Im Klerikalismus sieht Jugendbischof Stephan Turnovszky eine "Deformation von Klerikalität".
Im Klerikalismus sieht Jugendbischof Stephan Turnovszky eine "Deformation von Klerikalität".
Bischof in Interview am Rande der Jugendsynode in Rom: "Bild für Priestertum ist Fußwaschung und nicht, andere sollen mir Füße waschen"
Der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky hat den Klerikalismus in der Kirche kritisiert. Dieser schade "nicht nur dem Volk Gottes, sondern auch den Priestern selbst", sagte der Wiener Weihbischof in einem Interview am Rande der derzeit im Vatikan tagenden Jugendsynode. Er sei sehr froh, dass Papst Franziskus auf das Problem des Klerikalismus aufmerksam mache und sich ihm entgegenstellt. "Das Bild für das Priestertum ist die Fußwaschung. Klerikalismus wäre umgekehrt zu sagen: Die anderen sollen mir die Füße waschen", erklärte Turnovszky.
Im Klerikalismus sieht der Jugendbischof eine "Deformation von Klerikalität". Letztere bestehe eigentlich darin, dass es das geweihte Amt in der Kirche gibt zum Dienst für das Volk Gottes. "Die Korruption der Klerikalität, die zu Klerikalismus führt, besteht darin, dass man das geweihte Amt für sich selbst und nicht für den Dienst an den anderen verwendet, also für das Ego und den eigenen Komfort", so Turnovszky.
Der Jugendbischof äußerte sich in einem Interview für den Youtube-Kanal "Eva und die Jugendsynode". Die Theologiestudentin Eva Wimmer, von 2015 bis 2017 Vorsitzende der Katholischen Jugend Oberösterreich und im März 2018 österreichische Delegierte beim offiziellen Vorbereitungstreffen ("Präsynode") zur Jugendsynode, informiert dort mit kurzen Videos über den Fortgang der noch bis Ende Oktober andauernden Synodenversammlung. Vor Ort in Rom führt sie dazu Interviews mit Synodenmitgliedern, aber auch anderen Gesprächspartnern, die sich dieser Tage zur Synode in Rom aufhalten.
Im aktuellen Videobeitrag gibt Jugendbischof Turnovszky auch einen kurzen Einblick in die Beratungen der laufenden, zweiten Synodenwoche. Gemäß dem auch vom Arbeitsdokument der Synode vorgegebenen Dreischritt "Sehen - Urteilen - Handeln" sei zunächst im Fokus gestanden, wie die Situation junge Menschen heute wahrgenommen wird. Nun gehe es im zweiten Schritt darum, das Wahrgenommene zu beurteilen, bevor man am Ende zu Handlungsempfehlungen komme.
Wesentlich sei, so der Jugendbischof, etwa die Beschäftigung damit, was junge Menschen brauchen, damit sie sich entfalten können und ihre Berufung finden können, "also das, was Gott von ihnen möchte". Immer wieder sei unter den Synodenmitgliedern dabei die Ausbildung von Begleitern für die Jugendlichen Thema. Die Kirche brauche "Menschen, die qualifiziert sind junge Menschen zu begleiten - und zwar auf uneigennützige Art und Weise", sagte Turnovszky. Hier schwinge auch das Stichwort vom Missbrauch in der Kirche mit, ein Thema, so der Jugendbischof, das bei der Synode "explizit oder implizit immer wieder thematisiert wird".
Jugendsynode im Vatikan auf erzdioezese-wien.at