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19.09.2017 · Glaube · Orden

Regel des heiligen Augustinus: Kraft der Gemeinschaft

Studiert man aufmerksam die Regel des Augustinus, wie viele andere Ordensregeln auch, so erkennt man bald, dass zahlreiche Anweisungen und Hinweise nicht nur spezifisch für ein Leben hinter Klostermauern nutzbar sind, sondern dass sie für ein christliches Leben im Alltag jedes Einzelnen wertvoll sind.

Die kurze Regel des hl. Augustinus wurde die im Laufe der Jahrhunderte von vielen Orden übernommen. Der Klosterneuburger Augustiner Chorherr Anton Höslinger über die bleibende Faszination dieser Ordensregel.

 

Gebet

des heiligen Augustinus

 

Gott, du wahres, du höchstes Leben, all dessen, was wahrhaft
aus deiner Kraft lebt.
Gott, du meine Glückseligkeit, Ursprung, Beginn und Urheber der Freude,
all dessen, was glückhaft ist.
Gott des Schönen und des Guten,
in all dem, was gut und schön ist.
Gott, du Licht der Einsicht, Ursprung, Anfang und Urheber des Lichts der
Erkenntnis, in all dem, was leuchtet
in diesem Licht.

 

Gott, dessen Reich jene Welt ist,
die die Sinne nicht kennen.
Gott, dessen Reich den irdischen
Reichen das Gesetz gibt.
Gott, von dir sich entfernen ist fallen,
zu dir zurückkehren bedeutet
sich erheben, in dir bleiben ist
Bauen auf sicheren Grund.

 

Weggehen von dir heißt sterben,
zurückkehren zu dir heißt auferstehen, wohnen bei dir heißt leben.


                     (Hl. Augustinus, Soliloquia, 1,3)

 


 

Mag. Anton W. Höslinger, Assistent des Stifts-kämmerers, war lange Jahre Novizenmeister und Klerikerdirektor des Stiftes Klosterneuburg.

 

 

Die Ordensregel des heiligen Augustinus ist im Vergleich zu vielen anderen auffallend kurz“, sagt der Klosterneuburger Augustiner Chorherr Anton Höslinger zum SONNTAG.

 

Die Regel skizziert „in groben Zügen“ die Spiritualität und das tägliche Leben derer, die nach ihr leben. „Die Knappheit war und ist auch Teil ihres jahrhundertelangen Erfolgs; sie kann leicht in die konkrete Zeit und Lebenswelt der Ordensleute ,übersetzt’ werden“, ist Höslinger überzeugt.

 

Gerade was die Augustinus-Regel über den Geist der „vita communis“ (des gemeinsamen Lebens) und des gemeinsamen Arbeitens sagt, was sie über den Umgang mit denen sagt, die sich verfehlen (Stichwort „correctio fraterna“, brüderliche Zurechtweisung und Verzeihung), „ist sie ein tagtäglicher Wegweiser und ein ständiges Korrektiv im Zusammenleben der Gemeinschaft“.

 

Gemeinsam und „privat“

Höslinger: „Auch die Anweisungen, die Augustinus in seiner Regel für das Gebet gibt, sind äußerst knapp. Doch aus den wenigen Sätzen, die Augustinus formuliert, ist eine große Erfahrung auf dem Gebiet des gemeinsamen Betens spürbar und spricht eine tiefe Spiritualität: Das gemeinsame Beten muss strukturiert und regelmäßig stattfinden; neben dem gemeinsamen Gebet darf das private Gebet nicht zu kurz kommen; das Leben des Ordenschristen muss mit dem Inhalt des Gebets in Einklang kommen.“


Augustinus geht beim gemeinsamen Leben vom gemeinsamen Besitz aus, der für ihn gleichbedeutend ist wie das gemeinsame Arbeiten.

 

„Dadurch soll nicht nur der Zusammenhalt der Gemeinschaft fester werden; die Gemeinschaft im Arbeiten soll auch das Arbeiten selbst fruchtbarer machen“, sagt Höslinger: „Augustinus führt ganz klar aus, die Gemeinschaft und ihre Arbeit kommt umso weiter voran, je weniger auf private Interessen geachtet wird, je mehr man sich um die gemeinsame Sache müht.“


Faszinierendes am heiligen Augustinus gibt es vieles, hatte er doch ein bewegtes Leben.

 

In Hinblick auf seinen Zugang zum Ordensleben kann man zwei Punkte als „faszinierend“ bezeichnen, sagt Höslinger: „ In welcher Lebenssituation Augustinus sich nach seiner Taufe auch befand (Laie, Priester, Bischof), er fand einen Weg, ein Gemeinschaftsleben zu führen und daraus zugleich persönliche, spirituelle und pastorale Kraft zu schöpfen. Zum anderen spricht aus seinen Schriften die Selbstverständlichkeit, dass Gemeinschaft im Ordensleben kein Selbstzweck ist, sondern ein klares Ziel hat: das Leben der Kirche.

