Im Jahr des Glaubens präsentiert die Erzdiözese Wien die Serie: "Wie ich zum Glauben kam." 60 Mal erzählen Frauen und Männer, Jung und Alt, von ihren Glaubenserfahrungen.
Vom engagierten Yoga-Anhänger zum Weihbischof, so kann man den Weg von Weihbischof Franz Scharl kurz beschreiben. Gott war immer sein Begleiter, doch der Weg zum Priester ein langer. "Es war im Finale ein starker innerer Kampf, welche Richtung ich in meinem Leben einnehme", erklärt Weihbischof Scharl.
"Es war in der Zeit, als ich nach Wien gekommen bin, um Ethnologie zu studieren. Ich bin ein suchender Mensch, mich hat die Vielfalt sehr interessiert, das hat sich bis heute nicht geändert." Drei Erfahrungen seien letztens Endes ausschlaggebend gewesen: "Es war beim Yoga, als mir die Frage gekommen ist, ob ich nicht Priester werden könnte, das ist einfach so aufgetaucht. Ich habe aber gesagt, ich will etwas anderes. Ich wollte Yogameister und Philosophie-Professor werden.
Dann hatte ich einen Job als Nachtportier und kam auf dem Weg zur Arbeit immer an der Michaelerkirche vorbei, und dort ist die Frage Priester zu werden erneut ganz intensiv an mich heran getreten: Ist das nicht deine Berufung? Das habe ich dann erneut weggeschoben und gesagt, okay, das ist ein Kampf in mir. Das letzte Erlebnis war vor dem Audimax. Ich habe für die Yogi Gemeinschaft geworben – offensiv, wie ich es mache, wenn ich von etwas überzeugt bin. Dort habe ich den Eindruck gehabt, der Herr fragt mich, warum arbeitest du nicht für mich?
Diese Fragen haben ein großes inneres Ringen hervorgerufen. Ich musste mich dann entscheiden, sonst hätte es mich zerrissen. So bin ich in die Annakirche gegangen – es sind immer konkrete Orte, die mich begleiten – dort gibt es die Möglichkeit zur Anbetung und habe erwogen und entschieden, okay, ich versuche den Weg Priester zu werden.
Es hat dann noch etliche Jahre gedauert, denn ich wollte checken, ob ich noch ganz klar im Kopf bin, ob das eine kurzfristige oder längerfristige Sache war. Ich musste mich erst wieder bei den Katholiken 'akklimatisieren', ich kam aus der Philosophie und das war schon anders. Ich habe wieder begonnen zu ministrieren und mit dem Theologiestudium und es war alles stimmig. Im Juli 1986 bin ich ins Priesterseminar gegangen und habe gefragt, ob ich aufgenommen werde.
Gott ist die Liebe, das steht auf meinem Kreuz und ist gleichsam die Erklärung dafür, wie Leiden und Kämpfen für Gott und für die Menschen ertragbar und auch förderlich ist, nämlich nur dann, wenn Gott die Liebe ist und wenn das auch spürbar ist, wenn nicht das Leiden, sondern die Liebe das Dominante ist.
Und Gott ist Geist, das steht auf meinem Bischofsring. Das habe ich extra ausgewählt, Gott ist Leben schaffender Atem. Das volle Leben ist nur bei Gott zu finden. Viele Leute, wenn sie von Gott hören sagen, der belastet mich, der bedrückt mich, aber das stimmt nicht. Gott ist das volle Leben pur! Das ist Liebe pur! Das ist das, was mich fasziniert, wenn ich das in den Leuten wecken kann, dann werden sie auch aufgeweckt. Das ist ansteckend."