Unter dem Titel "Der lange Weg zum Erzbistum Wien - Der Erhebungsakt 1723 und seine Folgen" kamen zwei Tage lang im Wiener Curhaus Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen zu Wort.
Unter dem Titel "Der lange Weg zum Erzbistum Wien - Der Erhebungsakt 1723 und seine Folgen" kamen zwei Tage lang im Wiener Curhaus Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen zu Wort.
Expertinnen und Experten zum "lange Weg zum Erzbistum Wien". Generalvikar Krasa: "Die komplexe Geburtsgeschichte" der Erzdiözese prägt das diözesane Handeln bis heute.
In Wien hat am Donnerstag, 19. Jänner 2023, eine Fachtagung anlässlich des Jubiläums "300 Jahre Erhebung Wiens zu Erzdiözese" begonnen. Unter dem Titel "Der lange Weg zum Erzbistum Wien - Der Erhebungsakt 1723 und seine Folgen" kommen noch bis Freitag im Wiener Curhaus Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen zu Wort. Nikolaus Krasa, Generalvikar der Erzdiözese Wien, betonte in seiner Begrüßung die "komplexe Geburtsgeschichte" der Erzdiözese, die dem durchschnittlichen Mitglied der Erzdiözese wohl "nicht sehr bekannt" sei. Diese "nicht sehr lineare, klare Geschichte", mit immer wieder unterschiedlichen Handlungsträgern, präge das diözesane Handeln bis heute, so der Befund Krasas.
Organisiert wurde die Tagung vom Diözesanarchiv der Erzdiözese Wien in Kooperation mit dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung an der Universität Wien und dem Verein für Geschichte der Stadt Wien. Auch die Stadt Wien und die Online-Plattform "Wien Geschichte Wiki" waren in die Planung eingebunden. Bei letztgenannter Plattform werden im Rahmen der Tagung zudem die Eintragungen zum Thema "Erzbistum Wien" präsentiert.
Christian Lackner, Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, betonte den Ausdruck der Verwunderung über die späte Errichtung des Erzbistums, der schon im Titel mitschwinge. So klaffe die politische und die kirchliche Rolle durchaus auseinander, obwohl unbestreitbar sei, dass Wien neben Paris und Madrid lange eine der drei europäischen katholischen Metropolen war.
Am Eröffnungstag standen weiters die Vorgeschichte und Bistumspläne des Mittelalters im Zentrum, welche Lackner selbst präsentierte. Auch der Wiener Kirchenhistoriker Thomas Prügl thematisierte die Gründungsvorgeschichte in seinem Vortrag "Bischof und Universität. Universaler Anspruch und ortskirchliche Realität", in dem er insbesondere die Verquickungen zwischen Kirche, Politik und Universität in das Zentrum stellte.
Weiterer Vortragender am Donnerstag war der Historiker Herwig Weigl, der über die Erhebung zum Erzbistum durch Papst Innozenz XIII. und die Bereitstellung eines Suffraganbischofs sprach. Der Salzburger Stiftsarchivar Gerald Hirtner beleuchtete die Erhebung zum Erzbistum in Salzburger Quellenbeständen. Die Leiterin des Archivs der Erzdiözese Wien, Johanna Kößler, sprach hingegen über "Die Erhebung zum Erzbistum und die Rolle des Diözesanarchivs".
Der Kirchenrechtler Stefan Schima von der Universität Wien erörterte kirchenrechtliche Konsequenzen der Erhebung eines Bistums zum Erzbistums. So sprach er über die Rolle des Metropoliten und seine Stellung im Recht der Lateinischen Kirche im 18. Jahrhundert und ordnete diese ein. Ebenso skizzierte er die Befugnisse, Rechte und Pflichten, die einem Erzbischof als Metropoliten gegenüber seinen Diözesanbischöfen in seiner Kirchenprovinz zukommen, etwa die Pflicht, disziplinäre Verstöße offiziell nach Rom zu melden.
Weitere Referenten des Eröffnungstags waren die deutsche Historikerin Hannelore Putz (Passau und Wien - Perspektiven einer spannungsreichen Beziehung im 18. Jahrhundert) und der Archivwissenschafter Stefan Seitschek (Der Wiener Hof und das Erzbistum).
Um die Wiener (Erz-)Bischöfe geht es dann am Freitag. Zunächst aus Perspektive der Denkmalforschung und Architektur, mit Beiträgen von Günther Buchinger und Doris Schön über das erzbischöfliche Palais. Auch die Erzbischofswürde und deren Folgen für das Zeremoniell oder auch die Begräbnisfeierlichkeiten werden thematisiert. Am Freitagnachmittag spricht die Musikwissenschaftlerin Elisabeth Hilscher über die Kirchenmusik, die Historikerin Renate Kohn über die Grabdenkmäler der Erzbischöfe und ihr Fachkollege Stephan Steiner über die Beziehung letzterer zu den Protestanten. Über das 19. und 20. Jahrhundert der Erzdiözese Wien unter Kaisern, Republiken und Diktaturen spricht abschließend dann der Kirchenhistoriker Rupert Klieber.
Im Fokus der Tagung stehen der Erhebungsakt von 1723 und seine Folgen. Dabei war der Tag der offiziellen Erhebung bereits im Jahr davor: Eine Bulle von Papst Innozenz XIII. vom 1. Juni 1722 war dafür ausschlaggebend, deren Eintreffen in Wien war jedoch erst am 14. Februar 1723, der feierliche Festakt zur Erhebung schließlich zehn Tage darauf. Jedoch schon ab 1722 durfte sich der Wiener Bischof Sigismund Kollonitz erster Fürsterzbischof von Wien nennen und erhielt auch die Kardinalswürde, die fortan an fast alle seine Nachfolger im Erzbischofsamt verliehen wurde.