 

Die Ordens-Regel gab und gibt Halt

Höslinger zählt dabei folgende Kernaussagen der Regel des heiligen Augustinus auf: „Das Erste, warum ihr in Gemeinschaft zusammenlebt, ist, einmütig im Haus zu wohnen, und ein Herz und eine Seele zu sein auf Gott hin. (I.2.)

 

Wenn ihr in Psalmen und Hymnen zu Gott betet, soll das euer Herz bewegen, was euer Mund ausspricht.“ (II.3.)

 

Keiner soll etwas für sich selbst erarbeiten, sondern all euer Arbeiten geschehe gemeinsam und dadurch mit größerem Eifer und mehr Lust, als wenn jeder für sich selbst arbeitet – Liebe nämlich, von der geschrieben steht: ,Sie sucht nicht den eigenen Vorteil’ besagt: das Gemeinsame über das Eigene, nicht das Eigene über das Gemeinsame stellen.“ (V.2.)


Die Zeit, in der Augustinus lebte und seine Ordensregel schrieb, war die zu Ende gehende Antike, die beginnende Völkerwanderung.

 

Vieles schien aus dem Lot zu geraten, alte Strukturen lösten sich auf. „In dieser Zeit der Umwälzungen sollte das gemeinsame Leben den Ordensleuten Halt geben, aber auch der Kirche, denn die Welt gab diesen Halt nicht mehr“, unterstreicht Höslinger: „So hat die Augustinus-Regel bis zum heutigen Tag nichts an Aktualität eingebüßt.

 

Bei allen Veränderungen in der heutigen Gesellschaft, in der heutigen politischen und sozialen Landschaft soll das bewusste Leben aus dem christlichen Glauben heraus dem Leben des einzelnen und dem Leben der Kirche ein immer wieder neues tragendes Fundament geben.“

 

Wer noch die Augustinus-Regel hat

Augustinus schreibt die verschiedenen Anweisungen in seiner Regel, um die Hindernisse für ein gedeihliches menschlichen Zusammenleben auszuräumen: Überheblichkeit, Neid, Faulheit, Schadenfreude, Egoismus, Zorn, Disziplinlosigkeit, Undank, etc.


Höslinger: „Im Anschluss an die Grundeinsichten der Augustinus-Regel formulieren die Konstitutionen der Österreichischen Augustiner Chorherren-Kongregation, wenn es um die Evangelischen Räte geht, dass sich ,der Lebensstil des Einzelnen und der Kommunität durch Einfachheit, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und von Verantwortung’ (Nr. 5) auszeichnen muss.“


Die Regel des heiligen Augustinus ist im Laufe der Geschichte auf vielfältige Weise „fortgeschrieben“ worden, da unzählige Orden und Kongregationen diese Regel angenommen und durch Konstitutionen, Consuetudines (Lebensordnungen), Hausordnungen, etc. erweitert haben.

 

Die Regel des heiligen Augustinus liegt dem Ordensleben zahlreicher Orden zugrunde: Augustiner Chorherren, Augustiner Chorfrauen, Prämonstratenser, Prämonstratenserinnen, Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz, Augustiner Eremiten, Dominikaner, Dominikanerinnen, Barmherzige Brüder, Serviten, Trinitarier, Ursulinen, und viele mehr.

 

Die Ordensregel des heiligen Augustinus als pdf-download.

erstellt von: Der SONNTAG / Stefan Kronthaler
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Weitere Informationen:

Die ORDENS-REGEL

mit Impulsen
für Laien

 

„Hütet euch vor zu harten Worten“

 

Studiert man aufmerksam die Regel des Augustinus, wie viele andere Ordensregeln auch, so erkennt man bald, dass zahlreiche Anweisungen und Hinweise nicht nur spezifisch für ein Leben hinter Klostermauern nutzbar sind, sondern dass sie für ein christliches Leben im Alltag jedes Einzelnen wertvoll sind.

 

Drei Beispiele aus der Augustinus-Regel seien hier genannt:

 

„Ihr seid also umso weiter vorangekommen, je mehr ihr um die gemeinsame Sache bemüht seid, statt um eure privaten Interessen. So wird in allem, was wir zu diesem vergänglichen Leben nötig haben, das herausragen, was ewig bleibt: die Liebe.“ (V. 2.)

 

„Streit sollt ihr entweder gar nicht haben, oder ihn wenigstens möglichst schnell beilegen.“ (VI. 1.) „Wer durch ein Schimpfwort, eine üble Nachrede oder durch den Vorwurf eines Vergehens einen anderen verletzt hat, suche möglichst schnell wieder gutzumachen und zu heilen, was er angerichtet hat.

