"Kirche ist Gemeinschaft", bald zu einem Schlagwort nach dem Konzil geworden, darf also nicht vornehmlich soziologisch verstanden werden, sondern theologisch.
"Kirche ist Gemeinschaft", bald zu einem Schlagwort nach dem Konzil geworden, darf also nicht vornehmlich soziologisch verstanden werden, sondern theologisch.
Am 25. Jänner 1959 kündigte Johannes XXIII. ohne vorherige Konsultation mit der römischen Kurie ein Konzil an. - Ein Kommentar von Weihbischof Helmut Krätzl.
Johannes XXIII. wollte ein pastorales Konzil, in dem die Kirche besser "die Triftigkeit ihrer Lehre nachweist", als Verurteilungen auszusprechen, ein Konzil des Dialogs mit anderen christlichen Kirchen, Religionen und der Welt.
Die römisch-katholische Kirche sollte sich innerlich erneuern, um so, mit der ganzen Menschheitsfamilie schicksalshaft vereint, dieser ihre Dienste besser anbieten zu können.
Der "springende Punkt" des Konzils, so sagte der Papst in der Eröffnungsansprache, sei nicht, den "kostbaren Schatz zu bewahren", sondern "einen Sprung nach vorwärts" zu machen, "der einem vertieften Glaubensverständnis und der Gewissensbildung zugute kommt".
Aus 70 vorbereitenden Entwürfen wurden schließlich 16 Dokumente verfaßt und mit jeweils großer Stimmenmehrheit verabschiedet. Inhaltlich kann man die Konzilsdokumente unter drei Gesichtspunkten zusammenfassen:
Leitgedanke ist die "Communio-Ekklesiologie". Damit wird eine spätestens seit dem 13. Jahrhundert einseitig christologische Begründung durch eine trinitarische abgelöst.
"Kirche ist Gemeinschaft", bald zu einem Schlagwort nach dem Konzil geworden, darf also nicht vornehmlich soziologisch verstanden werden, sondern theologisch. Kirche lebt in und von der Trinität, sie soll auch ihr "tätiger Ausdruck" , ihre Ikone sein.
Das bedeutet Einheit in Vielfalt, Zueinander von Charisma und Amt, gegenseitig aufbauende Kommunikation.
Das hatte Folgen für das gesamte Gottesvolk: An Stelle einer einseitigen Sicht der Kirche vom Klerus her tritt der übergreifende Begriff "Volk Gottes", der Hierarchie und Laien umfaßt..
"Gemeinsames Priestertum" und "Weihepriestertum" sind einander zugeordent. Laien sind nicht mehr Objekte kirchliche Betreuung, sondern mitverantwortliche Subjekte. Dies wird verwirklicht in eigenverantwortlichen Diensten der Laien (Religionslehrer, Pastoralassistenten, und so weiter.) und in ihrer Mitwirkung in Gremien. Ihr Glaubenssinn (sensus fidelium) als ein Kriterium bei der Wahrheitsfindung wurde wieder stärker betont.
Die trinitarische Sicht der Kirche hat auch Folgen für das Bischofskollegium. Sie unterstreicht die Kollegialität der Bischöfe mit dem Papst und untereinander. Die Selbständigkeit der Ortskirchen wird betont, "in und aus" denen die Kirche besteht. Kollegialität soll auch verwirklicht werden in den Bischofskonferenzen, die mehr Vollmacht bekommen, im neugeschaffenen Institut der römischen Bischofssynode und in der Internationalisierung der römischen Kurie.
Im Verhältnis der Kirche zur Welt sollte nun die gelebte Communio Vorbild für das Zusammenleben der Menschen und Völker sein, ist doch die Kirche "Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit".
Die Kirche wäre es aber der Welt schuldig ihr jenen Dienst anzubieten, zu dem sie sich im II. Vatikanischen Konzil, sicher unter Einwirkung des Heiligen Geistes, so zukunftsweisend bekannt hat.