Mit dem Bekenntnis zu einer stärkeren Öffnung für Laien ist die seit 3. Oktober im Vatikan tagende Weltbischofssynode zur Jugend zu Ende gegangen.
Mit dem Bekenntnis zu einer stärkeren Öffnung für Laien ist die seit 3. Oktober im Vatikan tagende Weltbischofssynode zur Jugend zu Ende gegangen.
Katholische Kirche müsse mehr Partizipation und Verantwortung auch für Laien bieten, besonders für Jugendliche und Frauen, so die Synodenbischöfe.
Mit dem Bekenntnis zu einer stärkeren Öffnung für Laien ist die seit 3. Oktober im Vatikan tagende Weltbischofssynode zur Jugend zu Ende gegangen. Um glaubwürdig zu sein, sei eine Kirchenreform nötig, erklärten die rund 270 teilnehmenden Bischöfe in ihrem am späten Samstagabend, 27. Oktober 2018 verabschiedeten Schlussdokument. Das prophetische Bild einer synodalen Kirche sei 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil noch immer nicht umgesetzt. Das 167 Artikel auf 55 Druckseiten umfassende Papier, das vorerst nur in italienischer Sprache veröffentlicht wurde, schildert Lebenslagen junger Menschen weltweit, wertet sie aus christlicher Sicht und schlägt Perspektiven für kirchliches Handeln vor. Betont wird zudem der synodale Charakter der Kirche.
Über die 167 Artikel stimmen die Synodenväter einzeln ab. Alle erreichten mindestens die für eine Aufnahme in das Schlusspapier erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Neben Bischöfen aus fast allen Ländern der Welt - mit dabei waren auch Kardinal Christoph Schönborn und der österreichische Jugendbischof Stephan Turnovszky - hatten auch knapp 50 Nichtkleriker als sogenannte Auditoren an der Synode mit dem offiziellen Titel "Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung" teilgenommen, unter ihnen 36 junge Katholiken unter 30 Jahren. Sie beteiligten sich an den Debatten, durften aber nicht über das Schlussdokument abstimmen.
Die Erfahrung ihrer Zusammenarbeit mit jungen Christen nennen die Bischöfe in ihrem abschließenden Schreiben eine "Frucht des Heiligen Geistes". Die katholische Kirche müsse mehr Partizipation und Verantwortung auch für Laien bieten, besonders für Jugendliche und Frauen. Die Bischöfe wenden sich gegen einen "Klerikalismus, der viele von Entscheidungsprozessen ausschließt", wie auch gegen eine "Klerikalisierung der Laien".
Jugendlichen Verantwortung in der Kirche zu überlassen, sei keine "Zusatzoption". In der Kritik Jugendlicher müsse die Kirchenleitung auch einen Ruf Gottes zur Umkehr und zur Erneuerung der Strukturen hören.
Die Bischöfe stellen fest, ein großer Teil der Jugendlichen betrachte die Kirche nicht mehr als ernstzunehmenden Gesprächspartner. Als Gründe dafür machen sie Missbrauchs- und Finanzskandale aus, aber auch die Unfähigkeit kirchlicher Amtsträger, auf Jugendliche einzugehen. Selbstkritisch bemängeln die Kirchenführer auch, die eigene Lehre nicht plausibel machen zu können. Teils stoße das Engagement von jungen Christen auf Autoritätsdenken und Misstrauen seitens der Amtsträger, die keine Leitungskompetenz abgeben wollten.
Auch die katholische Sexualmoral sei für viele Jugendliche ein Grund für die Entfernung von der Kirche. Im gegenwärtigen kulturellen Umfeld habe die Kirche Mühe, ihre Sicht von Körperlichkeit und Sexualität zu vermitteln. Damit Seelsorger glaubwürdig auftreten könnten, müssten sie selbst über affektive und sexuelle Reife verfügen.
In der Einleitung des 55-seitigen Endtexts wird erklärt, dass das Schlusspapier sowie das Arbeitsdokument ("instrumentum laboris"), auf dessen Basis die Synodenberatungen stattfanden, zusammen gelesen werden müssten, weil es einen "kontinuierlichen Bezug" zwischen den beiden gebe.
Anschließend wird im ersten Teil des Schreibens ein breites Themenfeld im Zusammenhang mit der Lebensrealität junger Menschen eröffnet, von der Gleichberechtigung der Geschlechter über Jugendarbeit in Pfarren, Formen des wirtschaftlichen und sozialen Ausschlusses, Säkularisierung, Bildung bis hin zur Ausbildung von Ordensleuten und Priestern.
