Blick am Samstag Abend über das Vigilgelände mit 1,7 Millionen Jugendlichen in Madrid.
Blick am Samstag Abend über das Vigilgelände mit 1,7 Millionen Jugendlichen in Madrid.
Alle zwei bis drei Jahre versammeln sich hunderttausende Jugendliche aus aller Welt, um mit dem Papst gemeinsam ihrer Freude am christlichen Glauben Ausdruck zu verleihen. Vor 29 Jahren begann in Rom eine der spektakulärsten Erfolgsgeschichten der katholischen Kirche in jüngerer Zeit.
Es sollte eigentlich bei einem einmaligen Ereignis bleiben. Denn das von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1984 erstmals initiierte internationale Jugendtreffen stieß im Vatikan auf einigen Widerstand. Ein Jugendevent von solchen Ausmaßen erschien vielen als sehr gewagt. Doch dann begeisterte der Papst die 300.000 anwesenden Jugendlichen so sehr, dass er das "Jahr der Jugend" der Vereinten Nationen 1985 gleich zum Anlass für ein weiteres Jugendtreffen in Rom nahm, das diesmal mit tatkräftiger Unterstützung von Chiara Lubich, der Gründerin der Fokolar-Bewegung, organisiert wurde. Die Einführung regelmäßiger Weltjugendtage kündigte der Papst schließlich im Dezember 1985 an. Das Treffen am Palmsonntag 1986 in Rom gilt somit als erster offizieller Weltjugendtag.
Alle zwei bis drei Jahre finden seither Weltjugendtage an verschiedenen Orten der Welt statt. Ihre Organisation gelingt vor allem dank der aktiven Mitarbeit neuer geistlicher Initiativen, wie etwa "Gemeinschaft und Befreiung" (Communione e Liberazione), mit denen der Päpstliche Rat für die Laien bei der Planung zusammenarbeitet. Zwischen den großen Weltjugendtagen wird der Palmsonntag in den Diözesen der Welt als regionaler Weltjugendtag begangen.
Im Heiligen Jahr 2000 wurde Rom noch ein weiteres Mal Veranstaltungsort des Weltjugendtages. An die zwei Millionen Jugendliche stürmten damals in der Sommerhitze die Ewige Stadt, während die Römer ihre Stadt fluchtartig in Richtung Meer verließen. Die Medien sprachen von einem "katholischen Woodstock", das an Größe und Reichweite nur 1995 vom Weltjugendtreffen in Manila übertroffen wurde. Mit einer Teilnahme von mehr als vier Millionen Jugendlichen gilt der Weltjugendtag in der Hauptstadt der Philippinen als eine der größten Versammlungen der Menschheitsgeschichte überhaupt.
Dass in diesem Jahr ausgerechnet ein Papst aus Argentinien in der brasilianischen Stadt Rio de Janeiro den 28. Weltjugendtag – die diözesanen Weltjugendtage zählt man dazu – mit jungen Christen feiern wird, stellt eine große Chance für die Kirche in Lateinamerika dar. Papst Franziskus stammt aus diesem Kontinent, in dem 40 Prozent aller Katholiken weltweit leben, er spricht ihre Sprache und versteht die oft schwierigen Lebensumstände ihrer Umgebung. Brasilien ist – ähnlich wie andere Länder Lateinamerikas – ein Land voller Kontraste, wo Reichtum und Armut nebeneinander existieren, und wo Drogen und Gewalt in einigen Teilen zum Alltag gehören. Bereits der 2. Weltjugendtag fand 1987 in Lateinamerika statt – und zwar in Buenos Aires, der Heimat des neuen Papstes. Damals nannte Papst Johannes Paul II. die Jugend von Südamerika "Protagonisten einer zweifachen Hoffnung": Der Kontinent, dem sie angehören, sei wegen seiner großen An-
zahl an Christen ein "Kontinent der Hoffnung", und auch ihre Jugendlichkeit mache die Teilnehmer zu einem Zeichen der "Hoffnung für die ganze Kirche".
Beim ersten Jugendtreffen in Rom hat der Papst den Jugendlichen ein schlichtes Holzkreuz mit den Worten anvertraut: "Tragt dieses Kreuz hinaus in die Welt als ein Symbol der Liebe Christi zu den Menschen, und verkündet allen, dass wir allein durch den Tod und die Auferstehung Christi Heil und Erlösung finden können." Seit 1984 ist dieses Holzkreuz unterwegs und wird wie eine Staffel an das Gastgeberland des jeweils bevorstehenden Weltjugendtages weitergegeben: Von Rom aus wanderte es über Buenos Aires und Santiago de Compostela bis zu dem polnischen Wallfahrtsort Tschenstochau, dann weiter von Denver nach Manila, Toronto, Köln, Sydney und schließlich über Madrid bis nach Rio de Janeiro. Auch in diesem Jahr wird das Weltjugendtagkreuz bei einem Kreuzweg durch die Straßen getragen. Jedes Mal ist der Kreuzweg ein wichtiger Bestandteil des viertägigen Weltjugendtagprogramms.
Etliche Früchte sind aus den Begegnungen der Jugendlichen mit dem Papst hervorgegangen. In vielen Ländern haben sich Jugendgebetskreise und Anbetungsgruppen gebildet. Es entstanden auch neue Initiativen. Dazu gehört etwa die "Jugend 2000", eine Jugendbewegung im Dienst der Neuevangelisierung, die Prayerfestivals, Jugendwallfahrten, Katechesen, Fahrten zu Weltjugendtagen oder Wanderwochenenden durchführt, oder auch das Mediennetzwerk "Generation Benedikt", das sich 2005 nach dem Weltjugendtag in Köln gebildet hat und unter anderem Medienworkshops veranstaltet. Am Palmsonntag des Jahres 2003 übergab Papst Johannes Paul II. eine Marienikone als ein weiteres Symbol des Glaubens an die Jugendlichen mit den Worten: "Seht eure Mutter! Sie wird als Zeichen Marias mütterlicher Gegenwart nahe bei den jungen Menschen sein." Seither begleitet eine Kopie der berühmten Ikone "Salus Populi Romani", die in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore verehrt wird, das Weltjugendtag-Kreuz auf seiner Reise durch die Welt.
Als Motto des diesjährigen Weltjugendtages in Rio de Janeiro wurde die Aufforderung Jesu an seine Apostel ausgewählt: "Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern" (Mt 28,19). Benedikt XVI. ermutigte auf dem jüngsten Weltjugendtag in Madrid die Jugend, "den Ruf, Sauerteig zu sein, der den ganzen Teig aufgehen lässt" zu hören. Sie soll "der Welt die Hoffnung verkünden, die im Glauben begründet ist. Gebt ein großmütiges Zeugnis über euer Leben als Christen, besonders im Hinblick auf den nächsten Weltjugendtag in Rio de Janeiro". Dieser Ruf zur Mission gilt nicht nur den Jugendlichen in Brasilien, sondern der Jugend und allen Junggebliebenen der ganzen Welt.
Rom 1984
0,35 Mio.
Öffnet dem Erlöser die Türen
Rom 1985
0,35 Mio.
Christus ist unser Friede
I. Weltjugendtag Rom 1986
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt. (1 Petr 3,15 )
II. Weltjugendtag Buenos Aires 1987
1 Mio.
Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. (1 Joh 4,16 )
IV. Weltjugendtag Santiago de Compostela 1989
0,5 Mio.
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. (Joh 14,6 )
VI. Weltjugendtag Częstochowa 1991
1,6 Mio.
Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Kindern Gottes macht. (Röm 8,15)
VIII. Weltjugendtag Denver 1993
0,6 Mio.
Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. (Joh 10,10)
X. Weltjugendtag Manila 1995
4 Mio.
Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. (Joh 20,21)
XII. Weltjugendtag Paris 1997
1,2 Mio.
Meister, wo wohnst du? Kommt und seht! (Joh 1,38-39)
XV. Weltjugendtag Rom 2000
2 Mio.
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. (Joh 1,14)
XVII. Weltjugendtag Toronto 2002
0,8 Mio.
Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt. (Mt 5,13-14)
XX. Weltjugendtag Köln 2005
1,1 Mio.
Wir sind gekommen, um IHN anzubeten. (Mt 2,2)
XXIII. Weltjugendtag Sydney 2008
0,40 Mio.
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein. (Apg 1,8)
XXVI. Weltjugendtag Madrid 2011
1,7 Mio.
In ihm verwurzelt und auf ihn gegründet, fest im Glauben (Kol 2,7)
XXVIII. Weltjugendtag Rio de Janeiro 2013
erwartete 2 Mio.
Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. (Mt 28,19)