Um eigene Wege entwickeln und gehen zu können, braucht es Zeit. Zeit, die in der Rush-Hour des Lebens aber Mangelware ist.
Um eigene Wege entwickeln und gehen zu können, braucht es Zeit. Zeit, die in der Rush-Hour des Lebens aber Mangelware ist.
Reflektierte, aufgeschlossene Männer und Väter aber stehen heute nach wie vor im Niemandsland – zwischen zwei Welten. Ihr eigenes, autoritäres Vaterbild lehnen sie ab, für Alternativen fehlen die Vorbilder.
Es ist Mitte Mai. Im ersten Stock einer Altbauwohnung in Wien 7 sitzen 12 Väter von Klein- und Kleinstkindern in einem Sesselkreis.
Sie alle sind vielbeschäftigt, erfolgreich im Beruf und haben verantwortungsvolle, zum Teil aufreibende Jobs.
Das eintägige Seminar „Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter“ haben sie gebucht, weil sie es anders machen wollen als ihre Väter.
Am Ende des Seminartages sind es zwei Punkte, die für alle zentral sind: die Sehnsucht nach mehr Zeit für Familie und Kinder und die Erfahrung, dass man(n) mit der Sehnsucht nicht alleine ist; dass andere Männer auch darunter leiden, nicht genug Zeit für ihre Kinder zu haben.
Dieses Seminar war ein Pilotprojekt und fand 2003 statt. Die unheimliche Einsamkeit der Väter in ihrer Sehnsucht nach den Kindern und die Erfahrung, dass sie keine Räume haben, darüber zu reden, haben mich damals sehr berührt.
Dass die Vereinbarkeit für Frauen und Mütter ein Spagat ist, wissen wir; sie reden darüber, thematisieren ihre Zerrissenheit zwischen Anspruch und Wirklichkeit und klagen über die Unbedanktheit der Familienarbeit.
Reflektierte, aufgeschlossene Männer und Väter aber stehen heute, 13 Jahre später, nach wie vor im Niemandsland – zwischen zwei Welten. Ihr eigenes, autoritäres Vaterbild lehnen sie ab, für Alternativen fehlen die Vorbilder.
Um eigene Wege entwickeln und gehen zu können, braucht es Zeit. Zeit, die in der Rush-Hour des Lebens aber Mangelware ist.
Zum Vatertag wünsche ich den Vätern Mut und Zeit; Zeit dafür, dass sie beherzt ihren Platz in der Familie suchen – und finden; Zeit dafür, dass sie präsent sind und aktiv mitmischen können und Mut, die Emanzipation des Mannes voranzutreiben.
Mag. Irene Kernthaler-Moser ist Interaktions-expertin und Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes Österreichs (KFÖ).
weitere Artikel zur Bischofssynode und "Amoris laetitia"
Mehr über Papst Franziskus
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien