Vater, Mutter, Kind: Nicht nur das katholische Idealbild einer Familie wird bei der Bischofssynode Thema sein.
Vater, Mutter, Kind: Nicht nur das katholische Idealbild einer Familie wird bei der Bischofssynode Thema sein.
Das Sekretariat der Bischofssynode hat am 26. Juni das „Arbeitspapier“ („Instrumentum laboris“) für die Bischofsversammlung über Familie und Ehe veröffentlicht, die im Oktober im Vatikan stattfindet.
Es ist eine ungeschönte Bestandsaufnahme zu einem Thema, in dem katholische Positionen und gesellschaftliche Praxis auseinanderdriften. Der Vatikan hat am Donnerstag das Arbeitspapier für die nächste Weltbischofssynode vorgelegt, die sich im Oktober den „pastoralen Herausforderungen im Hinblick auf die Familie“ stellen will. Das Kirchentreffen soll das weite Feld neuer Lebensformen und Partnerschaften, veränderter Mentalitäten und Moralvorstellungen, aber auch Anfragen an die Sakramentenpastoral etwa für wiederverheiratete Geschiedene erörtern. Und es muss neue, vor allem aber verständlichere Antworten der Kirche suchen.
Das 85-seitige „Instrumentum laboris“ bildet das Programm der mit Spannung erwarteten Außerordentlichen Bischofssynode im Oktober, die Ende 2015 in einer zweiten Etappe fortgesetzt werden soll. Grundlage ist eine Umfrage in der Weltkirche, an der sich neben Bischofskonferenzen und Kurienbehörden auch verschiedenste kirchliche Gruppen beteiligt haben. Überraschend ist vor allem das breite Spektrum der dargelegten Positionen, das Streitfragen nicht ausklammert, das auch kritische Anfragen an kirchliche Positionen auflistet und neue Öffnungen ins Gespräch bringt. So wird zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ausdrücklich auf die Praxis der orthodoxen Kirchen verwiesen, die den „Weg einer zweiten oder dritten Ehe mit Bußcharakter“ kennen. Es wird damit zu einem legitimen Argument für die Synodendebatte. Und konkret sind auch die Empfehlungen aus der Weltkirche für raschere Entscheidungen in Ehenichtigkeitsverfahren. Aber auch die schon von Benedikt XVI. aufgeworfene Frage nach einem Zusammenhang von persönlichem Glaubensverständnis und Gültigkeit eines Sakraments wird ins Synodenprogramm geschrieben.
Es gelinge der Kirche heute in vielen Regionen nicht mehr, ihre Positionen zu Familie, zu Ehe und Scheidung, aber auch zu Empfängnisverhütung, zu Homosexualität oder zu In-vitro-Befruchtung verständlich zu machen, lautet die nüchterne Analyse. Selbst praktizierenden Katholiken seien geltende Normen unbekannt oder nicht vermittelbar.
Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn hat das „Instrumentum Laboris“ als ein „getreues Echo der weltweiten Befragung zu Ehe und Familie“ bezeichnet. Da das Arbeitspapier kein Geheimdokument darstelle, könne sich jeder ein Bild davon machen, in welcher Form sich die Antworten der vatikanischen Befragung tatsächlich in dem Dokument niedergeschlagen haben, so der Wiener Erzbischof.
Als eine „schöne Neuerung, auf die ich mich besonders freue“ bezeichnete Schönborn die Ankündigung, dass zu jedem Kapitel zuerst Laien zu Wort kommen werden: „Dies sind schließlich die unmittelbar Betroffenen, die Lebensexperten“, so Kardinal Schönborn.
Kardinal Schönborn wird als Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz an der außerordentlichen Bischofssynode im Vatikan teilnehmen. Zugleich war er als Mitglied des Synodenrates in die Vorbereitungen der Synode aktiv involviert. Als Ziel der Synode im Oktober gab Schönborn ein „Fact-finding“ an: So dürfe man „keine pastoralen Handreichungen“ erwarten, sondern eine nüchterne Erhebung der Situation von Ehe und Familie im 21. Jahrhundert.