"Vorbereitung meiner heutigen Wortmeldung. #jugendsynode #synod2018", so Jugendbischof Stephan Turnovszky auf Instagram.
"Vorbereitung meiner heutigen Wortmeldung. #jugendsynode #synod2018", so Jugendbischof Stephan Turnovszky auf Instagram.
Österreichs Jugendbischof in Wortmeldung bei Bischofsversammlung. Kirche soll im Umgang mit Missbrauch, Hass im Netz und bei Ökologie "Vorreiterin" sein und dabei junge Menschen involvieren.
Die katholische Kirche soll im Umgang mit Missbrauch und Hass im Netz sowie in der Ökologie "Vorreiterin" sein und in diesen Bereichen junge Menschen involvieren. Das hat Österreichs Jugendbischof Stephan Turnovszky am Mittwoch, 17. Oktober 2018 in einer Wortmeldung bei der laufenden Bischofssynode in Rom vorgeschlagen. In seiner Wortmeldung ("Intervento"), die "Kathpress" schriftlich vorliegt, betonte der Wiener Weihbischof, Jugendliche erwarteten von der Kirche in erster Linie Glaubwürdigkeit - also "größtmögliche Übereinstimmung von Handeln und Lehre". "Abgestoßen" dagegen fühlten sie sich, wenn sie die Kirche als nicht besser als die übrige Welt empfänden.
Als Leitwort seiner Überlegungen nannte Turnovszky die Belehrung der Jünger durch Jesus im Matthäusevangelium (Mt 20, 25ff), wo die Kirche als "Kontrastgesellschaft" zum sonst üblichen Machtmissbrauch gekennzeichnet wird. "Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein", zitierte der Wiener Weihbischof.
Das in der Kirche heuer wieder aufgeflammte Thema Missbrauch nannte Österreichs Vertreter bei der Synode als einen jener Bereiche, die jungen Menschen besonders wichtig seien. Dass es auch in der Kirche zu Missbrauch kommt, sei "beschämend, aber auch eine Chance", wie Turnovszky vor den Bischöfen aus aller Welt darlegte. "Wir können mit einer ehrlichen und sauberen Aufarbeitung der Welt einen Dienst erweisen: Ergreifen wir als Kirche die Chance, beim Thema Missbrauch zu Vorreitern für die ganze Gesellschaft zu werden", appellierte der Bischof an seine Zuhörer. "Wir wollen das Thema nicht irgendwie erledigen, sondern mit Exzellenz!"
Sich dem Thema ehrlich zu stellen, Schuld öffentlich einzugestehen, Missbrauch begünstigende Strukturen ehrlich zu hinterfragen und auch zu verändern sei wohl ein "schmerzhafter" Prozess, der aber "nötig sein wird", sagte Turnovszky. Es gehe dabei nicht nur um sexuellen Missbrauch, "sondern um tiefsitzenden Machtmissbrauch in der Kirche, der Menschen unfrei und klein macht". Der Bischof riet, junge Menschen einzubinden, um all das grundlegend zu verändern "und so letztlich weit über die Kirche hinaus Gesellschaft segensreich zu gestalten, ihr zu dienen".
Gleiches solle für die Gestaltung der jungen Leuten vertrauten digitalen Welt gelten. Das Internet habe auch "dunkle und hässliche Seiten", wies Turnovszky hin: "Eine davon ist Hass im Netz", den es "erschreckenderweise auch auf katholischen Seiten" gebe: Dort in Foren zu lesende "Vorwürfe, Unterstellungen und Verdächtigungen" unterschieden sich zu wenig von dem, was man außerhalb der Kirche zu lesen bekomme. Der Bischof schlug vor, junge Menschen bei der Formulierung "ethischer Mindeststandards für katholische Internetseiten" zu involvieren. Z.B. könnte die Verwendung von Nicknames auf katholischen Websites als unerwünscht deklariert werden: "Wer auf katholischen Seiten etwas schreibt, soll namentlich dazu stehen und sich zeigen!" Auch hier der Aufruf Turnovszkys: "Gestalten wir mit jungen Menschen die digitale Welt ethisch und ästhetisch!"
Auch beim Umweltschutz solle die Kirche mit Hilfe der Jugend vorangehen, zumal sich die Politik - "weil Geld die Welt regiert" - hier kaum zu wirksamen Maßnahmen durchringe, wie Turnovszky bemängelte. Trotz der großen Beachtung der Öko-Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus habe die Kirche in diesem Bereich noch großen Aufholbedarf, und "noch assoziiert man Ökologie nicht mit 'katholischer Kirche'". Das solle sich auch durch die Mitwirkung der Jugend ändern, der "ein intaktes Haus zu hinterlassen" sei. Turnovszky rief dazu auf, junge Menschen etwa in den Pfarren ökologisch mitgestalten zu lassen, und er griff die Anregung eines jungen Auditors bei der Synode auf, dem Thema eine eigene Synode zu widmen.
