Die noblen Hochhäuser an der Copacabana werden umrahmt von Elendsvierteln, die sich die steilen Hänge hinauf ziehen. Papst Franziskus wird eine dieser Favelas besuchen. Die Wirtschaftskrise und Korruption führte zu den Protesten der letzten Wochen.
Die noblen Hochhäuser an der Copacabana werden umrahmt von Elendsvierteln, die sich die steilen Hänge hinauf ziehen. Papst Franziskus wird eine dieser Favelas besuchen. Die Wirtschaftskrise und Korruption führte zu den Protesten der letzten Wochen.
Viele Teilnehmer der brasilianischen Proteste rund um die Fußballspiele des "Confederations Cups" im Juni haben nun "große Hoffnungen für den Besuch von Papst Franziskus beim Weltjugendtag", so Sandra Quintela vom "Institut für alternative Politik für Lateinamerika" (PACS) in Rio de Janeiro.
"Wir erwarten von Franziskus, dass er die Forderungen der Straße anhört. Die Demonstranten haben etwas zu sagen, und nachdem sich der Papst bisher stark für soziale Gerechtigkeit geäußert hat, wird er auch zu ihren Anliegen eine Meinung haben und diese äußern", erklärte die Sozioökonomin, deren Institut ein Projektpartner der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA) ist.
Als besonders erfreulich bezeichnete es Quintela, dass im Rahmen des katholischen Großereignisses Ende Juli die jungen Besucher aus aller Welt ein Stück der "Realität des Landes kennenlernen" würden; nicht zuletzt gehört die Begegnung mit einheimischen Jugendlichen und die Mitwirkung an Sozialprogrammen in verschiedenen Regionen Brasiliens zum offiziellen Programm in der Woche vor dem Haupttreffen.
Die allgemeine Unmut über die Regierung Brasiliens sei groß, angesichts einer Vielzahl von Missständen: Quintela nannte hier die Preissteigerungen für Lebensmittel und den öffentlichen Transport, die Korruption in der Politik sowie die besonderen Probleme benachteiligter Gruppen wie der indigenen Bevölkerung, der Betroffenen des Belo Monte-Staudammprojekts und jener Menschen, die aufgrund der Baumaßnahmen rund um die Fußballevents ihre Häuser verloren haben. Insbesonders bei Gesundheit und Bildung scheinen die Versäumnisse des Landes noch sehr groß.
Lobende Worte für die Protestwelle seines Landes hat kürzlich der Erzbischof von Sao Paolo, Kardinal Odilon Scherer, in einem Interview mit dem Deutschlandradio gefunden: Sie bringe viel Gutes und Hoffnung, "ganz besonders, weil es viele junge Leute sind, die auf die Straße gehen und protestieren". Die Regierung habe wahrgenommen, dass es eine neue politische Kraft in der Bevölkerung gebe, und müsse nun darauf eingehen. Ziel sei, Brasilien gerechter zu gestalten: "Wir sind die fünftgrößte Wirtschaft der Welt, aber viele, viele Menschen bleiben arm und überleben nur, weil der Staat durch soziale Hilfe sie irgendwie unterstützt", so der Kardinal.
Für die Zeit des Weltjugendtages in Rio de Janeiro rechnet Scherer mit Protesten oder "Instrumentalisierungen des Papstbesuches". Das Kostenargument, mit dem die Demonstranten bisher vor allem die Ausgaben für die Fußballstadien kritisiert haben, träfen hier allerdings nicht zu: "Es gibt wohl auch Kosten, aber die werden ja nicht vom Staat gedeckt, sondern vom Volk selbst und von den Teilnehmern des Weltjugendtages, von der Kirche und von Spenden", stellte der Erzbischof klar.
Allerdings könnte die Protestwelle der letzten Wochen in Brasilien laut Medienberichten auch Auswirkungen auf den Besuch von Papst Franziskus haben. Aus Sicherheitserwägungen könnte beispielsweise der Besuch eines Armenviertels in Rio verkürzt werden, berichtet die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA. Ein Treffen mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft steht demnach sogar ganz auf der Kippe. Örtlichen Medienberichten zufolge könnte es am 21. Juli in Rio zu einer Großdemonstration gegen den katholischen Weltjugendtag kommen.