Weihbischof Stephan Turnovszky und die Österreich-Delegierte bei der Jugendvorsynode in Rom, Eva Wimmer.
Weihbischof Stephan Turnovszky und die Österreich-Delegierte bei der Jugendvorsynode in Rom, Eva Wimmer.
Jugendbischof Turnovszky erwartet von Synode "kein bissiges Schlussdokument", dafür aber nachhaltige Diskussionen.
Die bevorstehende Jugendsynode der katholischen Kirche soll eine anhaltende und nachhaltige Diskussion über die Rolle von Jugendlichen in der Kirche und den ihnen wichtigen Themen anstoßen. Dieser Hoffnung haben die Theologiestudentin Eva Wimmer, Österreichs Delegierte beim von Papst Franziskus einberufenen vorösterlichen Jugendtreffen zur Vorbereitung der Jugendsynode, und der österreichische "Jugendbischof" Stephan Turnovszky am Dienstag, 27. März 2018 bei einem Pressegespräch in Wien Ausdruck verliehen.
"Jugendliche möchten in der Kirche mehr Verantwortung übernehmen und wirklich gehört werden", betonte Wimmer, die in der vergangenen Woche zusammen mit 300 jungen Delegierten aus aller Welt an der "Vorsynode" in Rom teilgenommen hat.
Nach den einwöchigen Beratungen hatten die Teilnehmer aus allen Kontinenten, darunter Nichtglaubende und Angehörige anderer Religionen, dem Papst am Palmsonntag ein zwölfseitiges Abschlussdokument überreicht, dessen Inhalte in die Beratungen der Bischöfe bei der eigentlichen Synode von 3. bis 28. Oktober im Vatikan einfließen sollen. Das Papier, in das auch Beiträge von 15.000 registrierten Internetnutzern einflossen, schildert verschiedene Aspekte der Lebenswelten junger Menschen weltweit, fragt nach Möglichkeiten, angemessene Lebensentscheidungen zu treffen und fordert die Kirche auf, offen und transparent auf junge Menschen zuzugehen.
Wimmer sprach am Dienstag von einem Dokument mit "sehr starken Botschaften", das viele sehr unterschiedliche Positionen verbinde und das sie gut vertreten könne. Sie hob die im Abschlusspapier enthaltene Forderung nach einer ständigen Jugendkommission in der römischen Kurie hervor, damit Jugendliche "nicht nur zu jugendrelevanten Themen befragt werden, sondern in allen kirchenpolitischen Themen Mitspracherecht haben". Sie selbst vermisse auch "sehbare Frauen" in Führungspositionen der Kirche, weshalb ihr die entsprechenden, von den Jugendlichen formulierten Passagen zur Rolle der Frau in der Kirche, besonders wichtig seien.
Nicht gelungen sei es im Dokument festzuschreiben, dass bei der eigentlichen Synode im Herbst auf jeden teilnehmenden Bischof auch ein Jugendlicher als Hörer kommen soll. Man habe das Thema aber beim Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri mehrfach deponiert. Ziel müsse jedenfalls sein, so Wimmer, "dass wirklich die Jugendlichen bei der Synode im Herbst gefragt werden und mitreden können".
"Jugendbischof" Turnovszky, der offizieller Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz bei der Synode in Rom sein wird, zeigte sich überzeugt, dass das von den Jugendlichen erarbeitete Dokument bei der Erstellung des offiziellen Vorbereitungsdokuments (Lineamenta) für die Synode besonderes Gewicht erhalten werde. Bei der Weltbischofssynode selbst erwarte er einen "breiten Austausch", nicht jedoch ein "bissiges Schlussdokument", da dieses schließlich viele unterschiedliche Menschen einbinden solle, wie der Wiener Weihbischof meinte. Er setze aber darauf, so Turnovszky, dass die Synode - so ähnlich wie nach der Familiensynode mit dem Dokument "Amoris laetitia" - eine nachhaltige Diskussion angestoßen werde. Ein "markantes" Thema werde wohl die Rolle der Frau in der Kirche sein, prognostizierte der Jugendbischof.
"Sehr erfreulich" sei, dass bei der Vorbereitung der Jugendsynode der Kreis der Befragten und Involvierten noch größer sei, als bei der Familiensynode, hob Turnovszky hervor. Der Papst bemühe sich um einen Erneuerung der Kirche und vertraue dabei auf die vielen "Wirkmöglichkeiten des Heiligen Geistes", verwies der Bischof u.a. auf die Einbindung von Nicht-Glaubenden. "Es ist schön, dass der Papst alle Tore öffnet, damit sich die Kirche vom Heiligen Geist führen lässt", sagte Turnovszky.
Wimmer berichtete, dass sie Franziskus beim Jugendvorbereitungstreffen als "extrem authentisch" erlebt habe, der Papst habe sich auch sehr viel Zeit für die Begegnungen genommen. Dass Franziskus gleich in seinen Eröffnungsworten die Jugendlichen dazu aufgerufen habe, risikobereit zu sein, habe sich zudem positiv auf die Beratungen ausgewirkt. "Das war für uns eine Bestärkung. Wenn in den Diskussionen jemand gesagt hat, dass etwas kirchenrechtlich nicht möglich ist, gab es immer jemanden, der meinte: 'Der Papst hat gesagt, wir sollen etwas riskieren und auch kritisieren.'"
Jugendbischof Turnovszky kündigte an, dass ihn Jugendliche aus Österreich im Herbst zum Synodentreffen nach Rom begleiten würden. In welcher Form das stattfinden soll, wird derzeit noch geplant. Fix ist hingegen das Projekt "Jesus in the City", beim dem von 7. bis 10. Juni mit Wiener Neustadt eine ganze Stadt "verwandelt" und die Atmosphäre eines kirchlichen "Weltjugendtages im Kleinen" erlebbar werden soll. Die Kirche lädt dabei junge Menschen aus ganz Österreich zu einem "Fest des Glaubens" ein, das Mission und Soziales verbinden soll.