Papst Franziskus hat dazu ein eigenes Aktionsjahr zur Familie ausgerufen, das am 19. März beginnt und bis zum Weltfamilientreffen im Juni 2022 dauern soll.
Papst Franziskus hat dazu ein eigenes Aktionsjahr zur Familie ausgerufen, das am 19. März beginnt und bis zum Weltfamilientreffen im Juni 2022 dauern soll.
"Jahr der Familie" zum fünften Jahrestag des Papst-Schreibens "Amoris laetitia" soll dessen Inhalte vertiefen. Dauer vom diesjährigen 19. März bis zum Weltfamilientreffen 2022.
Fünf Jahre nach dem Papstschreiben "Amoris laetitia" wird das Thema Ehe und Familie in der Katholischen Kirche weltweit erneut in die Mitte gerückt: Papst Franziskus hat dazu ein eigenes Aktionsjahr zur Familie ausgerufen, das am 19. März beginnt und bis zum Weltfamilientreffen im Juni 2022 dauern soll.
Die Themen des nachsynodalen Schreibens sollen dabei von den Bischofskonferenzen, Diözesen, Pfarren, geistlichen Bewegungen und Familienverbänden, vor allem aber von den Familien selbst, vertieft und weiter diskutiert werden, heißt es dazu von der federführenden Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben.
Die Corona-Pandemie habe die zentrale Rolle der Familie als Hauskirche gezeigt und auch, wie wichtig gemeinschaftliche Bindungen zwischen den Familien sind, "die die Kirche zu einer 'Familie aus Familien' macht", heißt es in der offiziellen Broschüre zur Website des Aktionsjahres, das eigentlich 15 Monate dauert. Dessen Ziel sei es, sogar "jede Familie weltweit" zu erreichen mit "geistlichen, seelsorglichen und kulturellen Angeboten" für Gemeinden, Diözesen, Universitäten und kirchlichen Vereinigungen. "Die Familie" verdiene ein solches "Festjahr", damit sie ins Zentrum kirchlichen Engagements rückt.
Bereits im Vorjahr hatte Papst Franziskus ein ähnliches Aktionsjahr gestartet, um die Enzyklika "Laudato si" durch Initiativen und Veranstaltungen noch nachhaltiger in der Kirche zu verankern. Dasselbe ist nun mit "Amoris laetitia" geplant. Das am 19. März 2016 unterzeichnete Schreiben über die "Freude der Liebe" hatte bislang vor allem hinsichtlich einer Fußnote für Streit gesorgt, wo es um den Umgang mit geschiedenen und wieder verheirateten Paaren ging. Dass die in zwei Weltbischofssynoden vorbereiteten knapp 300 Seiten des Dokuments jedoch viel mehr als dieses eine Thema enthalten, soll im Aktionsjahr gewürdigt werden.
Knapp zusammengefasst, nennt der Vatikan als Ziele des "Amoris-laetitia"-Jahres folgende: 1. Das Papstschreiben bekannter zu machen, 2. für das "Sakrament der Ehe als Geschenk" zu werben, 3. Familien an der Gemeindeseelsorge zu beteiligen, 4. jungen Menschen zu vermitteln, wie wichtig Bildung und menschliche Reife für Liebe und Sexualität sind sowie 5. das Verständnis von Familienseelsorge bereichsübergreifend zu erweitern. Neben Ehepaaren und Kindern sollen auch Jugendliche, ältere Menschen und vor allem Familienkrisen in den Blick kommen.
Franziskus selber sprach bei der Ankündigung Ende Dezember davon, "das Ideal der ehelichen und familiären Liebe neu vor Augen zu führen". Dieses Ideal allerdings soll so vermittelt werden, dass es Paaren und Familien angesichts ihrer eigenen Lebensverhältnisse und Schwierigkeiten wirklich hilft. Die katholische Auffassung von Ehe, Liebe und Sexualität soll aus der Ecke von Lebensfeindlichkeit und rigider Lehre, in der viele sie sehen, herausgeholt werden. Der christliche Glaube bietet der Ansicht des Papstes nach viel mehr dazu, ohne dass es großer Änderungen in der Morallehre bedarf.
Für Aufmerksamkeit dürfte ein internationales Forum vom 9. bis 12. Juni sorgen: "Wo stehen wir mit 'Amoris laetitia'? Strategien zur Umsetzung des Apostolischen Schreibens von Papst Franziskus". Angesprochen sind Experten für Familienpastoral in Bischofskonferenzen, internationalen Bewegungen und Familienverbänden. Zudem soll monatlich ein Video erscheinen, in dem Franziskus den Angehörigen verschiedenster Familien die einzelnen Kapitel seines Schreibens noch einmal erklären will.
In weiteren Video-Projekten geht es um den Glauben und das Leben geistig und körperlich behinderter Menschen. Im Angebotspaket der Vatikanbehörde von Kardinal Kevin Farrell sind des weiteren ein Dutzend Ideen für familienseelsorgliche Projekte für den von Franziskus ebenfalls neu eingeführten "Welttag für Großeltern und Senioren" im Juli.
Rund um den Valentinstag 2022 gibt es Aktionen für Verliebte - und am Ende das große Weltfamilientreffen mit dem Papst in Rom. Das letzte derartigen Treffen 2018 in Dublin war überschattet von den Themen Missbrauch und Misshandlung in irischen Waisenhäusern, sowie vom Thema Homosexualität, als sich der Papst am Rückflug ungewollt missverständlich dazu äußerte. Beim neuen Aktionsjahr wird es darum gehen, sich nicht nur an medienwirksamen Reizthemen abzuarbeiten.
Was mit Blick auf die vielen anderen Aspekte rund um Familie - Ehe, Sexualität, Einsamkeit, Partnerschaft, Erziehung, Glaubensvermittlung, Pubertät, Alter, Pflege, Work-Life-Balance, Gewalt, Armut, Krankheit, Behinderung - konkret geschieht, hängt von den Engagierten vor Ort ab. Aspekte und Themen bietet "Amoris laetitia" zu Genüge: von der Entwicklung biblischer Aussagen zu Ehe und Familie über deren soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche und gesundheitliche Lebensbedingungen, Liebe, Sexualität, Nachkommen, Erziehung, Pflege, Beruf, Glaube, Gemeindeleben und was all dies für die Seelsorge bedeutet.
Ausgerufen hatte der Papst das Aktionsjahr am vergangenen 27. Dezember, dem alljährlichen kirchlichen "Fest der Heiligen Familie". Die Familie Jesu in Nazareth sei die "Modellfamilie" und könne allen Familien der Welt Bezugspunkt und Inspiration bieten, sagte Franziskus bei diesem Anlass. Der Sohn Gottes habe "wie alle Kinder die Wärme einer Familie gebraucht" und in der Fürsorge durch seine Mutter Maria und den Ziehvater Josef die "Zärtlichkeit Gottes erkannt", zitierte der Papst aus dem Apostolischen Schreiben "Patris Corde", mit dem er Wochen zuvor ein weiteres bereits laufendes Aktionsjahr - das des heiligen Josef, dessen kirchlicher Gedenktag eben der 19. März ist - eröffnet hatte. Parallelen und Überschneidungen beider Schwerpunktjahre dürften durchaus beabsichtigt sein.