Jugendsynode im Vatikan auf erzdioezese-wien.at
Wortlaut des Redebeitrags des österreichischen Jugendbischofs Stephan Turnovszky bei der Jugendsynode im Vatikan:
In den Nummern 138 und 139 (des Instrumentum Laboris) ist von einer neuen Form von Kirche die Rede, die vor allem eines sein soll: glaubhaft. Jugend erwartet von der Kirche in erster Linie Glaubhaftigkeit: das heißt größtmögliche Übereinstimmung von Handeln und Lehre. Das erreichen wir durch Umkehr. So werden wir als Kirche durch Dienst zum Segen für die Welt.
Das erinnert mich an die Belehrung der Jünger durch Jesus: Mt 20, 25ff: "Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein."
Junge Menschen fühlen sich oft von der Kirche abgestoßen, weil sie empfinden, dass sie nicht besser ist als die übrige sie umgebende Welt. Sie vermissen das Heilige und Besondere in der Kirche, das Wahre, Gute und Schöne, für das sie sich gerne einsetzen würden, den Mehrwert für die Gesellschaft. Dafür wären sie gerne bereit, "vom Sofa aufzustehen" (Papst Franziskus).
Ich möchte nun beispielhaft drei Bereiche nennen, von denen ich meine, dass sie jungen Menschen besonders wichtig sind, und in denen wir als Kirche noch deutlicher der Gesellschaft dienstbar sein können, besonders wenn wir junge Menschen beteiligen:
1. Missbrauch
Bei euch soll es nicht so sein! Und doch ist es auch bei uns so. Das ist beschämend, aber auch eine Chance: Wir können mit einer ehrlichen und sauberen Aufarbeitung der Welt einen Dienst erweisen: Ergreifen wir als Kirche die Chance, beim Thema Missbrauch zu Vorreitern für die ganze Gesellschaft zu werden. Wir wollen das Thema nicht irgendwie erledigen, sondern mit Exzellenz! Dazu wird Schmerzhaftes nötig sein: sich dem Thema ehrlich stellen, Schuld öffentlich eingestehen, Strukturen ehrlich hinterfragen und verändern, wenn sie Missbrauch begünstigen. Es geht nicht nur um sexuellen Missbrauch, sondern um tiefsitzenden Machtmissbrauch in der Kirche, der Menschen unfrei und klein macht. Involvieren wir junge Menschen, um das grundlegend zu verändern und so letztlich weit über die Kirche hinaus Gesellschaft segensreich zu gestalten, ihr zu dienen!
2. Soziale Medien
Das Internet hat bekannter Weise seine dunklen und hässlichen Seiten. Eine davon ist Hass im Netz. Das gibt es erschreckenderweise auch auf katholischen Seiten: Was in katholischen Foren an Vorwürfen, Unterstellungen und Verdächtigungen zu lesen ist, unterscheidet sich zu wenig von dem, was man außerhalb der Kirche zu lesen bekommt. "Bei euch soll es nicht so sein!" Ich schlage vor, dass wir junge Menschen bei der Formulierung ethischer Mindeststandards für katholische Internetseiten involvieren. Zum Beispiel wäre es doch möglich, die Verwendung von Nicknames auf katholischen Websites als unerwünscht zu deklarieren: Wer auf katholischen Seiten etwas schreibt, soll namentlich dazu stehen und sich zeigen. Das wäre eine Entwicklung zum Vorteil für die ganze Gesellschaft. Gestalten wir mit jungen Menschen die digitale Welt ethisch und ästhetisch!
3. Ökologie
In der ganzen Welt ist Umweltschutz ein Thema, und doch ringt sich die Politik kaum zu wirksamen Maßnahmen durch - weil Geld die Welt regiert. "Bei euch soll es nicht so sein!" Involvieren wir vermehrt junge Menschen, um die Kirche auch in diesem Bereich zu einer Vorreiterin zu machen. Sie hat da noch großen Aufholbedarf. Der Anschluss an die Gesellschaft ist Gott sei Dank durch die Enzyklika "Laudato si'" gelungen, aber noch assoziiert man Ökologie nicht mit "Katholischer Kirche". Das soll sich ändern, weil der Dienst an den nächsten Generationen in erster Linie darin besteht, ihr ein intaktes Haus zu hinterlassen. Lassen wir junge Menschen Kirche ökologisch gestalten, sowohl in den Pfarren, als auch eine Synode betreffend, wie es ja bereits von einem jungen Auditor angeregt wurde.
Soweit meine drei kleinen Vorschläge, um die Glaubwürdigkeit der Kirche durch die Beteiligung junger Menschen zu erhöhen. Ich möchte abschließend betonen, dass es mir nicht um ein horizontales Verständnis von Kirche geht. All das Genannte werden wir nur erreichen können, wenn wir nicht dem Geist der Welt, sondern dem Geist Jesu Christi - besonders durch die Feier der Sakramente - verbunden sind: Das ist der Kern aller Glaubwürdigkeit.