 

Wer verletzt wurde, verzeihe ohne lange Verhandlungen. Haben sie sich aber gegenseitig beleidigt, so müssen sie einander ihre Schuld vergeben. ... Hütet euch also vor zu harten Worten! Sind sie aber einmal aus eurem Mund gekommen, dann bringt auch bald Worte der Heilung aus demselben Mund, der die Wunden geschlagen hat!“ (VI. 2)

 

„Euer Vorsteher soll sich nicht deshalb glücklich schätzen, weil er kraft seines Amtes gebieten, sondern weil er in Liebe dienen kann. ... In allem soll er selbst ein Beispiel guter Werke geben, die Unruhigen zurechtweisen, die Verzagten trösten, sich der Schwachen annehmen, mit allen Geduld haben.“ (VII. 3.)

 

„Habt nicht nur füreinander Verständnis, sondern habt es auch für ihn durch mehr Gehorsamsbereitschaft; denn je höher bei euch jemand steht, umso größer ist die Gefahr, in der er schwebt.“ (VII. 4.)

 

 

Der "Gründer"

Hl. Augustinus - Er prägte das Abendland

Augustinus ist einer der einflussreichsten Philosophen und Theologen in der westlichen Kirchengeschichte.

 

Er wurde 354 in Thagaste (Algerien) geboren, begann eine berufliche Laufbahn als Rhetor und schloss sich der Sekte der Manichäer an. Nicht zuletzt durch den Einfluss des Bischofs Ambrosius bekehrte sich Augustinus zum Christentum und wurde in der Osternacht 387 in Mailand gemeinsam mit seinem Sohn Adeodatus getauft.

 

Nach seiner Taufe begab er sich wieder zurück nach Nordafrika. Am Landgut seines Vaters in Thagaste gründete er ein erstes Kloster.

 

Spontan auf einer Reise nach Hippo Regius zum Priester geweiht, baute er das so genannte „Gartenkloster“ auf einem Grundstück, das ihm der Bischof von Hippo Regius, Valerius, zur Verfügung stellte. Nach dem Tod von Valerius wurde Augustinus sein Nachfolger.

 

Auch als Bischof gab er die klösterliche Lebensweise nicht auf und sammelte die Priester seiner Bischofsstadt um sich zu einem gemeinsamen Leben.

 

Schriftstellerisch trat Augustinus hervor durch die großen Werke „De civitate Dei“ (Der Gottesstaat) und „De trinitate“ (Die Dreifaltigkeit) und zahllose weitere Schriften, Briefe, Predigten, etc.

 

Großen Einfluss gewann Augustinus mit seinen „Confessiones“ (Bekenntnissen), einem autobiographischen Werk. Er starb am 28. August 430 in der Stadt Hippo Regius.
 

 

Die Ordensregel des heiligen Augustinus als pdf-download.

 


weitere Artikel zur Kraft der Ordensregeln

 


weitere Informationen zu

 

Der SONNTAG
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Ein Heiliger, der die Hand reicht – auch anderen Konfessionen und Religionen, wird er doch in der Ostkirche ebenso verehrt wie im Westen.

Papst mahnt: Synodaler Weg braucht mehr innerdeutschen Dialog

Papst Leo XIV. sieht den Reformprozess der deutschen Kirche noch nicht am Ziel. Beim Rückflug aus dem Libanon mahnte er mehr innerdeutschen Dialog an – und warnte vor Machtgefällen, die Stimmen vieler Gläubiger zum Verstummen bringen könnten. Vielfalt in der Synodalität sei kein Bruch, sondern Stärke.

Grünwidl: Kirche und Medien teilen Verantwortung für Wahrheit

Kirche und Medien tragen gemeinsam Verantwortung für Wahrheit, betonte der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl bei der Adventbegegnung mit ORF-Mitarbeitern.

Bürgermeister Ludwig: Bibelerzählung von Sturm am See „Anleitung für Politiker“

Herausforderungen mit kühlem Kopf zu meistern und die Nerven nicht wegzuschmeißen, könne man von der Bibel lernen, so der Wiener Bürgermeister bei der „Nacht der Stille“ im Stephansdom.

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Am Sonntag, 6. Juli 2025, legte Frater Dominicus Maria Armbruster OP in der Wiener Dominikanerkirche S. Maria Rotunda im Rahmen der Heiligen Messe die Feierliche (auch: ewige) Profess ab und gelobte damit, sich auf Lebenszeit an den Orden der Predige

Versprechen auf Lebenszeit gegeben

Am Sonntag, 6. Juli 2025, legte Frater Dominicus Maria Armbruster OP in der Wiener Dominikanerkirche S. Maria Rotunda im Rahmen der Heiligen Messe die Feierliche (auch: ewige) Profess ab und gelobte damit, sich auf Lebenszeit an den Orden der Predigerbrüder zu binden.

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Die KI-basierte Dialog-App mit spirituellen Inspirationen aus dem Gesamtwerk des Benediktinermönchs für den Alltag. Der Salzburger Entwickler und Informatikprofessor Pree: "App macht Bruder Davids Wissen für jüngere Generation lebendig".

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