Am 1. Juni 1722 stand endlich das Erzbistum Wien. Erster Erzbischof wurde der bisherige Bischof Sigismund von Kollonitsch (1716-1751).
Am 1. Juni 1722 stand endlich das Erzbistum Wien. Erster Erzbischof wurde der bisherige Bischof Sigismund von Kollonitsch (1716-1751).
Am 1. Juni 1722 wurde die Diözese Wien durch die päpstliche Bulle "Suprema dispositione" zur Erzdiözese erhoben.
Ohne Feiern, allerdings mit einem für Jänner 2023 anvisierten Symposium, begeht die Kirche von Wien am 1. Juni den 300. Jahrestag der Erhebung zur Erzdiözese. Am 1. Juni 1722 wurde die päpstliche Bulle "Suprema dispositione" ausgestellt, die Wien kirchenrechtlich den Status eines Metropolitanbistums gab. Die Wochenzeitung "Die Furche" hat das Jubiläum in einem ausführlichen Beitrag aufgegriffen.
Dass Wien erst vergleichsweise spät zur Metropolie erhoben wurde, hat mit der Aufteilung des ostfränkischen Missionsgebiets zu tun. "Die späte Wiener Diözesanerrichtung und späte Erhebung zur Erzdiözese ist ein Zeugnis für die Langlebigkeit kirchlicher Strukturen", erläutert der Wiener Kirchengeschichtler Prof. Rupert Klieber.
1469, als das Bistum Wien errichtet wurde, war es nur eine aus dem Passauer Gebiet geschnittene Minidiözese, die das Stadtgebiet und einige Dörfer umfasste. Im 18. Jahrhundert eroberte Österreich aber riesige Gebiete auf dem Balkan und stieg zur Großmacht auf. Die Residenzstadt wuchs zu einer Hauptstadt mit über 80.000 Einwohnern an und brauchte jetzt einen größeren Kirchenverwaltungssprengel - sehr zum Widerstand des Passauer Bischofs Raymund Rabatta und des Salzburger Erzbischofs Franz Anton Harrach.
1719 schrieb Kaiser Karl VI. direkt an Papst Clemens XI. Sein Nachfolger Innozenz XIII. ließ durchblicken, wenn der Kaiser Comacchio, einen Besitz des Kirchenstaates, zurückgäbe, würde er das Gewünschte bieten.
Am 1. Juni 1722 stand endlich das Erzbistum Wien. Erster Erzbischof wurde der bisherige Bischof Sigismund von Kollonitsch (1716-1751). "Aber auch dieses Erzbistum war noch ein sehr künstliches Produkt. Im Grunde genommen hat erst Joseph II. (1780-90) mit einem Gewaltstreich neue Verhältnisse geschaffen", so Prof. Klieber. Im Zusammenhang mit Kaiser Josephs drastischen Eingriffen in die kirchlichen Zuständigkeiten entstanden an den Sitzen Wien, St. Pölten und Linz Staatskirchentums-Verwaltungen par excellence, wobei Wien viel stärker als die anderen Sitze im Schatten der Macht stand.
Im Laufe der Zeit wuchsen die Wiener Erzbischöfe aber in die prestigeträchtige Rolle als erste Ansprechpartner der Regierenden in Österreich hinein, und das wurde - wie Rupert Klieber hervorhebt -"nach 1918 sogar stärker als vorher". Für die Kirche von Wien wichtig war außer dem Kaiserhof die Universität als geistiges Zentrum. Sie, und nicht der Bischofshof, übte die Funktion einer Glaubensbehörde aus.