Drei besondere "Scharniere" werden ausführlich genannt, wie das vatikanische Portal "Vatican News" in einer ersten Analyse festhielt: Zum einen die immer prägendere digitale Welt mit ihren positiven wie negativen Seiten. Zweitens wird die Situation der Migranten und Flüchtlinge erörtert. Dazu wird u.a. betont, dass das Phänomen der Migration "ein strukturelles Problem auf globaler Ebene" sei und nicht bloß ein "vorübergehender Notfall". Drei Artikel befassen sich auch mit dem Thema Missbrauch. Darin werden die verschiedenen Formen des Missbrauchs werden genannt und die Notwendigkeit der Aufarbeitung von der Wurzel an betont. Es braucht "rigorose Mittel der Prävention", heißt es im Text. Dank sprechen die Bischöfe den diejenigen aus, welche den Mut hatten und haben, den Missbrauch zu benennen und aufzudecken.
Im zweiten Hauptteil geht es wesentlich um die verschiedenen Dimensionen von Berufung, "mündend in der Einsicht, dass in einer pluralistischen Welt voller Optionen und in Lebenswegen voller Brüche Berufungen schwierig zu leben und zu halten sind", wie "Vatican News" zusammenfasst.
"Die Synode erkennt die Notwendigkeit der Förderung einer integralen Begleitung an, in der geistliche gut mit den menschlichen und sozialen Aspekten integriert sind", heißt es in der Folge mit Blick auf die schon während der Synode oft beschworenen Notwendigkeit der Begleitung junger Menschen auf ihrem Lebensweg durch die Kirche.
Teil drei des Schlussdokuments zu den Perspektiven kirchlichen Handelns wird mit der Bekräftigung der Bischöfe begonnen, junge Menschen als Priorität des Handelns der Kirche zu sehen. Zeit und Energie müssten aufgewendet werden für einen gemeinsamen Weg "mit den jungen Menschen, nicht nur für sie".
Die Umsetzung liege wesentlich bei den Ortskirchen. Viel Wert gelegt wird laut "Vatican News" in diesen Passagen des Abschlussdokuments auf den "synodalen Prozess" und darauf, dass Synodalität die Kirche selbst wie auch ihr verkündendes Handeln charakterisiert. Die Synode ende nicht mit der Abschlussmesse in Rom, betonen die Synodenteilnehmer. Sie sehen eine wichtige "Umsetzungsphase" in den Ortskirchen der Welt in den kommenden Monaten und Jahren vor und präsentieren das Abschlussdokument als "Karte, um die nächsten Schritte, zu denen die Kirche berufen ist, zu leiten".
Sieben Bereiche werden als "drängende Herausforderungen" bezeichnet. Migration gehört dazu, wo es gelte "Mauern nieder zu reißen und Brücken zu bauen". Ebenso die digitale Umwelt, die als "große Chance für Dialog, Begegnung und Austausch zwischen Menschen, sowie Zugang zu Information und Wissen" bezeichnet wird, aber auch eine Schattenseite mit "Einsamkeit, Manipulation, Ausbeutung und Gewalt" habe. Ausdrücklich warnen die Bischöfe auch vor den Folgen der Verbreitung von "Fake News", die "eine Kultur hervorgebracht haben, in der die Wahrheit ihre Kraft verloren zu haben scheint."
Die Beteiligung von Frauen auch in der Leitung der Kirche sei eine "Frage der Gerechtigkeit", wird drittens festgehalten. Die Präsenz von Frauen in kirchlichen Gremien "auf allen Ebenen, einschließlich in Leitungsfunktionen", und die Beteiligung von Frauen an kirchlichen Entscheidungsprozessen unter Wahrung der Rolle des geweihten Amtes sei von besonderer Bedeutung.
Viertens geht es um klare und offene Worte auf dem Gebiet der Sexualität; gleichzeitig müsse die Kirche sich klar gegen jede Diskriminierung und sexuell motivierte Gewalt wenden. Homosexuellen Menschen müsse geholfen werden, in "Freiheit und Verantwortung ihre Tauf-Berufung zu leben".
Den fünften Punkt in diesem Abschnitt bildet der Einsatz für Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung; das müsse sich auch in der Leitung und Gestaltung des kirchlichen Lebens wiederfinden. Als weitere Themen werden der interkulturelle und interreligiösen Dialog sowie die Ökumene genannt.
Abschließend drängt der Text darauf, für all diese Bereiche die richtige Aus- und Weiterbildung anzubieten. Hier macht die Synode drei konkrete Vorschläge: Zum einen sollten Laien, Ordensleute und Priester gemeinsam ausgebildet werden. Zweitens müsse die Seelsorge mit jungen Menschen fester Bestandteil der Ausbildung von Priestern und Ordensleuten werden. Und drittens solle die Erfahrungsdimension fest in der Ausbildungsordnung für Priester verankert werden.
Jugendsynode im Vatikan auf erzdioezese-wien.at