Das Ausmaß der klaffenden Lücke zwischen Kinderkosten und Familienleistungen, die diese Kosten eigentlich abdecken sollten, sei "dramatisch hoch" und erreiche je nach Alter des Kindes bis zu 1.000 Euro monatlich.
Das Ausmaß der klaffenden Lücke zwischen Kinderkosten und Familienleistungen, die diese Kosten eigentlich abdecken sollten, sei "dramatisch hoch" und erreiche je nach Alter des Kindes bis zu 1.000 Euro monatlich.
Generalsekretärin Parr: Studie zeige endlich "schwarz auf weiß", dass "die realen Kosten, die für Kinder anfallen, viel höher sind, als die bisher als Grundlage herangezogenen Zahlen".
Als entscheidenden Schritt im Kampf gegen die Kinderarmut in Österreich hat die Caritas die neue Kinderkostenstudie der Statistik Austria bezeichnet. Die letzte Kinderkostenstudie stammte aus dem Jahr 1964. Seither wurden die Kosten nur jährlich valorisiert, was die tatsächlichen Mehrkosten für Kinder allerdings nicht abdeckt. Die Neuberechnung von Kinderkosten zeige, wie dramatisch die "klaffende Lücke zwischen Kinderkosten und Familienleistungen" ist und sei ein "dringender Handlungsauftrag", so die Caritas-Generalsekretärin Anna Parr in einer Aussendung am Freitag.
Die Caritas habe in der Vergangenheit immer wieder auf die Wichtigkeit valider Antworten auf die Frage "Was kostet ein Kind?" hingewiesen. Dies wäre ein "wesentlicher Faktor" bei der Berechnung von Familienleistungen wie der Familienbeihilfe, von Richtsätzen für Kinder in der Mindestsicherung und auch Unterhaltszahlungen. "Die hohe Zahl armutsgefährdeter Kinder in Österreich ließ uns schon bisher annehmen, dass die realen Kosten, die für Kinder anfallen, viel höher sind, als die bisher als Grundlage herangezogenen Zahlen", so Parr. Das würde nun durch die Studie endlich "schwarz auf weiß" belegt.
Das Ausmaß der klaffenden Lücke zwischen Kinderkosten und Familienleistungen, die diese Kosten eigentlich abdecken sollten, sei "dramatisch hoch" und erreiche je nach Alter des Kindes bis zu 1.000 Euro monatlich. "Insbesondere Alleinerziehende und Familien mit niedrigen Einkommen schaffen es nicht, diese Lücke jeden Monat aus eigener Kraft zu schließen. Leidtragende sind die Kinder", so Parr.
Die neuen Zahlen seien ein bedeutender Grundstein im Kampf gegen Kinderarmut, betonte Parr. Nicht zuletzt aufgrund der hohen Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen in Österreich habe die Caritas in der Vergangenheit wiederholt eine Überprüfung der Familien- und Sozialleistungen auf ihre Armutsfestigkeit und ihre verteilende Wirkung hin gefordert. Jetzt müsse man, "basierend auf der neuen Kinderkostenstudie, rasch nachjustieren".
Anpassungen des Familienbonus, der Mindestsicherung oder "Sozialhilfe neu" wären nun im Kampf gegen die Kinderarmut dringend gefordert, so Parr. Der Familienbonus sei kein probates Mittel gegen Kinderarmut, da er vornehmlich Besserverdiener via Steuererleichterungen entlaste. Dringend notwendig seien auch österreichweit einheitliche bedarfsgerechte Kinderrichtsätze bei der Mindestsicherung oder der "Sozialhilfe neu" sowie ein Rechtsanspruch auf den Alleinerzieherbonus und eine Ausweitung auf Alleinerziehende, die volljährige Kinder unterstützen müssen, betonte Parr, denn, "jedes Kind ist gleich viel wert".
"Auf der nun vorliegenden Datenbasis ist es jetzt Zeit, ins Handeln zu kommen und das klare Ziel der Abschaffung von Kinderarmut nicht aus den Augen zu verlieren", erklärte Parr. Mit einer Kindergrundsicherung könnte ein Leben ohne Armut für jedes Kind und somit eine dauerhafte Lösung für armutsgefährdete Familien und insbesondere Alleinerziehende sichergestellt werden. Essenziell seien außerdem umfassende Maßnahmen im Bildungs- und Gesundheitsbereich sowie Angebote, mit denen allen Kindern soziale Teilhabe garantiert werden.
Da sich Armut auf alle Lebensbereiche von Kindern auswirke, appelliert die Caritas, die Ergebnisse der Kinderkostenstudie mögen nun zu raschen Anpassungen führen. Die eigene Expertise stelle man dabei gerne zur Verfügung.