Die drei territorialen Bischofsvikare bei ihren Ansprachen: Bischofsvikar P. Petrus Hübner, P. Darius Schutzki und Weihbischof Stephan Turnovszky.
Die drei territorialen Bischofsvikare bei ihren Ansprachen: Bischofsvikar P. Petrus Hübner, P. Darius Schutzki und Weihbischof Stephan Turnovszky.
Kardinal Schönborn: Bei "mutlosem Murren" über die Gegenwart und einer Romantisierung der Vergangenheit stehenzubleiben, ist "tödlich". Impulsstatements der Bischofsvikare bei Feier im Erzbischöflichen Palais.
Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, hat dazu ermutigt, positiv auf die Gegenwart zu blicken und die Vergangenheit nicht zu glorifizieren. Es gelte ja zu sagen zu "unserer Zeit, unserer Situation, der gemeinsamen Berufung und dem gesellschaftlichen und sozialen Auftrag", betonte der Kardinal am Samstag, 14. September 2019 bei einer Festmesse im Stephansdom. Der Mehrfach-Anlass war das Fest Kreuzerhöhung, das 50-Jahr-Jubiläum der drei Wiener Vikariate, die Erinnerung an die historische Diözesansynode 1969 sowie die Diözesangründung 1469. Schließlich war es am Kreuzerhöhungstag des Jahres 1995, als Kardinal Schönborn sein Amt als Erzbischof angetreten hatte.
Der Kardinal ging in seiner Ansprache von der Tageslesung über die Wüstenwanderung der Israeliten aus, die zu murren begannen, sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurücksehnten und Kritik an Moses und an Gott selbst zu üben begannen. Ähnliches gebe es auch in der Kirche, vor dem Hintergrund, dass "wir weniger werden" und oft ein "Murren über die Gegenwart" der Kirche zu hören sei. Das Murren sei auch oft "verbunden mit einem Murren über 'die da oben'".
Bei einem "mutlosen Murren" über die Gegenwart und einer Romantisierung der Vergangenheit stehenzubleiben, sei jedoch "tödlich", warnte Schönborn. Deshalb brauche es "Umkehr". Konkret bedeute dies, "nach den Spuren Gottes Wirken zu suchen", nicht nur früher, sondern auch heute.
Der Kardinal hob hervor, dass "Gottes großes Ja zur Welt" weiter gelte, auch unter den heute schwieriger gewordenen gesellschaftlichen Bedingungen. Er betonte die Aktualität der bei der Ersten Wiener Diözesanversammlung (2000) formulierten "fünf Ja": Ja zu unserer Zeit, ja zu unserer Situation, ja zu unserer gemeinsamen Berufung, ja zur Stellvertretung und zum Mittragen der Nichtglaubenden und schließlich ja zum gesellschaftlichen Auftrag der Katholiken.
Kardinal Schönborn wies auf die Aktualität der Heiligen Therese von Lisieux und der Heiligen Faustyna Kowalska hin. Terese habe als Gebet formuliert, "Um Dich zu lieben habe ich nur heute"; Faustyna habe die unendliche Barmherzigkeit Gottes in jeder Situation betont. Diese Gedanken "sollten die Basis unseres Zusammenarbeitens sein", so der Kardinal zu den Mitarbeitern in den Vikariaten.
Das ins 4. Jahrhundert zurückgehende Fest der Kreuzerhöhung ist dem Gedächtnis der wunderbaren Auffindung des "Wahren Kreuzes" Christi am Ort der heutigen Jerusalemer Grabeskirche gewidmet. Das "Wahre Kreuz" wurde danach alljährlich jeweils am 14. September dem gläubigen Volk hocherhoben gezeigt und von diesem mit Akklamationen verehrt. Das Fest war 1995 der Beginn der Amtszeit Christoph Schönborns als Wiener Erzbischof, nach den schweren Turbulenzen aufgrund der Missbrauchsvorwürfe gegen seinen Vorgänger Kardinal Hans-Hermann Groer (1919-2003).
Kardinal Schönborns Vor-Vorgänger, Kardinal Franz König, hatte 1969 - bei der Wiener Diözesansynode zum 500-Jahr-Jubiläum der Bistumsgründung - die Aufteilung der Erzdiözese Wien in drei Vikariate beschlossen, auf Anregung er Synode. Es handelt sich um eine einschneidende Strukturreform, denn die Reform hat massiv geholfen, dass die Seelsorge in der großen Erzdiözese Wien nie über einen anonymen Apparat als Oberinstanz stöhnen musste. Seit 1969 ist das kirchliche Leben in der Erzdiözese in den zwei östlichen Vierteln Niederösterreichs über die Bischofsvikare für den Norden und den Süden, in der Bundeshauptstadt über den Bischofsvikar des Stadtvikariats, weiters über die Dechanten und den pastoralen Vikariatsrat organisiert.
Im Anschluss an die Messe im Stephansdom folgten im Hof des Erzbischöflichen Palais Impulsstatements der Bischofsvikare Stephan Turnovszky - auch österreichischer Jugendbischof -, P. Petrus Hübner und Dariusz Schutzki zu den diözesanen Zukunftsthemen Mission, Jüngerschaft und Strukturen. Zuvor wurden - noch im Dom - den neu gewählten Vikariatsräten durch den Erzbischof die Dekrete überreicht.
Kardinal Schönborn hatte zum Beginn des Wiener diözesanen Jubiläumsjahres auch auf die zahlreichen aktuellen Herausforderungen hingewiesen: "Lange waren die Katholiken die große Mehrheit der Bevölkerung. Heute sind sie in Wien nur noch ein Drittel. Wie sieht die Zukunft der Erzdiözese Wien, der katholischen Kirche in unserem Land aus? Skandale haben für viele die Glaubwürdigkeit der Kirche erschüttert. Kirchenaustritte sind die Folge", so der Wiener Erzbischof.
Trotzdem sei er zuversichtlich, denn in ihrer 550-jährigen wechselvollen Geschichte habe die Kirche von Wien sich immer wieder erneuert: "Sie lebt aus dem Gottvertrauen", so das Credo des Karidnals.
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