Papst Franziskus lud auf dem "Feld der Barmherzigkeit" Jugendliche ein, mit ihm im Papamobil zu fahren.
Papst Franziskus lud auf dem "Feld der Barmherzigkeit" Jugendliche ein, mit ihm im Papamobil zu fahren.
Mehr als 1,5 Millionen Jugendliche aus aller Welt pilgerten zum Weltjugendtag nach Krakau, um Papst Franziskus, Christus und andere gläubige Jugendliche zu treffen. Statt Bequemlichkeit zählten Begegnungen und Glaubensmomente.
Scharen von Jugendlichen, die zu einem Feld ziehen, um dort ihre Zelte aufzuschlagen und die Plätze mit bester Sicht auf die Bühne zu ergattern: Es erinnert an ein Musikfestival. Die mehr als 1,5 Millionen Jugendlichen aus aller Welt, die sich am 30. Juli zum "Feld der Barmherzigkeit" etwas außerhalb von Krakau aufmachten, bekamen zwar viel Musik geboten. Sie kamen jedoch, um die lebendige Kirche zu erleben, um den Papst, Christus und andere Jugendliche zu treffen. Sie kamen zum internationalen Jugendfestival, um als Katholiken in Gemeinschaft ihren Glauben an Gott zu feiern.
Es sei ein überwältigendes Gefühl, in dieser Menge an Menschen zu stehen, erzählt Maria, die mit der Gemeinschaft Emmanuel gekommen ist. „Wow, da sind so viele Menschen! Doch im Unterschied zu einem Rockkonzert oder einer Europameisterschaft haben wir beim Weltjugendtag alle dasselbe Ziel: Gott.“ Der Weg zum Höhepunkt des Weltjugendtages, zur Nachtvigil am Wochenende, war ein kilometerlangen Fußmarsch unter praller Sonne, auf dem die Schotterwege aufgrund der Menschenmengen oder Sicherheitskontrollen zu eng wurden und die öffentlichen Verkehrsmittel überlastet waren. Doch die Jugendlichen schwangen ihre Fahnen mit Motiven ihrer Nationen oder Bewegungen, sie stimmten Lieder und Gebete an oder – für viele das Schönste – sie lernten sich kennen. „Hier kommt man mit Freude und Offenheit mit anderen Menschen in Kontakt“, erzählt Barbara, die mit den Salesianern Don Boscos angereist ist. Die Stimmung und die Gemeinschaft, die vielen Gleichaltrigen, die die eigene Freude am Glauben teilen, motivierten die Jugendlichen zum Durchhalten. Und mehr: Viele Pilger erzählen danach, die Vigil und anschließende eucharistische Nachtanbetung war trotz aller Strapazen der Höhepunkt.
Wo die Jugendlichen Schlafplätze auf dem Feld gefunden haben, sich mit Planen, Rettungsdecken oder Regenschirmen Schatten gebaut haben, gehen sie aufeinander zu und tauschen ihre Hüte oder Armbänder. Oscar ist aus dem Taiwan gekommen und verschenkt Bänder mit Barmherzigkeitssprüchen an österreichische Pilger. Als Papst Franziskus am vergangenen Dienstag in Krakau angekommen ist, ist Oscar am Zaun gestanden und hat ihn aus wenigen Metern Entfernung gesehen, erzählt er: „Es war der schönste Momente meines Lebens!“ Wenige Stunden später ermutigt dieser Papst die Jugendlichen in der Aussendungsmesse, an eine neue Welt ohne Hass zwischen den Völkern zu glauben. Geht man vom Weltjugendtag aus, legen die Teilnehmer dafür den Grundstein. Schon auf dem Weg zum Feld strecke einem jemand die Hand zum High Five entgegen, erzählt Stefan, der mit der Schönstattjugend unterwegs ist. „Dann ein zweiter, ein dritter und am Ende gibt man 400 Leuten ein High Five!“ In dieser Menge fühle er sich als „Teil der großen, jungen, katholischen Kirche“ und fahre „mit dem Gefühl nach Hause, dass ich einen Auftrag habe und in dieser Welt etwas verändern darf “.
