Manche kamen durch Gespräche mit Landsleuten, die schon konvertiert und missionarisch aktiv sind, zum Glauben an Jesus Christus, andere durch Besuche von Kirchenräumen, in denen sie tiefe Ruhe und Friede spüren und Gott begegneten.
Manche kamen durch Gespräche mit Landsleuten, die schon konvertiert und missionarisch aktiv sind, zum Glauben an Jesus Christus, andere durch Besuche von Kirchenräumen, in denen sie tiefe Ruhe und Friede spüren und Gott begegneten.
Großteil der Taufbewerber aus Afghanistan und dem Iran - Katechumenats-Verantwortlicher Vychytil: Rückläufige Zahlen aufgrund der Asylsituation und der Corona-Pandemie, erneuter Anstieg in Zukunft jedoch absehbar.
Kardinal Christoph Schönborn hat am Mittwochabend 27 Erwachsene zur Taufe in katholischen Pfarren der Erzdiözese Wien zugelassen. Die größte Gruppe der Bewerber für das wichtigste christliche Sakrament kam diesmal aus Afghanistan (11), gefolgt von Iran (6) und Österreich (4) sowie weiteren 5 Herkunftsnationen, wobei jeweils über zwei Drittel männlich sowie im Alter von 20 bis 40 Jahre alt waren.
Die Zulassungsfeier mit dem Erzbischof, die dieses Mal in der Karmeliterkirche in Wien-Döbling stattfand, ist der Höhepunkt während der einjährigen Vorbereitungszeit auf die Taufe. Bezugnehmend auf den Lesungstext aus der Offenbarung des Johannes sprach der Kardinal den Taufbewerbern Hoffnung zu und sagte: „Diese Verheißung vom neuen Himmel und der neuen Erde gilt gerade euch, die ihr bald getauft werdet, ihr könnt so aus einer Hoffnung leben, die größer ist als die Probleme und Krisen dieser Welt, auch größer als die persönlichen Schicksalschläge, die einige von euch bereits erlebt haben.“
In Wien gibt es seit einigen Jahren neben der auch in anderen Diözesen üblichen Taufzulassungsfeier im Frühjahr eine weitere im Herbst, um ein Angebot für später in die Vorbereitung eingestiegene erwachsene Taufkandidaten („Katechumenen“) zu schaffen. Die Taufen finden dann dezentral in diversen Pfarren der Diözese rund um den Christkönigssonntag, in der Advent- und Weihnachtszeit statt. Im Frühjahr waren in Österreichs Diözesen knapp mehr als 150 Erwachsene zur Taufe zugelassen worden. In Summe dürfte es heuer rund 200 Erwachsenentaufen geben, davon 80 in der Erzdiözese Wien, so die Einschätzung von Daniel Vychytil, dem Zuständigen für das Erwachsenenkatechumenat in Wien sowie auch auf überdiözesaner Ebene bei der Österreichischen Bischofskonferenz, Leiter des Koordinationsbüros für Katechumenat und Asyl der Österreichischen Bischofskonferenz.
Wenngleich die Kindestaufe mit österreichweit rund 45.000 pro Jahr weiter die Regel ist, stieg die Zahl der Erwachsenentaufen (ab 14 Jahren) seit der Jahrtausendwende und erreichte 2017 mit 890 einen Höchststand, um sich dann wieder auf etwas niedrigerem Niveau einzupendeln. Neue Rekorde in naher Zukunft erwartete Vychytil im Interview nicht, was nicht nur auf Corona zurückzuführen sei. Vor allem die Asylsituation spiele hier mit, erklärte der Experte. „Derzeit gibt es zwar wieder mehr ankommende Flüchtlinge, doch der Trend schlägt sich bei den Erwachsenentaufen immer erst mit rund zweijähriger Verspätung nieder, da die Vorbereitung auf die Taufe ein gutes Jahr dauert.“ Dass es im kommenden Jahr wieder mehr sind, schließe er aus den Voranmeldungen.
