Was bleibt nach dem Anschlag in Wien vor einer Woche und den zahlreichen Trauer- und Solidaritätsbekundungen zu tun?
Was bleibt nach dem Anschlag in Wien vor einer Woche und den zahlreichen Trauer- und Solidaritätsbekundungen zu tun?
Nach Anschlag von Wien vor einer Woche rufen Wiener Theologen Tück und Körtner zu offenem Dialog über "islamische Spielformen politischer Religion" auf und hoffen auf Allianzen mit reformorientierten Muslimen.
Was bleibt nach dem Anschlag in Wien vor einer Woche und den zahlreichen Trauer- und Solidaritätsbekundungen zu tun?
Dieser Frage sind die beiden Wiener Theologen, Prof. Jan-Heiner Tück (katholisch) und Prof. Ulrich Körtner (evangelisch), in einem gemeinsamen Gastkommentar in der Tageszeitung "Die Presse" (10. November) nachgegangen. Wichtig sei nun ein "redlicher Diskurs, der von wechselseitigem Vertrauen wie von wechselseitiger Bereitschaft zur Selbstkritik getragen ist" und in dem die Gefahr von "politischer Religion" im Allgemeinen und von "politischem Islam" im Besonderen klar benannt werden müssen, schreiben die Theologen.
Tatsächlich seien in Europa nämlich "islamische Spielformen politischer Religion auf dem Vormarsch", die unter Anerkennung geltender Gesetze versuchten, diese Grundordnung "zu unterwandern und Staat und Gesellschaft nach den Normen der Scharia auszurichten" und etwa "Jugendliche zu indoktrinieren und zu einem schariakonformen Lebensstil anzuleiten". Beispiele dazu böten etwa Aussagen bzw. die klaren Ansagen von Vordenkern der Muslimbruderschaft, die das Ziel verfolge, eine eigene "Weltordnung" auf den Grundlagen des Islam zu errichten.
Kritik übten die Theologen in dem Zusammenhang an Aussagen der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ). Eine Aussage wie jene der IGGÖ, es gebe "Extremisten unter den Muslimen, so wie es Extremisten in allen Teilen der Gesellschaft gibt", lenke vom eigentlichen Problem ab, statt dies klar zu benennen.
Ihre Hoffnungen setzen Tück und Körtner auf "Allianzen" mit jenen islamischen Kräften, "die für einen reformorientierten, liberalen Islam eintreten und dabei auch vor muslimisch motivierter Islamkritik nicht zurückscheuen". Diese Kräfte gelte es auch seitens der christlichen Kirchen zu stärken, statt vorschnell hinter solcher Kritik "antiislamischen Rassismus" oder "Islamophobie" zu orten.
Der Text stellt eine Ausweitung eines bereits am vergangenen Freitag, 6. November, in der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) erschienen Textes von Tück und Körtner dar. Darin hatten die Theologen bereits einen offenen Dialog über den politischen Islam gefordert. Im nunmehrigen Text in der "Presse" arbeiten die Autoren noch einmal deutlicher die Unterscheidung der Begriffe "politische Religion" und "politischer Islam" heraus.