Die Kapelle im erzbischöflichen Palais ist dem Hl. Apostel Andreas geweiht.
Die Kapelle im erzbischöflichen Palais ist dem Hl. Apostel Andreas geweiht.
Wolfgang Moser, Diakon und erzbischöflicher Zeremoniar, zeichnet die Geschichte der Hauskapelle der Wiener Erzbischöfe nach.
Eine Kapelle an der Stelle des heutigen erzbischöflichen Palais ist urkundlich erstmal im Jahre 1267 bezeugt. Der damalige Pfarrer von Wien, Magister Gerhard von Siebenbürgen, ließ im Zuge der umfassenden Wiederherstellung des Pfarrhofs von St. Stephan, welcher wiederholt von Brandkatastrophen heimgesucht worden war, eine eigene Kapelle bauen, die dem hl. Märtyrer Achatius und seinen Gefährten geweiht war. Im Jahre 1365 wurde von Herzog Rudolf IV. bei St. Stephan ein von der Mutterdiözese Passau unabhängiges Kollegialkapitel mit einem Propst an der Spitze errichtet. Der Pfarrhof wurde nun Propsthof, entsprechend wurde die „Achatiuskapelle“ als Kapelle im Propsthof geführt.
Mit der Errichtung des Bistums Wien im Jahre 1469 wurde für den Bischof vermutlich eine neue Kapelle zu Ehren des hl. Apostels Andreas erbaut; es gab also zu dieser Zeit im Bischofshof zwei baulich und räumlich vollständig getrennte Kapellen. Unter Bischof Anton Wolfrath (1631-1639) wurde der schon lange baufällige Bischofshof von Grund auf neu gebaut. Die frühere Andreaskapelle wurde damals wohl abgetragen und ihr Patrozinium ging auf die Achatiuskapelle über. Zugleich wurde die im Ursprung gotische Kapelle im Stil des Frühbarocks umgebaut. Die Inschrift über dem Kapelleneingang gibt Zeugnis davon: „Kapelle des heiligen Apostels Andreas, des heiligen Märtyrers Achatius und seiner Gefährten, schon früher hier Schutzpatrone, errichtet und geweiht 1638“. Im Lauf der Zeit gewann der Apostel Andreas den Vorrang. Im 19. Jahrhundert wurde die Kapelle unter den Erzbischöfen Vinzenz Eduard Milde (1832-1853) und Anton Joseph Kardinal Gruscha (1890-1911) renoviert, wie eine Gedenktafel über dem Eingang im Inneren bezeugt.
Im Jahr 1974 erfuhr sie unter Franz Kardinal König (1956-1985) eine der Liturgiereform entsprechende Umgestaltung. Ein neuer „Volks-Altar“ aus Stein in Tischform wurde errichtet und der 1934 in der Gruft der Hofkirche St. Augustin entdeckte, spätgotische Annenaltar aus dem Jahre 1512 wurde als Altarretabel an der Rückwand der Apsis aufgestellt. Auch ein neuer Tabernakel aus Bronze wurde in der linken Apsiswand eingebaut.
Die sogenannte Schwalbennest-Orgel wurde im Jahr 1990 in den
bis dahin instrumentfreien Raum von der niederösterreichischen Orgelbaufirma Allgäuer eingebaut.
Der jetzige Altar (und Ambo) wurde am 15. November 1997 durch Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn geweiht. Im Zuge der Neugestaltung durch Dombaumeister Wolfgang Zehetner wurde auch der Bronzetabernakel von Dombaumeister Kurt Stögerer neu eingefasst und versilbert, um das angedeutete Andreaskreuz an den Tabernakeltüren besser zur Geltung zu bringen.
Das Prozessions-Kreuz ist eine Leihgabe aus dem Stephansdom und steht an jener Stelle, an der das „Erzbischöfliche Kreuz“, das nur bei Pontifikalgottesdiensten verwendet wurde und sich jetzt beim Altar des Domes befindet, aufgestellt war.
Die Christus-Ikone über der Sessio war ein persönliches Geschenk des Bischofs von Hajdúdorog der griechisch-katholischen Kirche in Ungarn an Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn anlässlich eines Besuches in Maria Pócs im Jahr 2010.
Die Statue des hl. Josefs ist eine Kopie aus der Pfarrkirche Gallbrunn. Auch Papst Benedikt XVI. bekam von den österreichischen Bischöfen anlässlich deren ad limina-Besuches im November 2005 eine solche geschenkt – als Pendant zur Mariazeller Muttergottes, die Papst Johannes Paul II. im Anschluss an seinen Besuch in Österreich im Jahr 1983 in seiner Hauskapelle aufstellte.
Die Bronzestatue der sel. Sr. M. Restituta Kafka wurde anlässlich der Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Österreich im Jahr 1998 von dem akademischen Bildhauer Oskar Höfinger (*1935) entworfen.
Sr. Restituta wurde wegen ihres entschiedenen Eintretens für Glauben und Menschenwürde in der Zeit der nationalsozialistischen Gewalt-herrschaft am 30. März 1943 – nach 13 Monaten Haft, davon fünf Monate in der Todeszelle – gemeinsam mit sechs Straßenbahnern im Wiener Landesgericht
durch das Fallbeil ermordet. Der tiefe Einschnitt unterhalb des Kopfes der Statue soll an ihre Enthauptung erinnern.
Die Statue des hl. Apostels Andreas von Fritz Erler (1885) war ursprünglich Zentrum eines um die Mitte des 20. Jahrhunderts aus verschiedenen Teilen zusammengestellten gotischen Flügelaltares. Sie erinnert uns an das Patrozinium der Kapelle.