"Als gläubiger Mensch rechne ich damit, dass meine Existenz nicht mit dem Tod enden wird", so Weihbischof Turnovszky.
"Als gläubiger Mensch rechne ich damit, dass meine Existenz nicht mit dem Tod enden wird", so Weihbischof Turnovszky.
Wiener Weihbischof übt in Niederösterreichischen Nachrichten Kritik an vom Verfassungsgerichtshof aufgehobenen absoluten Verbot des assistierten Suizids.
Die Bedeutung des Todes für das Leben wird unterschätzt, so ist er "nicht einfach das Ende des Lebens, sondern seine Vollendung": Darauf hat der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky in seiner wöchentlichen Kolumne in den Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) hingewiesen.
Kritik äußerte Turnovszky auch am vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) aufgehobenen absoluten Verbot des assistierten Suizids: Die Gefahr bestehe darin, "dass das, was zwar straflos, aber dennoch unerwünscht ist, sich mit der Zeit als salonfähig etabliert, zu Beginn als Kavaliersdelikt, später als liberale Option unter anderen, noch später als neue Norm". Anlass ist der Internationale "Tag des Lebens" am 1. Juni.
Der eigene Tod sei fürs Leben wichtig, argumentierte der Weihbischof im Blick auf den internationalen "Tag des Lebens" am 1. Juni. Speziell bei der Begleitung von Sterbenden habe er als Seelsorger erlebt, dass die letzte Lebensphase dazu diene, Unerledigtes zu "verdauen" und abzuschließen.
"Als gläubiger Mensch rechne ich damit, dass meine Existenz nicht mit dem Tod enden wird", so Turnovszky wörtlich. Der Mensch gestalte das "Leben nach dem Tod" aktiv mit, so werde etwa das, "was vor dem Tod unbewältigt geblieben ist, 'drüben' zu bewältigen sein". Diesen Zustand der befreienden Selbsterkenntnis nenne die Kirche traditionell "Fegefeuer", erläuterte der Wiener Weihbischof, der damit auch die Vorstellung von "einem heißen Ort" in Abrede stellte.
Das Sterben sei aber nicht nur ein Thema für Betroffene selbst, sondern auch für deren Angehörige. So fehle bei einem zu frühen Tod - wenn etwa "das Leben noch nicht vollendet ist", wie im Fall von Frühgeburten - die Stimmigkeit, schrieb Turnovszky in der "NÖN". Wer jedoch hinter dem Leben keinen höheren Sinn erkenne, also ein materialistisches Lebenskonzept habe, für den sei alles Zufall und damit Sinn-los, "für den hat weder Leben noch Sterben eine sinngebende Bedeutung". Turnovszky weiter: "Wer aber mit der Sinnhaftigkeit des Lebens rechnet, sei er/sie Christ oder nicht, für den ist der Tod bedeutend. Denn an ihm enden sowohl Freiheit als auch Leben, die beide die Würde des Menschen ausmachen."