Im Unterschied zur Kindstaufe ist jene an Erwachsenen mit einer sehr intensiven, mindestens einjährigen Vorbereitung verbunden.
Im Unterschied zur Kindstaufe ist jene an Erwachsenen mit einer sehr intensiven, mindestens einjährigen Vorbereitung verbunden.
Einbruch der Katechumenenzahl infolge von Corona-Beschränkungen und aufgrund der Entwicklung im Asylbereich. Zulassungsfeiern großteils nicht in Domkirchen, sondern in den Pfarren.
Nach einer Serie von Rekordjahren seit 2013 bei der Zahl der Erwachsenentaufen stellt sich die katholische Kirche in Österreich heuer auf einen abrupten Rückgang bei dieser Form des Eintritts ein. Zumindest in der ersten Jahreshälfte 2021 dürfte es insgesamt nur rund 150 Taufen von Personen ab 14 Jahren geben, teilte der Zuständige für Erwachsenenkatechumenat der österreichischen Bischofskonferenz, Daniel Vychytil, mit.
Als wahrscheinliche Hauptursachen für den Einbruch nannte der kirchliche Experte die Corona-Beschränkungen, aufgrund derer viele den Taufwunsch wohl aufschieben würden, sowie den starken Rückgang der Zahl von Asylwerbern in Österreich.
Die Taufe von Erwachsenen ist in der katholischen Kirche eher Ausnahme als Regel, da weiterhin die mit Abstand meisten Taufen an Säuglingen vollzogen werden. Deren Zahl betrug 44.977 im letztverfügbaren Jahr 2019, wobei für 2020 ebenfalls ein Ausnahmejahr erwartet wird, da viele Taufen Corona-bedingt verschoben werden mussten. Daneben verzeichneten die Diözesen 2019 insgesamt 540 Taufen von Jugendlichen ab 14 Jahren bzw. von Erwachsenen, nach den absoluten Rekordjahren 2017 (890 Erwachsenentaufen) und 2018 (650).
Im Unterschied zur Kindstaufe ist jene an Erwachsenen mit einer sehr intensiven, mindestens einjährigen Vorbereitung verbunden. Die Einschränkungen durch die Lockdowns hätten Personen daran gehindert, anbahnende Gespräche mit den Priestern vor Ort zu führen und sich auf den Weg des Katechumenats einzulassen, so Vychytils Einschätzung. "Es gab zwar sehr wohl unzählige Bemühungen, Katechesen auch per Video zu organisieren, doch ist dies kein ausreichender Ersatz für persönliches Gespräch und Begleitung." Viele Interessierte hätten ihre öffentliche Taufzulassung - die einen wichtigen Schritt gegen Ende der Vorbereitung darstellt - auf einen späteren Termin verschoben.
In der Erzdiözese Wien, die in den Vorjahren die mit Abstand meisten Erwachsenentaufen im gesamten deutschsprachigen Raum verzeichnete, empfangen in diesen Tagen 43 Personen das bischöfliche Zulassungsdekret. Ort des Geschehens ist Pandemie-bedingt nicht eine zentrale Feier, die in den Vorjahren meist Kardinal Christoph Schönborn persönlich geleitet hatte. Vielmehr wurden die Dekrete an die zuständigen Priester in den jeweiligen Pfarren zugesandt, welche die Überreichung vornehmen werden, gab Vychytil bekannt. Die Taufe selbst wird üblicherweise bei der Osternachtsfeier vollzogen, individuell sind jedoch auch Termine im späteren Jahresverlauf möglich.
In der detaillierten Statistik der Wiener Taufkandidaten zeige sich, dass mittlerweile fast alle von ihnen - vier von fünf - aus dem Wiener Stadtgebiet stammen und nur noch wenige aus dem ebenfalls zur Diözese gehörenden Wein- und Industrieviertel. Dies hängt laut Vychytil einerseits mit der Schließung vieler ländlicher Flüchtlingsunterkünfte zusammen, wo es zuvor viele Konvertiten gab, mit der fortschreitenden Säkularisierung in der Bundeshauptstadt, jedoch auch mit der hier höheren Anzahl von Migranten, aus deren Reihen sich der Trend zu Erwachsenentaufen fortsetze. Aus insgesamt 14 Nationen stammen die Taufbewerber, wobei rund die Hälfte muslimischen Hintergrund besitzt und die sieben Österreicher die drittgrößte Ländergruppe bilden. Zwei Drittel der Wiener Taufbewerber sind männlich, die meisten von ihnen zwischen 20 und 40 Jahren alt.
