Junge Christen müssen oft gegen den Strom springen. Auf den Weltjugendtagen können sie frei katholisch sein.
Junge Christen müssen oft gegen den Strom springen. Auf den Weltjugendtagen können sie frei katholisch sein.
Ein Gespräch zwischen der Jus-Studentin Anna Leinigen und Pater Johannes Paul Chavanne von Stift Heiligenkreuz über die missionarischen Aspekte der Weltjugendtage, moderiert von Monika Schwarzer-Beig, Leiterin der Bildungsabteilung bei Missio.
Monika Schwarzer-Beig: Warum sind Sie das erste Mal zu einem Weltjugendtag (WJT) gefahren? Was war Ihre Motivation?
Anna Leiningen: So genau weiß ich das gar nicht mehr. Wir waren damals 50 Mädchen und mit dem Bus unterwegs. Uns wurde nur erzählt, dass Millionen von Jugendlichen kommen werden, und dass es dort toll wird. Wir sind also gefahren – ich war 16 Jahre alt – ohne genau zu wissen, warum und was uns dort genau erwartet.
Das war der WJT 2011 in Madrid, noch mit Papst Benedikt, und es war wirklich unglaublich toll. Beinahe zwei Millionen Jugendliche kamen auf einem riesigen Feld zusammen und haben dort übernachtet. Um zwei Uhr früh brach ein Gewitter los. Die Leute hielten ihre Iso-Matten über ihre Köpfe oder haben ihre Schlafsäcke in Händen gehalten um trocken zu bleiben. Nach 20 Minuten war der Sturm wieder vorbei.
Pater Johannes Paul Chavanne: Mein erster WJT war mit Papst Johannes Paul II. in Toronto. Das war im Jahr 2002. Ich war damals 19 Jahre alt. Im Vorfeld reisten wir durch die USA, unter anderem nach New York, zu den Niagarafällen, dann auch nach Québec in Kanada. Die nette Gruppe und die spannende Reise waren eigentlich meine Hauptmotive. Mein nächster WJT war 2005 in Köln, und dann 2008 in Sydney, diesmal zum ersten Mal als Mönch mit einer kleinen Gruppe. Der kommende WJT wird mein erster als Priester und insgesamt mein vierter sein.
Monika Schwarzer-Beig: Manche meinen, die WJT seien nur ein Event ohne Nachhaltigkeit.
Pater Johannes Paul Chavanne: Natürlich kann es sein, dass es nur bei einem einmaligen Höhepunkt bleibt, der sich dann auf das Leben kaum auswirkt. Es ist wohl Aufgabe der Jugendseelsorge und der vielen dort entstehenden Gruppen, den Geist des WJT in den Alltag hineinzuübersetzen und ihm damit Nachhaltigkeit zu verleihen. Bei uns ist das auch passiert: In Toronto haben einige Mädchen eine Gebetsgruppe gegründet, bei der ich dann auch dabei war. Später hat mich der WJT in Köln sehr in meiner Berufung gestärkt. Er fand kurz nach der Wahl Papst Benedikts statt, der dann gleich in sein Heimatland gereist ist.
Man hat sich im Vorfeld gefragt: Wird in Deutschland eine gute Stimmung sein? Das Resultat war phänomenal: Man hat gesehen, dass der Glaube nichts Kompliziertes und Schweres ist, bei dem man die Mundwinkel immer hinunterziehen muss, sondern etwas sehr Schönes, Fröhliches. Auch die vielen Priester und Ordensleute haben mich bestärkt. Die gesamte Weltkirche kommt zusammen. Man sieht viele Zeugnisse, an denen sich der eigene Glaube entzündet.
