Europaweit fallen etliche Traditionen pandemiebedingt aus, nicht aber das Weihnachtsfest selbst, wie Kirchenvertreter und Regierungen nicht müde werden zu betonen.
Europaweit fallen etliche Traditionen pandemiebedingt aus, nicht aber das Weihnachtsfest selbst, wie Kirchenvertreter und Regierungen nicht müde werden zu betonen.
Auch die Nachbarländer ringen um den Modus für Familienfeiern und Gottesdienste zum Geburtsfest Christi vor dem Hintergrund der Pandemie.
Am Heiligen Abend mit der ganzen Familie zum Krippenspiel; dann das typische Essen in großer Runde und Bescherung mit Oma, Opa, Tante oder Onkel. Den bisher gewohnten Abläufen zum Geburtsfest Christi macht das Virus dieses Jahr einen dicken Strich durch die Planung.
Europaweit fallen etliche Traditionen pandemiebedingt aus, nicht aber das Weihnachtsfest selbst, wie Kirchenvertreter und Regierungen nicht müde werden zu betonen. Ähnlich wie in Österreich, wo sich am 24./25. Dezember ausnahmsweise bis zu zehn Personen treffen dürfen und bei den Weihnachtsgottesdiensten strenge Auflagen gelten, haben auch die Nachbarn eigene Regelungen und Lockdown-Ausnahmebestimmungen für die Weihnachtsfeiertage festgesetzt.
In Deutschland gilt derzeit ein "harter Lockdown", bei dem die meisten Geschäfte wie auch die Schulen geschlossen sind und in Kindergärten nur Notbetrieb herrscht. Gottesdienste sind jedoch unter strengen Auflagen wie Abstand, Maske und eine Höchstzahl an Teilnehmern erlaubt. In vielen Kirchen ist außerdem eine vorherige Anmeldung erforderlich. Die Bischöfe appellierten an die Eigenverantwortung jedes Katholiken und ermunterten, die digitalen Angebote der Diözesen und Pfarren zu nutzen, darunter besonders die Streaming-Gottesdienste.
Weiters hieß es, man werde regional die Entwicklung der Corona-Situation sehr aufmerksam beobachten. Beim Übersteigen bestimmter, von den Behörden vorgegebener Inzidenzwerte, könne es notwendig werden, die Gottesdienstplanung zu ändern. Zuletzt war davon die Rede, dass in allen 27 Diözesen Weihnachtsgottesdienste stattfinden können, mit regionalen Besonderheiten: Etwa in Bayern, wo zwischen 21 bis 5 Uhr eine Ausgangssperre verordnet ist, wurden Christmetten vorgezogen.
In der Schweiz dürfen an Weihnachten maximal zehn Personen zusammenkommen. Während des Fests soll auf das Singen und Blasinstrumente verzichtet werden. Kantonal gelten verschiedene Obergrenzen. Landesweit dürfen maximal 50 Menschen pro Gottesdienst teilnehmen; einzelne Kantone sind strenger, bis zu lediglich 15 Teilnehmern. Zusätzlich gibt es Platzkarten für Gottesdienste.
Im katholischen Italien atmen die Christen auf: Weihnachten muss nicht ausfallen. Angesichts gestiegener Infektionszahlen herrschen seit November wieder vielerlei Kontakt-, Reise-, Öffnungs- und Ausgehverbote. Für 21. Dezember bis 6. Jänner hat die Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte noch ein Notstandsdekret draufgepackt. Pro Tag ist zudem zu Weihnachten, Jahreswechsel und Dreikönig ein einmaliger Besuch jeweils zweier Personen bei Verwandten und Freunden in der eigenen Gemeinde erlaubt, um soziale Härten etwas abzufedern.
Stattdessen soll die Italiener Weihnachten daheim feiern: Das traditionelle, ja heilige Festessen mit der gesamten weitläufigen Familie soll es diesmal nicht geben; man möge sich auf den engsten Kreis beschränken. Gut möglich, dass etliche den Rat geflissentlich ignorieren, auch da die Behörden Versammlungsverbote in Privatwohnungen nicht kontrollieren wollen. Gleichwohl appellierte die Regierung an die Menschen, die verschärften Regeln einzuhalten. Für die Gottesdienste gilt: Es dürfen so viele Teilnehmer hinein, dass die Mindestabstände eingehalten werden können. Die Bevölkerung ist zusehends genervt ob der Eingriffe in die persönliche Freiheit. Weihnachten als Hoffnungsschimmer in düsterer Zeit will sich kaum jemand nehmen lassen.
In Slowenien hat die Regierung den Corona-Lockdown vor Weihnachten teilweise zurückgefahren, was auch die Feier öffentlicher Gottesdienste prinzipiell ermöglicht. Die Bischofskonferenz hat strenge gemeinsame Schutzregeln für etwaige Messen beschlossen, gleichzeitig aber den jeweiligen Diözesanbischöfen die Letztentscheidung überlassen. Dementsprechend gibt es vor dem Hintegrund der regionalen Infektionszahlen etwa in den Erzdiözesen Ljubljana und Maribor sowie in den Diözesen Murska Sobota und Celje keine öffentlichen weihnachtlichen Gottesdienste wie Christmetten. Die Gläubigen sind aufgefordert via TV, Radio und Internet mitzufeiern. Stattfinden können Weihnachtsgottesdienste in den Diözesen Koper und Novo Mesto. Hierzu gelten u.a. verpflichtender Mund-Nasen-Schutz für alle Messteilnehmer, großzügige Abstandsregel und Desinfektionsanordnungen sowie ein Gesangsverbot. Christmetten dürfen außerdem nur bis 20 Uhr dauern.
