"Verschwörungstheorien entstehen aus Krisensituationen heraus", erklärt Johannes Sinabell, Referent für Weltanschauungs- und Sektenfragen.
"Verschwörungstheorien entstehen aus Krisensituationen heraus", erklärt Johannes Sinabell, Referent für Weltanschauungs- und Sektenfragen.
Johannes Sinabell, Referent für Weltanschauungs- und Sektenfragen, im Gespräch über Verschwörungsdenken und wie trotz unterschiedlicher Meinungen Beziehungen erhalten bleiben können.
"Verschwörungsdenken entsteht immer in einer Situation, in der das Vertrauen zusammengebrochen, angekratzt ist", erklärt Johannes Sinabell, Referent für Weltanschauungs- und Sektenfragen der Erzdiözese Wien, auf dem YouTube-Kanal der Erzdiözese.
Aktuell gebe es rund um das Thema Coronaimpfung viele Verschwörungstheorien. "Nicht jeder ist Verschwörungstheoretiker, der gegen die Impfung ist und diese hinterfragt oder der gegen die Regierungsmaßnahmen ist oder gar eine andere wissenschaftliche Meinung vertritt." Eine Theorie werde erst dann zur Verschwörungstheorie, wenn sie von einer Personengruppe benutzt werde, um etwas zu erreichen oder zu vertuschen. "Im besten Fall ist eine Verschwörungstheorie auch eine Theorie, die sich irgendwann einmal auflöst, weil die Fakten dagegensprechen", so Sinabell.
Man müsse sich bewusst sein, dass es bei Verschwörungstheorien weniger um rationale, sondern um emotionale Erfahrungen gehe. Da würden oft auch keine Fakten helfen, denn bei Fakten stelle sich immer die Frage, wer die Fakten aufstelle und ob dieser Person oder Institution vertraut werden könne, erklärt Johannes Sinabell in dem Video weiter. Das könne dazu führen, dass Leute nicht mehr den Tageszeitungen, sondern "alternativen" Medien vertrauen oder der Regierung ein grundsätzliches Misstrauen entgegenbringen würden: "Die Regierung will mir Schlechtes. Hier tritt ein Misstrauen, ein gestörtes Vertrauensverhältnis zu Tage", beschreibt der Referent für Weltanschauungs- und Sektenfragen die Gefühls- und Gedankenwelt von Menschen, die Verschwörungstheorien vertreten.
"Verschwörungstheorien entstehen aus Krisensituationen heraus", so Sinabell. Die Menschen seien mit einer Situation oder einem Phänomen konfrontiert, das sie nicht verstehen, zu dem es vielleicht auch widersprüchliche Erklärungen gibt. Dann wird eine Bewältigungsstrategie entwickelt. Eine Verschwörungstheorie ist da eine einfache Antwort: Hier bin ich und dort die Anderen, die mir Böses wollen.
Wenn man mit jemand redet, der Verschwörungstheorien verbreitet, müsse man sich immer bewusst sein, "ich rede hier mit einem Menschen und nicht mit einem Verschwörungstheoretiker. Ich muss der Person mit Respekt begegnen und kann natürlich auch Respekt erwarten", so Sinabell.
An der aktuellen Corona Thematik zerbrechen Freundschaften und in Familien entstehen tiefe Gräben. "Wenn es darum geht, eine Beziehung aufrecht zu erhalten, wird man irgendwann sagen müssen: Okay wir haben hier ganz konträre Einstellungen, da kommen wir nicht zusammen", so Sinabell. Das ändere aber nichts daran, dass das Gegenüber einem wichtig ist. "Die Basis muss sein, dass wir aufhören, uns gegenseitig überzeugen zu wollen. Wir lassen das Thema ruhen und weichen dem Punkt aus." Bei sehr fest gefahrenen Diskussionen empfiehlt Sinabell, das Gegenüber durch Fragen zum selbstständigen Denken anzuregen, da gerade bei Verschwörungstheorien Emotionen vor allem Rationalen liegen.
Weitere Informationen: www.weltanschauungsfragen.at
Mehr Infos zu Verschwörungstheorien: www.weltanschauungsfragen.at/arbeitshilfen/manche-glauben/die-corona-krise-wurde-geplant