Die Lebenssituation der Täuflinge ist vielfältig und hängt stark von ihrem Rechtsstatus ab, berichtete Vychytil. „Teils haben sie schon Asyl und befinden sich in AMS-Kursen oder arbeiten bereits oft in prekären Arbeitsverhältnissen, teils bangen sie noch um Anerkennung.“ Afghanen könnten derzeit auf Grund der Machtergreifung durch die Taliban im August 2021 mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem asylrechtlichen Aufenthaltstitel rechnen. Sorgen machten sich afghanische Täuflinge vor allem um die im Land gebliebenen Ehefrauen und Kinder. Vychytil: „Auch, wenn sie selbst Asyl bekommen haben, müssen Angehörige zunächst die Flucht nach Pakistan schaffen und dort einen Antrag auf Familienzusammenführung bei der österreichischen Botschaft stellen. Die oft monatelange Wartezeit in Pakistan kann sehr schwierig für die Personen sein.
Die Afghanen, die sich vor der Taufe befinden, hätten fast ausschließlich erst auf der Flucht oder dann in Österreich mit dem Christentum Kontakt gehabt und manche von ihnen „sehr tiefe religiöse Erfahrungen“ gemacht, berichtete der Katechumenats-Verantwortliche.
Die individuellen Glaubensbiografien – von denen mehrere exemplarisch bei der Zulassungsfeier verlesen wurden – seien äußerst unterschiedlich. „Manche kamen durch Gespräche mit Landsleuten, die schon konvertiert und missionarisch aktiv sind, zum Glauben an Jesus Christus, andere durch Besuche von Kirchenräumen, in denen sie tiefe Ruhe und Friede spüren und Gott begegneten.“
Wohl gibt es auch in Afghanistan auch nach der Machtübernahme der Taliban geheime Christen, wobei Schätzungen von einer Zahl zwischen 6.000 und 10.000 ausgehen. Auch eine gute Handvoll derer, die in den vergangenen Jahren aus Österreich trotz erfolgter Taufe wieder abgeschoben wurden, zählt Vychytil dazu, wobei die meisten von ihnen sofort wieder das Land verlassen hätten. Mit einzelnen Rückkehrern ist der Katechumenats-Verantwortliche auch weiterhin in Kontakt „Sie berichten von einer wirtschaftlichen Katastrophe. Vor allem im ländlichen Gebiet geht es derzeit ums nackte Überleben.“ Da die Taliban gegen alle aus dem Westen zurückgeschobenen Afghanen den Generalverdacht einer Konversion zum Christentum unterstellen, werde der angenommene Glaube in der Regel sogar vor engsten Angehörigen verschwiegen.
Hauptfokus bei den Katechumenats-Zuständigen ist freilich die Glaubenseinführung im Rahmen der Vorbereitung auf die Taufe, die mindestens ein Jahr lang dauert und sehr intensiv ist. Nach dem Corona-bedingten Schwenk auf Videounterricht findet sie zumeist wieder vor Ort in den Pfarren statt, berichtete Vychytil. „Für die Beziehungsarbeit und das direkte Eingehen auf Fragen ist das ein großer Vorteil“, so der Experte. Ein wichtiges Thema in den Diözesen ist die Nachbetreuung nach der Taufe. Hier gibt es österreichweit Bemühungen, die Neugetauften mit diversen Angeboten besser in die Pfarren zu integrieren, damit ein besseres Andocken in den Gemeinden gelingen kann.
„Das ist eine sehr herausfordernde Aufgabe“, unterstrich Vychytil. „Auch aufgrund der starken Umbruchssituation in den Gemeinden, die meist überaltert sind und den 20- bis 40-jährigen Täuflingen altersmäßig wenig Anschlussmöglichkeiten bieten, außer wenn es sich um junge Familien handelt.“ Ziel sei es, in der neuen Glaubensgemeinde auch Heimat zu vermitteln.