In der Diözese Eisenstadt wurden die ersten Erwachsenentaufen des Jahres 2021 bereits vollzogen: 13 Katechumenen, die im Vorjahr offiziell zugelassen wurden, empfingen am 14. Februar im Eisenstädter Martinsdom gemeinsam das wichtigste christliche Initiationssakrament. Der schon im Vorjahr angesetzte Schritt musste aufgrund der Corona-Lockdowns mehrmals verschoben werden, teilte Ordinariatskanzler Gerhard Grosinger auf Anfrage mit. Etliche Täuflinge seien zuvor angesichts der oftmaligen Verschiebungen schon sehr verzagt gewesen, hätten die für die Betreuung zuständigen Priester aus dem Kalasantiner-Orden berichtet, "denn der Wunsch, getauft zu werden, war bei vielen von ihnen sehr groß". Eisenstadt sei derzeit Burgenlands Hotspot für die Vor- und Nachbereitung der Taufe von Erwachsenen, nachdem an anderen Standorten wie Jennersdorf und Pinkafeld große Unterkünfte für Asylwerber geschlossen wurden.
Als "nicht mit anderen Jahren vergleichbar" umschrieb der Innsbrucker Diözesanverantwortliche für Erwachsenenkatechumenat, Wolfgang Mischitz, die Pandemie-Situation. Die zuvor üblichen Großkurse seien ausgesetzt und man müsse improvisieren, doch sei der Handlungsspielraum der Pfarren sehr eingeschränkt. Eine Zuständige für die Vorbereitung sei selbst schwer an Corona erkrankt. "Nie hätten wir uns gedacht, dass eine Krankheit derart die Realität auch der Sakramentenpastoral verändert", betonte Mischitz. Da die derzeitigen Katechumenen noch nicht den Großteil ihrer Vorbereitung absolviert hätten wie geplant, habe man in Tirol die sonst übliche Zulassungsfeier abgesagt. Offen ist, ob eine solche Zeremonie noch 2021 nachgeholt wird.
Anders präsentiert sich die Situation in der Erzdiözese Salzburg, wo der zuständige Referent Johannes Wiedecke die Zahl der erwarteten Erwachsenentaufen für 2021 mit 50 bis 60 - in etwa so viele wie im Vorjahr - beziffert. Entscheidend sei hier das Engagement der beteiligten Personen, Pfarren und Gruppen wie die Loretto-Gemeinschaft, die als Ansprechpartner nicht nur die Vorbereitung, sondern auch eine "Nachbereitung" der Taufe verantworten. Corona sei sehr wohl ein "Hemmschuh", man sei aber dennoch bemüht, trotzdem in enger Verbindung zu bleiben, "teils eben auf digitalen Wegen, denn persönliche Treffen gehen ja meist nicht", betonte auch Wiedecke. Auch die Übersetzung einer Katechesenvideo-Reihe auf Farsi habe sich dabei als sehr hilfreich erwiesen.
In der Diözese Linz ist die sonst weitaus größere Taufwerber-Gruppe auf diesmal elf Personen geschrumpft, von denen neun Erwachsene (sowie einer der Vorjahres-Gruppe) am Freitagabend die feierliche Taufzulassung von Bischof Manfred Scheuer erhalten werden. Die im Linzer Dom stattfindende Feier wird diesmal verkürzt stattfinden, denn auf ein vorbereitendes Gespräch zuvor und die Agape danach muss verzichtet werden, hieß es dazu auf Anfrage aus dem zuständigen Referat für Theologische Erwachsenenbildung im Linzer Pastoralamt.
Mit 15 bis 20 Taufen von Jugendlichen und Erwachsenen im Jahr 2021 rechnet der Leiter des Erwachsenenkatechumenats in der Diözese St. Pölten, Markus Mucha.
Die vor einigen Jahren eingeführte Zulassungsfeier finde Corona-bedingt nicht zentral statt, sondern werde in die einzelnen Pfarren verlegt. "Vorteil war bei uns, dass die Vorbereitung für die Taufe aufgrund der geografischen Gegebenheiten in unserer Diözese schon zuvor dezentral in Kleinstgruppen stattfand und somit zumindest teilweise weitergeführt werden konnte", berichtete der diözesane Zuständige.