Kardinal Christoph Schönborn: "Nicht vom Allergrößten umfasst zu sein, sondern im Kleinsten enthalten zu sein, das ist göttlich."
Kardinal Christoph Schönborn: "Nicht vom Allergrößten umfasst zu sein, sondern im Kleinsten enthalten zu sein, das ist göttlich."
Kardinal verweist am Christtag auf vermeintlichen Kontrast zwischen Welt erschaffendem Logos des Johannesevangeliums und der in der Nacht zuvor gefeierten Geburt eines Kindes im Stall.
Der Kontrast zwischen der in der Christmette gefeierten Geburt im Stall und dem Christtagsevangelium mit dem Johannesprolog ("Im Anfang war das Wort...") ist kein Gegensatz, sondern Ausdruck der "ganzen Wahrheit des Weihnachtsgeheimnisses". Das sagte Kardinal Christoph Schönborn in seiner Christtagspredigt im Stephansdom und erinnerte dazu an einen lateinischen Spruch: "Nicht vom Allergrößten umfasst zu sein, sondern im Kleinsten enthalten zu sein, das ist göttlich." Auch im Bauplan der Schöpfung zeige sich, dass das Kleinste - die Atome - denselben Gesetzen folgen wie ganze Galaxien, wies Schönborn hin. Und auch die Pandemie zeige: Was im Kleinsten - in der Zelle - geschieht, hat Folgen für das Ganze.
Nach christlicher Überzeugung ist im neugeborenen Kind die "gewaltige Perspektive" enthalten, die am Anfang des Johannesevangeliums zum Ausdruck kommt: Der Logos - das Wort, der Sinn, die Vernunft - war bei Gott, war Gott - und wurde Fleisch und damit menschlich. Das göttliche Wort, das die Welt erschaffen hat, vergegenwärtigt sich somit nach den Worten des Kardinals mitten unter uns Menschen. Und Gott wolle "auch in uns Mensch werden", wir seien aufgerufen, "Kinder Gottes" zu werden, an der göttlichen Natur teilzunehmen. Auch im Leben solle sich das Komplementäre zwischen dem Größten und dem Kleinsten zeigen, wie Schönborn hinwies: Große Wahrheiten müssen sich im Alltag bewähren - etwa die von André Heller angesprochene "Weltmuttersprache Mitgefühl" durch Aufmerksamkeit und Zuwendung konkretisieren.
Musikalisch gestaltet war das Hochamt von der Wiener Dommusik unter Domkapellmeister Markus Landerer, zu hören war Franz Schuberts Messe in B-Dur, weiters mit Georg Friedrich Händels "Joy to the world" eines der beliebtesten Weihnachtslieder aus dem angelsächsischen Sprachraum.