Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper warnt vor zu hohen Erwartungen an das offizielle Schlussdokument der Weltbischofssynode zur Familie bestätigt, aber insgesamt eine Fortschreibung der Synodenlinie.
Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper warnt vor zu hohen Erwartungen an das offizielle Schlussdokument der Weltbischofssynode zur Familie bestätigt, aber insgesamt eine Fortschreibung der Synodenlinie.
Emeritierter Kurienkardinal: "Es wird zu keiner Änderung der Lehre kommen, aber die 'Disziplin' könnte geändert werden.“
Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper (83) hat vor zu hohen Erwartungen an das offizielle Schlussdokument der Weltbischofssynode zur Familie gewarnt, aber insgesamt eine Fortschreibung der Synodenlinie in dem Papier bestätigt: "Der Papst ist kein Revolutionär, sondern ein Reformator. Ich erwarte mir keinen revolutionären Text", sagte Kasper am Rande des von Kardinal Christoph Schönborn geleiteten "European Apostolic Congress on Mercy" am Freitag, 1. April 2016 in Rom gegenüber der italienischen katholischen Presseagentur SIR.
Im Blick auf wiederverheiratete Geschiedene sagte Kasper, "es wird zu keiner Änderung der Lehre kommen, aber die 'Disziplin' könnte geändert werden". So könnten etwa die betreffenden Paare zu einigen der "typischen Aufgaben des Laiendienstes in den Pfarrgemeinden zugelassen" werden.
Der frühere Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen räumte aber ein, dass er "noch keine Zeile" der Exhortation mit dem Titel "Amoris laetitia" ("Freude der Liebe"), die am nächsten Freitag von Kardinal Schönborn und Kardinal Lorenzo Baldisseri im Vatikan vorgestellt wird, gelesen habe. Er sei sich sicher, dass der Papst der "Linie der Synode" folge, so Kasper.
In einer säkularisierten Welt ist es aus Sicht des emeritierten Kurienkardinals Walter Kasper (83) eine große Herausforderung, Gott den Menschen wieder nahe zu bringen. "Vielen unserer Zeitgenossen fehlen sozusagen die 'Antennen' um seine Botschaft zu empfangen", sagte er am Freitag bei dem von Kardinal Christoph Schönborn geleiteten Europäischen Apostolischen Kongress der Barmherzigkeit (EACOM) in Rom. Gott sei für viele ein Fremder geworden. Dazu hätten auch jene Christen beigetragen, die nur von einem "strafenden Gott, der Angst macht" berichteten. Gott hingegen gehe den Menschen wie ein barmherziger Vater mit offenen Armen entgegen, anstatt ihnen Vorwürfe zu machen.
Kardinal Kasper sieht die Barmherzigkeit Gottes als Heilmittel für die "Wunden der Welt". Sie sei Gottes Antwort auf alles Böse, die Ungerechtigkeit und den "Horror der heutigen Kriminalität", so der frühere Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen.
Kardinal Kasper machte sich für eine "Spiritualität der offenen Augen" stark, die auch "im Geringsten den Herrn" sehe - beispielsweise in Armen, Kranken oder Flüchtlingen. Ausgehend vom Wort "Barmherzigkeit" führte er aus, Gott habe ein Herz für die Erbärmlichen. Barmherzigkeit stehe auch für den Kampf gegen das Böse. So erkläre sich der Zorn Gottes in der Bibel, der dazu diene, Übel auszuradieren. "Gott bekämpft das Böse, aber er gewährt auch seine Gnade und vergibt denen, die reuig um Vergebung bitten."
Kasper hatte 2012 ein Buch über Barmherzigkeit als Schlüsselbegriff des Evangeliums geschrieben. Franziskus lobte das Werk beim Angelus-Gebet zum Beginn seines Pontifikats. Am Europäischen Apostolischen Kongress der Barmherzigkeit, der am Donnerstag begonnen hat, nehmen 500 Teilnehmer aus aller Welt teil.
World Apostolic Congress on Mercy" (WACOM):
www.wacom2017.org/?lang=de