erinnerte damit an die Worte eines Betroffenen der Terroranschläge in Paris.
Wiener Erzbischof im ORF-Interview: Panik und Angst wären die falsche Antwort auf die Gewalt. "Gehen weiter den Weg der Solidarität, der Gemeinschaft und Rücksichtnahme. Das sind Werte, die Österreich geprägt haben". Erzdiözese plant Trauergottesdienst im Stephansdom.
Mit dem Appell, auf Gewalt und Hass nicht mit Panik oder gar neuem Hass zu antworten, hat sich Kardinal Christoph Schönborn an die Bevölkerung gewendet. "Auf diesen blinden Hass darf Hass keine Antwort sein", sagte er am Dienstagmorgen, 3. November 2020, in einem ORF-Interview auf dem Wiener Stephansplatz.
"Hass schürt nur neuen Hass" - und dies sei ebenso der falsche Weg, auf die schrecklichen Ereignisse der Nacht zu reagieren, wie in Panik zu verfallen, "denn wer in Panik gerät, ist immer in Gefahr, diese Panik weiter zu tragen". "Unseren Hass bekommt ihr nicht", unterstrich der Kardinal und erinnerte damit an die Worte eines Betroffenen der Terroranschläge in Paris.
Dagegen rief der Wiener Erzbischof auf, auch in diesen Stunden jene Werte hoch zu halten, die Österreich groß gemacht hätten: "Gehen weiter den Weg der Solidarität, der Gemeinschaft und Rücksichtnahme. Das sind Werte, die Österreich geprägt haben." Österreich dürfe nicht zu einer Gesellschaft werden, "die sich in der Angst abschließt", sondern solle auch weiterhin offen füreinander sein: "Auch wenn wir jetzt durch die Pandemie auf Abstand sein müssen - mit dem Herzen müssen wir nicht auf Abstand sein. Solange die Wärme in unserer Gesellschaft stärker ist als die Kälte des Hasses, brauchen wir nicht mutlos zu sein".
Die Kirchen blieben auch in diesen Stunden daher eine offene Anlaufstelle und ein Ort, "an dem man durchatmen und ein stilles Gebet sprechen kann", so Schönborn weiter. Er selber habe die vergangene Nacht in der Kapelle im Erzbischöflichen Palais verbracht und dort "versucht, ein wenig inneren Frieden zu finden" und an die Menschen zu denken, die zu Opfern wurden, auch an die Polizei und die Sicherheitskräfte, denen sein Gebet und Dank galt. Berührt hätten ihn dabei die zahlreiche SMS und Nachrichten aus aller Herren Länder, in denen Menschen ihm mitteilten, für Österreich zu beten: "Diese Solidarität des Guten, des Miteinanders - das brauchen wir jetzt."
Derzeit plane man im Stephansdom für den heutigen Tag einen Trauergottesdienst, teilte Schönborn mit. Weitere Details stünden jedoch noch nicht fest bzw. würden im Laufe des Tages mitgeteilt. Aufgrund der Corona-Beschränkungen würde dieser aber nur mit einer geringen Anzahl an Teilnehmern gefeiert werden, es werde jedoch eine Live-Übertragung geben, so der Kardinal.