Anna Leiningen: Die WJT haben durchaus viel von einem Pop-Event, aber es ist auch wichtig, dass Jugendliche so das erste Mal erleben, dass die Kirche jung ist und dass sie lebt. Man sieht, dass man nicht der einzige Jugendliche ist, der die hl. Messe besucht, vor allem, wenn man auf dem Land lebt und sonst nur mit Leuten, die über 70 sind, in den Kirchbänken sitzt. Natürlich wird man durch die Teilnahme am WJT nicht automatisch heilig, aber zumindest springt der Funke über. Vielleicht braucht es gerade so ein Groß- Event, um zu zeigen, wie allumfassend die Kirche ist und wie groß der Glaube auf der ganzen Welt ist. Das bekommen wir ja ansonsten nicht mit.
Pater Johannes Paul Chavanne: Ja, man sieht, welche Dimensionen die Kirche hat. Das denke ich mir auch immer, wenn ich in Rom bin.
Anna Leiningen: Es ist lustig zu sehen, wie unterschiedlich Jugendliche aus verschiedenen Kulturen den Glauben feiern. Besonders dynamisch sind etwa die Spanier. Sie singen Sprüche wie „Esta es la juventud del Papa!“ („Dies ist die Jugend des Papstes“) in Sprechchören.
Pater Johannes Paul Chavanne: Manche junge Menschen haben sich bekehrt. In Toronto war in unserer Gruppe eine junge Frau dabei, die damals aus der Kirche ausgetreten war. Heute ist sie Ordensschwester.
Monika Schwarzer-Beig: Sind die WJT missionarisch?
Pater Johannes Paul Chavanne: Ich sehe zwei Dimensionen: Einerseits inspirieren sich die Teilnehmenden gegenseitig durch ihr Zeugnis, das Mitbeten und den Empfang der Sakramente. Das bestärkt speziell junge Leute, die als Christen oft gegen den Strom schwimmen müssen. Dort dürfen sie ganz frei katholisch sein. Andererseits erfahren viele Menschen über die Medien von dem WJT. Die vielen jungen Menschen, die Jesus nachfolgen, sind auch für sie ein Zeugnis.
Anna Leiningen: Ich finde WJT sind missionarisch, weil man einfach Freunde auf eine Reise nach Südamerika oder Osteuropa einladen kann. Am Ende steht der WJT. Das ist einfacher, als sie zur Sonntagsmesse einzuladen. Auf so einer Reise kann man Leute ganz anders kennenlernen und auch Jesus anders kennenlernen als im normalen Umfeld.
Monika Schwarzer-Beig: Wie laufen zurzeit die Vorbereitungen für den nächsten WJT in Krakau?
Pater Johannes Paul Chavanne: Gott sei Dank kümmert sich ein tolles, sehr engagiertes und professionelles Team von jungen Leuten um die Organisation – Zelte, Verpflegung. Die erste Woche machen wir Wanderexerzitien. Das hat sich aus Exerzitien in der Natur heraus entwickelt. Jeden Tag wandern wir 10 bis 15 Kilometer. Danach geht es mit Bussen weiter. Wir sind 100 Leute.
Man kann sich noch anmelden: Wandaexerzitien@gmail.com
Anna Leiningen: Ich bin unterwegs mit der Pfarre Pressbaum. Wir sind 30 Leute. Sehr schön ist, dass wir auch zwei syrischen Flüchtlingskindern die Teilnahme ermöglicht haben. Sie sind erst seit zwei Jahren in Wien und sprechen schon sehr gut Deutsch. Die eine studiert schon.
Monika Schwarzer-Beig: Spielt die Person des Papstes eine Rolle?
Anna Leiningen: Aus meiner Sicht ist das ganz egal. Als Jugendlicher kriegt man das gar nicht so mit. Ich werde nie die Aussetzung des Allerheiligsten auf der Copacapana in Rio vergessen. Drei Millionen Menschen knieten sich nieder und plötzlich herrschte totale Stille.
Monika Schwarzer-Beig: Würden Sie an den WJT etwas ändern?
Pater Johannes Paul Chavanne: Ich würde mir einen WJT in Afrika wünschen.
Der Weltjugendtag in Krakau steht unter dem Motto:
„Selig, die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt 5,7).
Fahrvarianten zum Weltjugendtag
Botschaft zum Weltjugendtag 2016 von Papst Franziskus
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