"Die Schöpfung nicht kaputt fahren", so der Wiener Weihbischof Scharl. Im Vorjahr konnten mit der Aktion 8,7 Millionen Autokilometer eingespart werden.
Die Initiative "Autofasten" der evangelischen und katholischen Kirche lädt bereits zum achten Mal in der Zeit von Aschermittwoch bis Karsamstag dazu ein, "heilsam in Bewegung zu kommen". Weihbischof Franz Scharl von der Erzdiözese Wien und der evangelische Wiener Superintendent Hansjörg Lein appellierten gemeinsam mit dem Projektpartner Verkehrsbund Ost-Region am Montagvormittag zur Teilnahme im Überdenken des eigenen Mobilitätsverhaltens durch den möglichst weitgehenden Verzicht auf das Auto und die Nutzung umweltschonender Fortbewegungsmittel. Im Vorjahr gab es österreichweit 14.600 eingetragene "Autofaster", ein Jahreszuwachs von acht Prozent. 8,7 Millionen Autokilometer und damit 1.720 Tonnen CO2 konnten dadurch eingespart werden.
"Es braucht einen anderen Lebensstil, ein Umdenken, einen Verzicht, damit wir eine lebenswerte Welt an unsere Nachfahren weitergeben können und die Schöpfung nicht kaputt fahren", so Weihbischof Scharl bei der Pressekonferenz vor dem "Autofasten"-Start. Fasten im Allgemeinen und Autofasten im Besonderen sei immer verbunden mit dem "Lernen des Maßhaltens" und zumal einer "Vorbereitung auf das Fest": "Die Aktion soll zeigen, dass es gerade in der Stadt auch ohne Auto geht."
Technische Lösungen alleine könnten keinen positiven Umschwung im Klimaschutz im Sinne einer "Klimafürsorge" mit sich bringen. Dafür brauche es auch den Mut zur Verantwortung gegenüber der Schöpfung und den Anderen, betonte der Weihbischof, der selbst ohne Auto unterwegs ist. Im urbanen Raum wie in Wien sei der Verzicht auf das Auto und die verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, das Fahren mit dem Rad, das Gehen zu Fuß oder die Bildung von Fahrgemeinschaften leichter als in ländlichen Regionen. "Nachhaltigkeit braucht freilich auch Optionen. Gerade in der Stadt sind die Angebote sehr vielfältig und man wird überrascht sein, wie viele positive Erfahrungen man macht, wenn man das Auto stehen lässt. Man wird freier und unabhängiger", ist Bischof Scharl überzeugt.
Für Hansjörg Lein, Superintendent der evangelischen Diözese Wien, ist Autofasten ein Schritt zu einer "heilsameren Bewegung": "Nur die sanfte Mobilität ist letztlich zukunftssichernd", so Lein, der einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen einem gesünderen Leben und der Förderung, dem Ausbau und der Benützung öffentlicher Verkehrsmittel und Radwege, dem bewussten Gehen zu Fuß und dem möglichst weitgehenden Verzicht auf das Auto sieht. Dafür möchte die Aktion "Autofasten" einen "Gusto machen" und "Neugier wecken, neue Erfahrungen zu sammeln": "Es gibt auch eine Autosucht, und zwar dann, wenn man sich ein Leben ohne das Auto gar nicht mehr vorstellen kann. Damit wird die Unabhängigkeit und freie Entscheidungsfähigkeit getrübt", so Lein.
Der evangelische Superintendent wies auch auf das Gefahrenpotenzial im Autoverkehr hin: "Das Auto - eine an sich tolle Erfindung, die aber gerade in der Stadt zunehmend zum Problem wird - ist ein gefährliches Instrument, öffentliche Verkehrsmittel sind wesentlich sicherer", so Lein, der die Aktion "Autofasten" auch als politisches Zeichen sieht: "Kirchen sollen sich einmischen, nicht in Parteipolitik und auch nicht moralisierend mit dem Zeigefinger. Sie sollen sich jedoch einbringen, indem sie sinnvolle Alternativen aufzeigen. Genau das geschieht mit dieser Aktion."
Die Initiative "Autofasten" wird österreichweit von den evangelischen und katholischen Kirchen durchgeführt, in Wien ist der Verkehrsbund Ost-Region (VOR) Projektpartner. In Linz etwa wird vom katholischen Familienverband zum Auftakt der Aktion am Aschermittwoch ein Auto verpackt werden, das bis zum Karsamstag verhüllt bleiben soll. Seit Beginn der Aktion im Jahr 2005 ist die Zahl der Teilnehmer und Unterstützer stetig gestiegen, im Vorjahr gab es einen Zuwachs von acht Prozent. Heuer haben sich die Initiatoren zum Ziel gesetzt, zehn Prozent neue Unterstützer - Registrierung auf www.autofasten.at - zu gewinnen.
Im Rahmen eines Gewinnspiels stellt der VOR 300 "Autofasten"-Tickets für Teilnehmer zur Verfügung, wie die VOR-Geschäftsführer Wolfgang Schroll und Thomas Bohrn informierten. "Dass die Aktion eine nachhaltige Wirkung hat, zeigen die Rückmeldungen: Demnach geben 51 Prozent der Teilnehmer an, auch nach Ende der 'Autofasten'-Zeit weniger mit dem Auto fahren zu wollen", so der Umweltreferent der Erzdiözese Wien, Markus Gerhartinger.
(red/KAP)