Vom 5. bis zum 19. Oktober beraten 253 Repräsentanten aller Ortskirchen und Fachleute gemeinsam im Vatikan darüber, wie die katholische Kirche auf die veränderte Lebenswirklichkeit von Familien und Paaren reagieren soll.
Vom 5. bis zum 19. Oktober beraten 253 Repräsentanten aller Ortskirchen und Fachleute gemeinsam im Vatikan darüber, wie die katholische Kirche auf die veränderte Lebenswirklichkeit von Familien und Paaren reagieren soll.
Weltweite Rückmeldungen auf Fragenkatalog zur Synode sind Vorgabe für 253 Teilnehmer. Mehr Kollegialität und Dynamik auf Wunsch des Papstes. Großes Rahmenprogramm und Folgesynode im Jahr 2015.
Vom 5. bis zum 19. Oktober beraten 253 Repräsentanten aller Ortskirchen und Fachleute gemeinsam im Vatikan darüber, wie die katholische Kirche auf die veränderte Lebenswirklichkeit von Familien und Paaren reagieren soll. Die außerordentliche Bischofssynode ist die dritte in ihrer Geschichte und die erste im neuen Pontifikat. Ihr Titel - "Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung" - verspricht brisante Diskussionen. Doch auch wegen der bisherigen Ankündigungen zu Ablauf und Form des Treffens sind die Erwartungen und das mediale Interesse hoch gesteckt.
Thematisch geht es durchaus um "heiße Eisen". Darunter sind Fragen wie der kirchliche Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, Patchwork-Familien, homosexuellen Partnerschaften, die Sexualmoral, die Gefahren für die Stabilität von Familien - etwa materielle Armut und Migration -, die Situation älterer und verwitweter Menschen. Aber es geht auch um die Weitergabe des Glaubens in einem immer stärker säkularisiertem Umfeld. Eine weltweite Befragung zu diesen Themen hatte eine große Kluft zwischen dem Leben der katholischen Gläubigen und der kirchlichen Lehre offenbart.
Papst Franziskus will zudem den synodalen Gedanken neu beleben und eine offene Debatte mit freier Meinungsäußerung ermöglichen, "ohne Angst und ohne Verdächtigungen auf sich zu ziehen", wie Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri bekanntgab. Um dem Ablauf zu straffen und Dynamik zu verleihen, haben die Bischöfe jeweils vier Minuten Redezeit, in denen sie keine Statements verlesen dürfen, höchstens mündliche Resümees zuvor eingereichter Texte sind erlaubt. Die Tagesordnung gibt das Thema im Plenum vor, in Kleingruppen folgt vertiefende Arbeit.
Die Wortlaute werden nicht veröffentlicht. Täglich berichtet der Vatikan jedoch per Pressekonferenz über den Stand der Beratungen. Dazu liefert er Tageszusammenfassungen über das Presseamt.
Konkret betreffen diese Vorgaben die 191 eingeladenen Bischöfe und 62 weitere Teilnehmer, darunter 30 Frauen. Dazu gehören die Vorsitzenden von 114 Bischofskonferenzen, wie Christoph Schönborn (Wien), Reinhard Marx (München) und Markus Büchel (St. Gallen). Die 25 Kurienchefs werden anwesend sein, die Mitglieder des Synodenrats mit General- und Untersekretär, ferner drei Ordensvertreter, 13 Oberhäupter mit Rom unierter Ostkirchen und acht "brüderliche Abgesandte" anderer christlicher Denominationen, darunter auch der russisch-orthodoxe Metropolit Hilarion Alfejew.
Hinzu kommen 16 Experten und 38 Gasthörer - darunter 13 Ehepaare - die bei der Synode zu Wort kommen sollen. Schließlich stehen 26 vom Papst benannte Mitglieder, darunter der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper, der auf Wunsch des Papstes den Kardinälen im Februar einen Vortrag zum Thema Ehepastoral gehalten hatte, auf der Liste.
Bereits vor längerem waren die Kardinäle Andre Vingt-Trois (Paris), Luis Antonio Tagle (Manila) und Raymundo Damasceno Assis (Aparecida/Brasilien) mit der Synodenleitung beauftragt worden. Generalrelator wurde der Budapester Kardinal Peter Erdö.
Ins Rollen gebracht hatte die Synode mit dem Titel "Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung" Papst Franziskus vor knapp einem Jahr. Anfang Oktober 2013 hatte er mit seinen Berater-Kardinälen über eine künftige Aufwertung und bessere Struktur der Synode in Sinne von mehr Kollegialität in der Kirchenführung gesprochen. Überraschend traf er am 8. Oktober die Entscheidung, eine Sondersynode ("Außerordentliche Generalversammlung der Bischofssynode") einzuberufen. Angesetzt wurde diese vom 5. bis 19. Oktober 2014, sowie eine weitere "ordentliche" Bischofssynode zum gleichen Thema für den Herbst 2015.