Der Appell zur Veränderung kam auch deutlich von Papst Franziskus. Schon beim Willkommensfest wünschte er sich eine „rebellische Jugend“, die Mut zur Veränderung hat. Bei der Vigilfeier fügte er das Bild hinzu, das Glück nicht mit dem Sofa verwechseln zu dürfen: „Wenn wir die Bequemlichkeit wählen, und das Glück mit dem Konsum verwechseln, dann ist der Preis, den wir bezahlen, sehr, sehr hoch: Wir verlieren die Freiheit.“ Worte, die den Nerv der Jugendlichen treffen. „Mir gefällt, dass der Papst nicht nur so daherredet, sondern wirklich ausspricht, was man tun soll“, freut sich Daniel, der mit der Katholischen Jugend Tirol gekommen ist.
Die Bequemlichkeit haben die Weltjugendtagspilger zumindest für vier Tage hinter sich gelassen. In der Stadt sind sie großteils zu Fuß unterwegs, vor Lokalen stehen sie in Schlangen, um ihre Essenstickets einzulösen, auf den Feldern harren sie bei jedem Wetter aus, um den Papst über Videowalls zu sehen, Schlaf und Hygiene stehen hinten an – doch die unbequemen Tage sind erfüllend. „Für mich ist es ein unglaubliches Erlebnis, das man in den Alltag mitnehmen kann. Ich zehre das ganze Jahr davon, wenn ich diese Mühen auf mich nehme und merke dann, wie lange das nachwirkt“, erzählt Georg, der im Rahmen von Wanderexerzitien in Begleitung von Heiligenkreuzer Patres nach Krakau gewandert ist. Kardinal Schönborn ist gemeinsam mit über 300 Jugendlichen mit dem „Praytrain“ angereist, einem von der Katholischen Jugend eigens gecharterten Zug von Wien nach Krakau. Darin habe er einen „Gebets- und Schlafrekord“ aufgestellt, wie er zu Beginn seiner Katechese erzählt. Im Zug war mit Disco, Anbetung und Beichte volles Programm und wenig Zeit für Schlaf. Und so setzen sich die Tage fort: wenig Schlaf, aber intensive Glaubenserlebnisse und Begegnungen.
In seinem Fazit vom Weltjugendtag denkt Kardinal Schönborn an den Begründer des Weltjugendtages, der aus Polen kommt: „Ein großes Vergelt’s Gott an Papst Johannes Paul II. Die Weltjugendtage waren die geniale Idee, und sie wirkt weiter. Die Weltjugendtage haben Anfang der 80er-Jahre begonnen, mittlerweile sind die Kinder und fast die Enkel der ersten Generation wieder auf Weltjugendtagen. Es macht mir Zuversicht für die Zukunft der Kirche. Alle Schwierigkeiten, die es gibt, alle Diskussionen, die notwendig sind – die Idee lebt.“ Die Frucht dieser Idee, die Erlebnisse des Weltjugendtages, all die Begegnungen und Glaubensmomente werden in den Jugendlichen lange nachwirken. „Der Weltjugendtag, könnten wir sagen, beginnt heute und geht morgen zu Hause weiter, denn dort will Jesus dir von nun an begegnen“, gab Papst Franziskus den Jugendlichen in der Aussendungsmesse mit. Danach verkündete er: 2019 findet der nächste Weltjugendtag in Panama statt.
Der Weltjugendtag fand von 26.-31. Juli 2016 in Krakau, der Stadt des Hl. Johannes Paul II. und der Hl. Sr. Faustina, statt. Zum Höhepunkt kamen mehr als 1,5 Millionen Jugendliche aus 180 Nationen und allen Kontinenten, etwa 3.000 Jugendliche kamen aus Österreich. Es gab vier zentrale Ereignisse mit Papst Franziskus, Katechesen in den Muttersprachen der Jugendlichen mit Bischöfen aus ihren Ländern sowie kulturelles Programm im Rahmen des Jugendfestivals.
Thema Barmherzigkeit beim Weltjugendtag
WJT 2016: "Wir machen uns auf den Weg"
Schwerpunkt Weltjugendtag auf erzdioezese-wien.at