Ohne Rücksicht aufeinander, ohne Respekt voreinander, kommt man hier nicht ohne „Beule“ an
Ohne Rücksicht aufeinander, ohne Respekt voreinander, kommt man hier nicht ohne „Beule“ an
Der Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz bei der Familiensynode in Rom, der Vorarlberger Bischof Benno Elbs, berichtet dem "DerSONNTAG" von seinen Eindrücken in Rom.
Liebe Leserinnen und Leser!
Jeder, der schon einmal in Rom war, weiß, dass eine Taxifahrt eine abenteuerliche Erfahrung sein kann. Ich bin auf dem Weg nach St. Maria Maggiore, um dort ein wenig zu beten, und offensichtlich haben viele andere Menschen dasselbe Ziel. Autos drängen sich dicht an dicht, ein Hupkonzert ertönt.
Und eines wird klar: Ohne Rücksicht aufeinander, ohne Respekt voreinander, kommt man hier nicht ohne „Beule“ an.
Ein Bild, das auch für die Synode stehen kann.
Es beeindruckt, mit welchem Respekt Menschen aus verschiedensten Kontinenten dieser Welt miteinander ins Gespräch kommen und dabei ein gemeinsames Ziel haben: etwas Ermutigendes für die Familien zu formulieren und diese in ihrem Alltag zu stärken.
Die erste Woche ist vorbei und im Plenum ist nach den circuli minores, den Sprachgruppen, ein erstes Stimmungsbild entstanden, das sich über Sprachen und Kulturen hinweg in vielem sehr ähnlich ist. Ein wichtiger Punkt ist hier die Forderung nach einer positiveren Sprache.
Es gibt viel Gutes im Blick auf die konkrete Situation der Menschen heute, das auch genannt und gesehen werden soll. Wir dürfen uns nicht nur auf die Bedrohungen und Krisen fixieren und deshalb soll das Synodendokument auch Perspektiven der Hoffnung und des Mutes für die Familien eröffnen.
Immer wieder wird in den Sprachgruppen der Wunsch formuliert, Zuständigkeiten an Regionen oder Bischofskonferenzen zu verlagern, was sich aufgrund der großen Unterschiedlichkeit der Familienthemen anbietet.
Papst Franziskus würde es wohl mit den Worten „heilsame Dezentralisierung“ ausdrücken.
Aus manchen Stellungnahmen spricht Empörung über die Gender-Ideologie – die meint, dass die Geschlechterrollen nur gesellschaftliche Konstruktionen sind und beliebig verändert werden können.
Manche denken hier aber auch, dass neben den bekannten ideologischen Übertreibungen in dieser Frage ebenso ein sinnvoller Erkenntniskern steckt, nämlich wie wir unser „Mann- und Frausein“ gleichberechtigt leben.
Hier wird es kluge Worte brauchen.
Die zweite Woche beginnt wieder mit den Sprachzirkeln und einem neuen Thema. Hier wird es nach dem Blick auf die konkreten Lebenssituationen der Familien besonders um die Familie als Berufung gehen, wobei natürlich theologische Fragen im Mittelpunkt stehen werden.
Dann wird sich zeigen, was die Synodenteilnehmer über das Thema „Familie und Leben in der Kirche“ denken – und zu sagen haben.
Ihr
Bischof Benno Elbs
Die Weltbischofssynode 2015 auf www.erzdioezese-wien.at
Weitere Informationen zu "Der Sonntag" die Zeitung der Erzdiözese Wien