Erster Vorbereitungsschritt war die Aussendung von Fragebögen durch das Synoden-Generalsekretariat. Dessen Leiter Baldisseri, und Sekretär Erzbischof Bruno Forte als "Chef-Theologe", hatten den Fragenkatalog erstellt, der dann im November 2013 an die Bischofskonferenzen erging.
Neu war die klare Vorgabe an die Bischöfe, die Frage an die kirchliche Basis und Laienorganisationen weiterzugeben. Die Umsetzung dieser Vorgabe ließ je nach den ortskirchlichen Verhältnissen eine Bandbreite zu und reichte von der Befassung kirchlicher Gremien bis zur aktiven Nutzung via Internet. Im Endeffekt beteiligten sich somit Hunderttausende Menschen daran.
Die Antworten auf diese "Familienumfrage" - der Ausdruck ist allerdings nicht exakt, weil ja die Bischöfe die eigentlichen Adressaten waren - wurden in einem 85-seitigen Arbeitspapier, dem bei Bischofssynoden üblichen "Instrumentum laboris", zusammengefasst. Auch die österreichischen Ergebnisse von mehr als 30.000 Rückmeldungen, die im Jänner 2014 von den Bischöfen beim Ad-limina-Besuch im römischen Synoden-Sekretariat abgegeben wurden, flossen hier ein.
Inhaltlich bestätigte das Dokument, das für die Synode Diskussionsbasis und Leitfaden bilden soll, eine "Kluft zwischen Lehre und Leben". Die Kenntnis der kirchlichen Position zu Familie sei allgemein eher spärlich und es gelinge der Kirche heute vielerorts nicht mehr, ihre Haltung zu Familie, Ehe und Scheidung, Empfängnisverhütung oder In-vitro-Befruchtung verständlich zu machen.
Eingebunden sind die beiden Synodenwochen in ein Rahmenprogramm zum Thema Ehe und Familie, das bereits Mitte September im Petersdom mit der ersten von einem Papst geleiteten Trauungszeremonie seit 20 Jahren begonnen hat. Am 28. September folgt ein Vatikan-Treffen mit 40.000 Großeltern aus über 20 Ländern, darunter auch Flüchtlinge aus den irakischen Städten Erbil und Mossul, die mit dem Papst einen Gottesdienst auf dem Petersplatz feiern werden.
Am Schlusstag der Synode, dem 19. Oktober - zugleich Weltmissions-Sonntag -, wird Papst Franziskus einen seiner Vorgänger, Paul VI. (1963-1978) seligsprechen. Der 1897 in Norditalien geborene Kirchenmann ist im weltweiten Gedächtnis außer als zweiter "Konzilspapst" sowie mit seinem Einsatz für Ökumene, Frieden, soziale Gerechtigkeit besonders für sein Schreiben "Humanae vitae" (1968) geblieben, das ihm allerdings viel Kritik, Unverständnis und Häme einbrachte. Er beschrieb hier die Trennung von Sexualität und Fortpflanzung als schwerwiegendes Problem und verbot für Katholiken künstliche Mittel zur Empfängnisverhütung. Zugleich war es jedoch auch Paul VI., der die Bischofssynode 1965 auf Anregung des Konzils als feste Einrichtung schuf.
Eine Fortsetzung des Familien-Themas im Vatikan wird es gleich im nächsten Jahr geben, wenn es im Herbst 2015 bei einem weiteren noch größerem Bischofstreffen erneut aufgegriffen wird. Erst nach Abschluss dieser "ordentlichen" Synode wird es - wahrscheinlich 2016 - ein abschließendes Dokument geben. Unmittelbar vor diesem Ereignis findet im September 2015 im amerikanischen Philadelphia das "Welttreffen der Familien" statt.
Mit Spannung wird erwartet, welche Kompetenzen die Synode mit ihren Vorschlägen haben kann und soll, waren die Bischofsversammlungen doch bisher ein Beratungsorgan für den Papst ohne eigene Kompetenzen, ihre Analysen kaum Anlass tatsächlicher grundlegender Veränderungen in der Kirche und Inhalte ihrer Schlussdokumente meist schon aus den Vorbereitungspapieren erahnbar. Beobachtern zufolge scheinen diesmal Neuerungen oder tatsächliche Klärungen durchaus möglich, je nachdem ob Franziskus der Bischofssynode nach orthodoxem Vorbild mehr Mitsprache geben will.
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