Die Zahl der Flüchtlinge in Bosnien schätzt die Caritas auf 8.000 bis 10.000 Menschen, nur etwa die Hälfte wohnt in Camps. Tausende Menschen leben in Wäldern oder Abbruchhäusern.
Die Zahl der Flüchtlinge in Bosnien schätzt die Caritas auf 8.000 bis 10.000 Menschen, nur etwa die Hälfte wohnt in Camps. Tausende Menschen leben in Wäldern oder Abbruchhäusern.
Caritas-Präsident zieht Bilanz seines Lokalaugenscheins in Bosnien-Herzegowina. Europäische Solidarität mit Flüchtlingen wie auch mit einheimischen in Not dringend erforderlich.
Tief betroffen von seinem jüngsten Bosnien-Besuch hat sich Caritas-Präsident Michael Landau gezeigt. Landau war zuletzt mit einer internationalen Delegation in Bosnien-Herzegowina, um Flüchtlingslager und Hilfsprojekte für Flüchtlinge zu besuchen. Darüber hinaus kam er auch mit örtlichen kirchlichen Vertretern und Caritas-Verantwortlichen ins Gespräch, um sich über die Flüchtlingssituation hinaus über die soziale und humanitäre Lage in dem Balkanstaat zu informieren. In einem Land wie Bosnien, wo ein Fünftel der Bevölkerung in Armut lebt, dürfe neben dem Elend der Flüchtlinge auch die Not der einheimischen Bevölkerung nicht übersehen werden, so Landau: "Europa darf Bosnien-Herzegowina nicht im Stich lassen."
Die Not der Flüchtlinge dürfe nicht gegen die Not der Einheimischen ausgespielt werden, betonte Landau, der auf zahlreiche langjährige Projekte und Kooperationen der heimischen Caritas mit und in Bosnien-Herzegowina verwies.
Die Zahl der Flüchtlinge in Bosnien schätzt die Caritas auf 8.000 bis 10.000 Menschen, nur etwa die Hälfte wohnt in Camps. Tausende Menschen leben in Wäldern oder Abbruchhäusern. Diese würden etwa vom Jesuit Refugee Service oder den Mutter-Teresa-Schwestern versorgt, berichtete Landau, der aktuell auch Präsident der Caritas Europa ist.
Das Errichten von Mauern und Zäunen gegen Flüchtlinge an den Außengrenzen der EU sei jedenfalls keine Lösung, sondern verlagere schlicht die Probleme. Seit die Grenze zu Ungarn geschlossen wurde, wählten immer mehr Flüchtlinge Bosnien-Herzegowina als Transitland, um nach Westeuropa zu kommen. "Für ein Land, das selber noch immer die Traumata von Krieg, Flucht und Verlust der Existenz in sich trägt, eine schwere Last", betonte Landau. Deshalb sei Europa gefordert, am Aufbau menschenwürdiger Zustände mitzuhelfen. Längerfristig müssten die Fluchtursachen in den Blick genommen werden. Letztlich gebe es dazu keine Alternative. Landau: "An den Grenzen Europas stehen unsere so hoch gepriesenen europäischen Werte auf dem Spiel."
Die österreichische Caritas hat eine lange gemeinsame Geschichte mit Bosnien-Herzegowina. Im Krieg (1992-95) stand die Versorgung der Flüchtlinge im Vordergrund, danach der Wiederaufbau und nun etwa Existenzsicherungsprojekte. Im Krieg waren viele Menschen geflüchtet, zurück blieben oft die Alten. Der Einsatz für diese Bevölkerungsgruppe ist daher ein Schwerpunkte der Caritas-Hilfe.
Die steirische Caritas Graz-Seckau hat aktuell etwa ein Projekt im Bereich der Hauskrankenpflege oder Angeboten für von Demenz betroffene Personen und deren Angehörige im Laufen. Dazu kommen Winternothilfe für sozial schwache Familien, Nothilfeprogramme für Altenheime oder auch Nothilfeprogramme für Flüchtlinge.
Die Diözese Gurk-Klagenfurt hat seit dem Mitteleuropäischen Katholikentag 2004 eine Partnerschaft mit der Erzdiözese Sarajewo aufgenommen. In die Partnerschaft ist auch die Kärntner Caritas involviert, die etwa seit Jahren eine Suppenküche der Caritas Sarajevo unterstützt.
Die Caritas der Diözese Linz steht seit fast 30 Jahren in engem Kontakt mit der Caritas Mostar. Bis 2020 wurden Hilfsmaßnahmen und Projekte mit der Summe von mehr als 10,5 Millionen Euro unterstützt. Während des Krieges organisierte die Caritas Nothilfe für Flüchtlinge und die lokale Bevölkerung, nach dem Krieg wurde in den Wiederaufbau investiert. Heute geht es beispielsweise um die Integration von Menschen mit Behinderungen, benachteiligte Kinder und Jugendliche, um Opfer häuslicher Gewalt oder Hilfe für alte und alleinstehende Menschen.
Gemeinsam mit der Caritas Albanien, Kosovo und Serbien wird seit 2019 das Regionalprogramm "YourJob" (Youth Overcoming Unemployment Regionally through Job Opportunities on the Balkans) umgesetzt, für das Mittel in der Höhe von 3,6 Millionen aufgebracht werden konnten. In Bosnien-Herzegowina wird knapp ein Drittel des Gesamtbudgets umgesetzt. Ziel ist die Arbeitsmarktintegration von jungen Menschen in der gesamten Region. - Mit durchaus einigem Erfolg, wie Caritas-Präsident Landau berichtete.