Adventfeier mit Kardinal Christoph Schönborn in der Justizanstalt Josefstadt.
Adventfeier mit Kardinal Christoph Schönborn in der Justizanstalt Josefstadt.
ORF-"Orientierung" berichtet von Adventfeier mit Kardinal Schönborn in Justizanstalt Josefstadt. Auch Bischöfe Schwarz und Scheuer kündigten Gefangenenbesuche an.
Eingesperrt zu sein ist für jeden Menschen ein ganz dramatisches Ereignis, das ihn von bisherigen sozialen Kontakten trennt und vor grundlegende Sinnfragen stellt. Darauf wies der Wiener Gefängnisseelsorger Christian Kuhn anlässlich der traditionellen Adventfeier mit Kardinal Christoph Schönborn in der Justizanstalt Josefstadt hin. Beispiele für Themen, die Betroffene mit Seelsorgern besprechen, seien etwa "Bin ich komplett gescheitert?" oder "Kann ich aus meinem Leben noch etwas machen?" Rund 200 Gesprächsanfragen wöchentlich verzeichne das Team der größten österreichischen Justizanstalt, die mehr als 1.000 Insassen beherbergen kann, jedoch notorisch überbelegt ist, ging aus einem Bericht im ORF-Religionsmagazin "Orientierung" (19.12.) hervor.
In den Tagen vor dem Heiligen Abend besucht nicht nur der Wiener Erzbischof, sondern auch andere österreichische Bischöfe traditionell Justizanstalten. Sie kommen damit einem Grundauftrag der Kirche nach, Menschen in Not und am Rand der Gesellschaft die hoffnungsvolle Weihnachtsbotschaft zu bringen. Gerade die Weihnachtszeit ist beispielsweise für viele Gefängnisinsassen mit dem Aufbrechen tiefer seelischer Verletzungen und Krisenerfahrungen verbunden.
Kardinal Schönborn erklärte gegenüber dem ORF zu seinem am 16. Dezember erfolgten Besuch in der Josefstadt, er wisse nicht, welche Straftaten die Mitfeiernden ins Gefängnis brachten, aber wesentlich sei für ihn: Es handle sich um "Menschen, die ein Herz haben wie ich, die auch Gutes haben und Gutes suchen". Diese menschliche Begegnung sei für ihn immer ein beeindruckender Moment in der Vorweihnachtszeit, so Schönborn.
Corona-bedingt musste die Adventfeier im Vorjahr abgesagt werden, heuer konnten wegen der Infektionsgefahr nur 25 Häftlinge teilnehmen. Viel mehr jedoch bekommen Weihnachtspackerl mit kleinen Aufmerksamkeiten: 700 Stück wurden mithilfe von Wiener Pfarren in den Zellen verteilt.
Weitere bekannt gegebene Besuchstermine von Bischöfen in Gefängnissen: Am Dienstag, 21. Dezember, feiert der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz einen vorweihnachtlichen Gottesdienst mit Gefangenen der Justizanstalt Stein. Am selben Tag zelebriert auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer in der Justizanstalt Ried sowie am 23. Dezember in der Justizanstalt Garsten bei Steyr.
Der Wiener Weihbischof Franz Scharl feiert schließlich am Heiligen Abend in Wien mit den Bewohnern eines Heims für Haftentlassene einen Weihnachtsgottesdienst. Scharl ist in der Erzdiözese Wien für die Kategoriale Seelsorge zuständige, die Gefängnisseelsorge ist ein Teil dieser Kategorialen Seelsorge.
Laut dem Justizministerium beträgt die gesamte Belagskapazität der österreichischen Justizanstalten 8.564 Personen; 7.652 davon - das ist eine Auslastung von knapp 90 Prozent - befanden sich laut Stand vom 1. Dezember in Justizanstalten, die übrigen Personen in psychiatrischen Krankenhäusern beziehungsweise im elektronisch überwachten Hausarrest. Jeder fünfte Gefangene in Österreich sitzt in Untersuchungshaft, nur 6 Prozent der Häftlinge - nämlich 539 - sind weiblich.