Pressegespräch in Rom mit dem deutschen Kardinal Reinhard Marx.
Pressegespräch in Rom mit dem deutschen Kardinal Reinhard Marx.
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz vor Journalisten: Keine lehramtlichen Äußerungen dazu zu erwarten, Sexualität "nicht Kern der Botschaft Jesu". Aufgabe der Kirche vor allem "verständlichen Weg" zu finden, ohne Lehre aufzugeben.
Kardinal Reinhard Marx sich gegen eine Konzentration auf Fragen der Sexualität bei der in Rom tagenden Jugendsynode gewandt. Es sei "keine Synode, die lehramtlich etwas über Sexualität äußern will". Im Mittelpunkt stünden die Begleitung von Jugendlichen und die Vermittlung der kirchlichen Lehre, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch, 24. Oktober 2018 vor Journalisten im Vatikan.
Marx betonte, es gehe auch darum, auf junge Leute zu hören. Die Synodenteilnehmer könnten nicht von sich aus definieren, wie Jugendliche sich empfänden. Am Ende müsse man in Sprache der Kirche einen Weg finden, der für alle verständlich sei. Dieser Weg werde jedoch nicht die Lehre der Kirche aufgeben.
Beim Thema Sexualität müsse man darauf achten, dass es nicht "von allen möglichen Seiten für ideologische Schlachten" benutzt werde, so Marx. Er könne sich vorstellen, das Thema bei Studientagen oder einer eigenen Synode zu vertiefen. Fragen der Sexualität seien nicht der Kern der Botschaft Jesu.
Marx verurteilte erneut sexuellen Missbrauch durch Kleriker, hob aber auch hervor, das Problem sei nicht in allen Ländern gleich präsent. Deshalb sei nicht wichtig, an welcher Stelle es im Abschlussdokument der Synode oder im Brief der Synode an junge Leute auftauche. Entscheidend sei, dass die Kirche wieder Vertrauen aufbaue. Letztlich gehe es um Machtmissbrauch, so der Kardinal. Er gehe sehr davon aus, dass "auch das Thema des Missbrauchs der Macht, auch des geistlichen Missbrauchs", in die abschließenden Äußerungen der Synode einbezogen werde.
Kardinal Marx sprach sich in der Synoden-Pressekonferenz weiters für eine stärkere Beteiligung von Frauen in Leitungsstrukturen der katholischen Kirche aus. Seine Vision sei, dass "viel mehr Frauen, vielleicht sogar noch mehr als in den Parlamenten, auch in den Gremien der Kirche präsent sind, wo Entscheidungen gefällt werden", sagte der DBK-Vorsitzende vor Journalisten in Rom. Das gelte auch für die Kurie. Die Beteiligung von Frauen sei "eine Frage der Gerechtigkeit, aber auch ein Zeichen der Zeit".
Besonders für junge Katholikinnen, die Leitungsverantwortung wahrnehmen wollten, entstehe der Eindruck, "wenn es auf die letzten Fragen ankommt, sind die Männer unter sich", so Marx. "Das ist eine falsche Vorstellung." Sein Wunschbild von Kirche sei nicht, dass die Priester die Kirche regierten. Allerdings werde in diesen Jahren bewusst, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) noch nicht umgesetzt sei. Papst Franziskus greife dessen Impulse neu auf; das werde auch bei der Jugendsynode deutlich, so Marx.
Die Frauenfrage sei "drängend" und werde dabei schon seit 50 Jahren erörtert. "Es ist allerhöchste Zeit", so der Kardinal. Die Beteiligung von Frauen an Führungsverantwortung sei eine "dringliche Aufgabe für die ganze Kirche"; sonst werde die Kirche zu Recht viele Frauen verlieren.
Jugendsynode im Vatikan auf erzdioezese-wien.at