Seit 870 Jahren beten und wirken Mönche auf der Wiener Freyung
Seit 870 Jahren beten und wirken Mönche auf der Wiener Freyung
Seit Anfang dieses Jahres hat das Wiener Stadtkloster mit P. Nikolaus Poch einen neuen Abt. Coronabedingt findet die feierliche Abtweihe am Samstag, dem 25. September, statt. Das seit 1055 bestehende Stadtkloster verbindet Mönchsleben, Seelsorge und gesellschaftliches Engagement.
Schottenring, Schottentor, Schottenbastei - prominente Ortsangaben, die untrennbar zu Wien gehören und alle auf das gleiche Ziel verweisen: das Wiener Schottenkloster. Seit mehr als 870 Jahren ist es ein Ort des Gebetes, aber auch der Bildung. Am 25. Jänner dieses Jahres haben die 13 Mönche des Stiftes P. Nikolaus Poch zu ihrem neuen Abt gewählt. Coronabedingt hat er dieses Amt mit einer schlichten, internen Feier am 22. März angetreten. Am 25. September erteilt ihm Kardinal Christoph Schönborn die Abtsbenediktion und überreicht ihm dabei Ring, Stab und Mitra als äußere Zeichen seines Dienstes.
P. Nikolaus Poch stammt aus der Pfarre Dornbach und hat das Schottengymnasium besucht. Er trat 1985 im Alter von 20 Jahren in die Abtei ein. Nach Theologiestudium und Priesterweihe war er lange Jahre Seelsorger in der Schottenpfarre und Novizenmeister. Seit 2018 ist er Pfarrer der zum Schottenstift gehörenden Pfarre St. Ulrich in Wien - Neubau. In den mittlerweile 36 Jahren Mönchsleben war ihm persönlich immer wichtig, das klösterliche Leben und das seelsorgliche Wirken zu verbinden.
Mit seinem beim antiken Kirchenvater Irenäus von Lyon (+200 ) entliehenen Wahlspruch „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch“ bringt Poch diese beiden Schwerpunkte seiner Gemeinschaft und seines Amtes zum Ausdruck.
Das Schottenstift als Stadtkloster versucht seit seiner Gründung ein Gleichgewicht zwischen klösterlichem Leben und Engagement in Seelsorge und Unterricht zu halten. Die Balance von benediktinischem Stundengebet, Stille, Gemeinschaftsleben und Einsatz in Schule, Pfarren und anderen Bereichen ist für Abt Nikolaus in Zeiten einer deutlich kleiner gewordenen Gemeinschaft eine Herausforderung. In seiner langen Geschichte hat das Schottenkloster allerdings seine Resilienz gegenüber zahlreichen Herausforderungen bewiesen.
P. Nikolaus Poch, Abt des Schottenklosters auf der Wiener Freyung und Sr. Nathanaela Gmoser aus dem Kloster in Wien-Liebhartstal geben Einblick in das Leben von Benedtikinern und Benediktinerinnen, seine Herausforderungen und warum diese Lebensform für sie die richtige ist.
Das Schottenstift - Mönche im Herzen Wiens
1055 von Heinrich II. „Jasomirgott“ gegründet, wirkten hier zunächst iro-schottische Mönche, die aus Regensburg gerufen worden waren. Es gehörte damit zu einem europäischen Klosterverband, der auf die rege Missionstätigkeit irischer Mönche zurückging. Von Anfang an war mit dem Kloster sowohl ein Bildungsauftrag als auch Pfarren im Weinviertel (Pulkau u.a.) und Kirchen in der Stadt (Maria am Gestade, St. Ruprecht u.a.) verbunden. Auch an der Gründung Universität Wien wirkten „die Schotten“ maßgeblich mit.
Im 15. Jahrhundert wurde das mittlerweile personell und spirituell geschwächte Kloster von Albrecht V. reformiert und mit deutschsprachigen Benediktinermönchen neu besiedelt. Es trotzte in der Folge den Türkenbelagerungen ebenso erfolgreich wie den Herausforderungen der Reformationszeit oder der drohenden Schließung durch Kaiser Joseph II. Im 17. Jahrhundert fungierten die drei Schottenäbte Augustin Pitterich, Johann Walterfinger und Johann Schmitzberger auch als Weihbischöfe von Wien. Andere Äbte waren Rektoren der Universität. Im Lauf seiner Geschichte brachte das Kloster aus seinen Reihen zahlreiche Theologen und Wissenschaftler hervor und bestimmte die Geschichte Wiens und damit auch Österreichs maßgeblich mit.
In der öffentlichen Wahrnehmung wird das Kloster in erster Linie mit dem 1807 errichteten Schottengymnasium verbunden, das seit seinen Anfängen allen gesellschaftlichen Schichten, aber auch Schülern anderer religiöser Bekenntnisse offensteht. Neben zahlreichen prominenten Persönlichkeiten des öffentlichen und kirchlichen Lebens hat es bislang mit P. Anton Maria Schwartz und Karl I. auch zwei Selige der katholischen Kirche hervorgebracht. Mit dem Schottenschüler Redemptorist P. Wilhelm Janauschek, dessen Seligsprechung weit fortsgechritten uist könnten es in naher Zukunft sogar drei sein.