In der Slowakei gilt bis 10. Jänner ein landesweites Ausgehverbot und Absage aller Veranstaltungen, mit jedoch etlichen Ausnahmen, über die ein heftiger Streit innerhalb der Regierungskoalition ausgebrochen ist. Ministerpräsident Igor Matovic erklärte, es handle sich "nicht um seine Lösung" und forderte Wirtschaftsminister Richard Sulik zum Rücktritt auf, da er nicht rechtzeitig Tests besorgt habe. Auch Präsidentin Zuzana Caputova kritisierte er, mit ihren Einwänden gegen die Testung der gesamten Bevölkerung desavouiert zu haben. In der Vorwoche wurde ein "Covid-Automat" beschlossen, der jedoch erst im neuen Jahr in Kraft treten soll.
Zu den Ausnahmen zählen auch die Gottesdienste, die weiter stattfinden dürfen, wenngleich in Kirchen nur ein Viertel der Sitzplätze belegt sein darf und jede zweite Bankreihe freibleiben muss. Bewohner von Pflegeheimen dürfen Angehörige nur dann empfangen, wenn diese einen negativen Corona-Bescheid vorweisen können. Besuche in Krankenhäusern hingegen bleibt verboten, mit Ausnahme von Priestern, die Schwerkranken und Sterbenden die Krankensalbung spenden, sowie bei Patienten in Palliativbehandlung.
Sehr viel ruhiger müssen auch die Tschechen das Weihnachtsfest 2020 verleben. Seit dem Wochenende gilt ein neuer Lockdown leichterer Art; dabei war das Leben gerade mal zwei Wochen wieder hochgefahren. Immerhin konnte man so Weihnachtseinkäufe erledigen. Geschlossen werden wieder alle Restaurants und Hotels, Galerien und Museen. Das beeinträchtigt auch die traditionellen Weihnachts-Skiausflüge der Tschechen: Sie können in den Skigebieten nicht übernachten. Auch das religiöse Leben wird eingeschränkt. Die Kirchen dürfen nur zu 20 Prozent besetzt sein; Singen ist untersagt. Ein Teil der Pfarren hat die Weihnachtsmessen abgesagt, bieten Einzelgespräche oder teils auch Internetübertragungen an.
Die Polen verbringen Weihnachten "im engsten Familienkreis". Ministerpräsident Mateusz Morawiecki appellierte an die etwa 38 Millionen Bürger, auf Reisen über die Feiertage zu verzichten. Die Reduzierung von Kontakten sei ein wichtiger Faktor für den Verlauf der Krise, so Morawiecki. "Vor uns liegen 100 Tage der Solidarität und Disziplin."
Gastronomie, Fitnessstudios und Kultureinrichtungen bleiben in Polen bis nach Weihnachten geschlossen. Die Bischöfe baten die Regierung, zu Weihnachten mehr Gläubige in die Kirchen zu lassen, als die aktuellen Auflagen vorsehen. Ihr Vorsitzender, Erzbischof Stanislaw Gadecki, schlug vor, dass pro Besucher an Heiligabend deutlich weniger Platz in der Kirche ausreichen solle, nämlich 7 statt 15 Quadratmeter.
Frankreichs Premier Jean Castex erklärte jüngst: Die Corona-Situation habe sich klar verbessert, bleibe aber fragil. Für Weihnachten schlägt Castex Feiern von maximal sechs Personen pro Haushalt vor - plus Kinder. Die derzeit geltende Ausgangssperre ist seit Dienstag bis Weihnachten aufgehoben: "Das ist eine wichtige Zeit für die Familie, in der die ersten Erinnerungen die Kleinen prägen", so der Premier. Diskutiert werden 20 Prozent Auslastung der Kirchen.
Für die Gottesdienste gilt derzeit eine 30-Personen-Obergrenze, die aber massiv in der Kritik steht. Zum Jahresende sollen die Ausgangsbeschränkungen durch eine nächtliche Ausgangssprerre ersetzt werden. Über die Ferien könnten sich die Menschen frei im Land bewegen, so die Regierung - an Heiligabend und Silvester darf man auch nachts raus.
Belgien lockert dank rückläufiger Corona-Zahlen einige Maßnahmen. Die Sieben-Tage-Insidenz pendelt derzeit um die 100er-Marke. Bei Familientreffen in der Weihnachtszeit soll es in Belgien strenger zugehen. Am 24./25. Dezember könnten Alleinstehende bis zu zwei Personen einladen, so Premier Alexander De Croo. Die Menschen sollten Weihnachten nicht allein verbringen und einsam sein.