Die sterblichen Überreste der Hingerichteten konnten nach 1945 nicht mehr eindeutig identifiziert werden.
Die sterblichen Überreste der Hingerichteten konnten nach 1945 nicht mehr eindeutig identifiziert werden.
Neue Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz am Wiener Zentralfriedhof.
Vertreter der Politik und der Religionsgemeinschaften haben am Montag, 11. März 2013, auf dem Wiener Zentralfriedhof der Opfer der NS-Justiz gedacht.
Bei dem Gedenkakt - 75 Jahre nach dem "Anschluss" - wurde bei der Gräbergruppe 40 eine Nationale Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz eingeweiht.
An der Gedenkfeier nahmen unter anderem Bundeskanzler Werner Faymann, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer teil.
Für die Erzdiözese Wien nahm Weihbischof Franz Scharl teil, der ein Gebet sprach. Scharl erinnerte, dass auch die 1998 seliggesprochene Märtyrerin Schwester Maria Restituta Kafka, die vor 80 Jahren hingerichtet wurde, an dem Ort beigesetzt wurde.
Die Gedenkstätte befindet sich am Areal der "Gruppe 40", wo die Ermordeten auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal begraben sind. Im Wiener Landesgericht wurden während der NS-Zeit Hunderte Todesurteile vollstreckt. Die Leichen wurden entweder zuerst für medizinische Studien ans Anatomische Institut der Universität Wien gebracht oder sofort am Wiener Zentralfriedhof "formlos verscharrt", wie es im Text der geplanten Gedenktafel heißt.
"Wir dürfen nie die dunkelste Zeit in der Geschichte unseres Landes vergessen oder kleinreden", mahnte Bundeskanzler Werner Faymann in seiner Rede und forderte ein Vorgehen gegen derartige Tendenzen über die Parteigrenzen hinaus - auch gegen jene, die sich in der Gegenwart nicht davon abgrenzen könnten. Faymann zeigte sich aber auch davon überzeugt, dass man sich in dieser Sache "weit über alle Parteigrenzen in diesem Land" einig sei.
Für Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, in deren Zuständigkeit auch die Gedenkstätten fallen, ist die Gruppe 40 ein Ort, der wohl an das dunkelste Kapitel österreichischer Geschichte erinnere. "Die Menschen, die hier begraben sind, sind für mich auch Helden", erinnerte sie an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. "Niemand kann wirklich gut nachvollziehen, was die Opfer erlebt haben." Auch zukünftige Generationen könnten durch die Gedenkstätte lernen.
Die Widerstandskämpferin und KZ-Überlebende Käthe Sasso bedankte sich in ihrer Rede bei der Regierung für die Errichtung der Gedenkstätte und äußerte einen Wunsch: "Verewigt bitte hier auch die Namen jener, die nicht da liegen, die exhumiert wurden! Es waren mehr als 60." Und auch jene Opfer, die nach Deutschland verschleppt wurden, sollten berücksichtigt werden - "auch der mutige Franz Jägerstätter".
Die sterblichen Überreste der Hingerichteten konnten nach 1945 nicht mehr eindeutig identifiziert werden. Dieses Problem hatte sich auch im Zusammenhang mit dem Seligsprechungsverfahren für Schwester Restituta gestellt. Bei der erstmaligen amtlichen Sicherstellung ("Recognitio") der sterblichen Überreste konnten zuvor exhumierte Überreste nicht als jene von Schwester Restituta identifiziert werden.